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www.rhetorik.ch aktuell: (06. Jun, 2008)

Christoph Blocher - wie weiter?

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Dass Christoph Blochers Akzeptanz nachlässt, ist offensichtlich. Es steht im nicht nur seine Persönlichkeitsstruktur im Weg, nach der Abwahl folgte ein sturer, verbitterter, unnachgiebiger Blocher- SVP-Kurs, der nun auch in den eigenen Reihen nicht mehr goutiert wird.

Das Verhalten des sonderbaren Bruders "Gerhard" unterstreicht die missionarische Seite der Gebrüder Blocher. Christoph hätte sich längst von seinem Bruder Gerhard unmissverständlich distanzieren müssen.

Christoph Blocher könnte nämlich demnächst zur Hypothek der Partei werden. Dann stellt sich die Frage, ob Blocher nicht - schneller als vorgesehen - das Feld räumen sollte.

Der letzte Sonntag war der grösste Misserfolg des selbstherrlichen Politikers. Nach Polit-Kenner Iwan Rickenbacher folgt spätestens bei der Personenfreizügigkeitsfrage, Blochers Nagelprobe hinsichtlich Überleben auf dem politischen Parkett. Die Weichen könnten demnächst gestellt werden. Dies ist dann der Fall, wenn die SVP Christoph Blocher die Spaltung, und damit die Schwächung der Partei verdanken darf.

Der Rauswurf aus dem Bundesrat bei Blochers nicht ohne Spuren über die Bühne gegangen. Parteifreunde Blochers attestierten mir nach der Arenaanalyse im Sonntagsblick, Blocher habe nicht nur in der Arena fahriger und älter gewirkt. Auch in Meetings wirke er müder als früher und ergreife zu jedem Geschäft das Wort. Die Voten seien auch dort viel zu lang. Dieses uferlose Reden nerve. Er wiederhole sich meist und verheddere sich, suche zu oft nach Worten und Namen. Laut Tagesanzeiger vom 5. Juni soll ein SVP Mitglied sogar gesagt haben:

"Manchmal wird Blocher richtig kindisch. Ich hoffe, es kommt nicht so heraus, wie bei seinem Bruder!"


Das Alpha-Tier Christoph Blocher hat Mühe, ins zweite Glied zurückzutreten. In der Partei steht heute Toni Brunner vor ihm, was ein weiteres Spannungsfeld produziert. Im Bundesrat hat Blocher gar keine Nummer mehr. Dennoch reisst er alles an sich und vergisst, dass er jetzt auch dem Generalsekretariat nicht mehr drein reden sollte.

Vom "espace.ch" vom 6. Juni:

"Nach der Schlappe an der Urne vom Wochenende bröckelt der Mythos Christoph Blocher immer stärker.

Anfang Woche wandten sich verschiedene liberale Berner SVP-Politikern von der SVP Schweiz angewidert ab und damit auch von Blochers massgeblich mitgeprägtem Umgang mit den eigenen Leuten. Den zweiten Nadelstich setzte der Thurgauer SVP-Nationalrat Peter Spuhler am Mittwoch. Blocher könnte für die Partei zur Hypothek werden, sagte Spuhler in einem Zeitungsinterview. Der Aargauer Nationalrat Luzi Stamm bestätigte, dass parteiintern die Ablösung Blochers diskutiert werde.

Und nun beginnen auch im Dossier Personenfreizügigkeit SVP-Parlamentarier den Vorgaben Blochers den Rücken zu kehren. Dieser will die Ausweitung der Personenfreizügigkeit auf Rumänien und Bulgarien vom Steuerstreit mit der EU abhängig machen. Gelinge dies nicht, was absehbar ist, müsse die SVP das Referendum ergreifen. Spuhler geisselte schon im Januar dieses Vorgehen als gefährlich. Der Thurgauer bestätigte gestern auf Anfrage, dass er die Ausdehnung unterstützen werde. Und es werden immer mehr, welche dem Wirtschaftsflügel der SVP Folge leisten wollen. "Gerade nach der Niederlage bei der Einbürgerungsinitiative mehren sich die Stimmen, die einen solch schwierig zu gewinnenden Abstimmungskampf in Frage stellen", betont der Luzerner Nationalrat Felix Müri auf Anfrage. Er schätzt, dass diese Gruppe 10 bis 15 eidgenössische Parlamentarier umfasst.

Blocher mache immer öfters einen fahrigen Eindruck, wissen verschiedene SVP-Politiker hinter vorgehaltener Hand zu berichten. Auch von missverständlichen Telefonaten des Zürchers erzählen SVP-Parlamentarier. Dieser zwiespältige Eindruck des alt Bundesrates deckt sich ebenfalls mit den Beobachtungen von seinen zahlreichen Auftritten zur Einbürgerungsinitiative und seinen wenig geglückten Voten bei der "Arena"-Sendung. "


In den Medien scheint Blocher - ungeachtet der negativen Verhaltensweisen - noch nichts an Attraktivität eingebüsst zu haben. Radio DRS interviewt ihm in der Samstagrundschau vom 7. Juni. Alle reden von ihm. Der abgewählte Bundesrat stellte sich diese Woche einer erstaunlich kritischen Befragung in der jüngsten "Weltwoche". Solange Blocher Einschaltquoten bringt, müssen wir trotz der rhetorischen Mängel mit seiner Medienpräsenz rechnen. So lange wird er jedenfalls auf der Politbühne eine Rolle spielen. Blocher bleibt so oder so ein Phänomen. Alle, die sich mit Rhetorik oder Medienrhetorik auseinandersetzten, kamen während vieler Jahre in Diskussionen oder in Seminaren zwangsläufig einmal auf Blocher zu sprechen. Sei es im positiven oder negativen Sinn. Auch dann, wenn er von der politischen Buhne abtreten würde, wird er noch lange ein Thema sein.




Nachtrag 8. Juni: Blochers Interviews im Radio DRS1 in der Samstagrundschau vom 7. Juni, dem Interview mit Matthias Ackeret im Blocher TV, und das Interview im Sonntagsblick vom 8. Juni:

In allen Interviews spricht er wieder klar, unmissverständlich und argumentiert erstaunlich geschickt. Die Antworten sind sind kurz, konkret und überdacht. Die Kernbotschaften kann er in allen Gesprächen und Interviews platzieren. Folglich kann man Blocher nicht einfach so leichtfertig als hörberhindert, überaltert, unkonzentriert usw. abtun. Es ist vorläufig noch mit ihm zu rechnen.



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