Die FDP büsste seit Jahren an Wählergunst ein. Die Partei sieht
zwar ein, dass hinsichtlich externer Kommunikation etwas geändert
werden muss. Doch wird nichts geändert.
Der Parteipräsident Fulvio Pelli signalisierte zwar an der letzten
Delegiertenversammlung erstmals Kritikfähigkeit. Er gesteht sogar
ein, dass die Botschaften zuwenig klar vermittelt worden waren
und versprach den Anwesenden, diese Botschaften
künftig konkreter zu formulieren. Er selbst wollte auf dem Deck
des Parteischiffes das Steuer weiterhin in der Hand behalten und liess
sich deshalb nochmals als Parteichef wählen. (Dies erinnerte uns
an Ospel, der nach dem Finanzdebakel unablässig wiederholte,
er wolle die UBS nicht feige auf dem Hinterausgang verlassen, sondern
die Angelegenheit persönlich noch in Ordnung bringen). Bestimmt
wäre es auch bei der FDP besser gewesen, Pelli hätte mit seinem
Rücktritt signalisiert: "Ich meine es ernst mit einer Aenderung des
Kommunikationsmanagements. Wir wagen einen Neubeginn - auch personell."
Seit Jahren beanstandeten wir nämlich unablässig das
Botschaftenmanagement der liberalen Bundesratspartei.
Die FDP verpasste es ständig, sich auf nur eine konkrete
Botschaft zu beschränken, damit sich diese in allen Köpfen
verankert konnte. Die SVP hingegen präsentierte immer nur auf
eine Botschaft. Diese wurde aber ständig - in vielen Variationen
- wiederholt. Zuerst ging es um das "Schwarze Schaf" (Kriminelle
Ausländer, die ausgeschafft werden müssen. Dann nur noch
um Blocher, der unterstützt werden müsse, weil angeblich
ein Geheimplan zur Abwahl bestehe). Wir erlebten bei den offensiven
SVP Kampagnen recht anschaulich, wie die anderen Parteien auf die SVP
Aktionen nur noch reagieren konnten und letztlich monatelang in der
Defensive verharrten.
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Die FDP wollte schon vor den Wahlen mit vier Projekten werben. Nachfragen
bei den Stimmbürgerinnen bewiesen: Niemand konnte uns auf Anfrage ein
Projekt konkret benennen. Unter dem fragwürdigen Slogan "Hopp Sviz"
war niemand fähig, sich etwas vorzustellen. Diese Plakataktion
war werbemässig der grösste Flop. (Klammerbemerkung: Im
Zusammenhang mit der Euro 08 hätte die Partei ohne Weiteres diesen
Hopp Schwyz Gedanken als Transportmittel einer Botschaft nützen
können. Beispielsweise: Die FDP schiesst das erste Tor, indem es
den Bundeshaushalt wieder ins Lot bringt. Die FDP wird ...)
Wenn ich bei Leuten nachfragte, was ihnen bei der den drei Buchstaben
FDP in den Sinn komme, hörte ich meist die Assoziationen wie:
Abzockerpartei, Wirtschaftspartei, Kopp. Spörry, Swissairskandal,
Honegger usw. Das sind alles negativ besetzte Namen oder Begriffe.
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Dass Pelli aus dem "Flop Schwyz"- sprich "Flop FDP"- immer noch nichts
gelernt hat, was konkretes Botschaftenmanagement heisst - macht folgender
Ausschnitt aus seiner Rede deutlich, die er anlässlich der DV
vom 30. Januar in Bern gehalten hat:
.... Aber uns wird
nichts geschenkt werden. Wir werden an zwei Fronten kämpfen
müssen, weil wir uns in einem Sandwich zwischen Rechts und
Mitte-links befinden. Zwei Feststellungen über diese Sandwichlage:
Die Erste: im Zentrum des Sandwich steht der Schinken, das beste, die
Qualität. Zweite Feststellung: Das ganze Sandwich wird gegessen,
nicht nur das Schinken. Brot und Schinken teilen das Schicksal. So im
Sandwich zu sein kann schlecht oder gut sein, je nachdem. Wenn es uns
gelingt, nicht nur eine Scheibe, sondern ein dickes Stück Schinken im
Sandwich zu legen, wird unsere Position besser. In diesem Sinne wollen wir
dicker werden. Wir wollen, dass die Vorbereitung des politischen Sandwichs
sich auf das Schinken, nicht an das Brot konzentriert, dass Schweizerinnen
und Schweizer die beste Sandwich vorbereiten, diejenige mit einem dicken
Inhalt. Inhalt. In der letzten Legislatur haben wir uns daran sehr
konzentriert, weil Inhalte zählen. Sie prägen die Politik. So
wie wir gewünscht hätten wurden wir aber nicht wahrgenommen. Im
Moment, wo sich die Kampagne auf anderes konzentriert hat als die Themen,
haben wir leider festgestellt, dass unsere Positionierung ungenügend
stark war, um die Bedeutung der FDP spüren zu lassen. Das Schinken
war nicht thematisiert, nur ein Stück Brot. Wie korrigieren jetzt
diese unbefriedigende Situation, nachdem im Dezember das Brot noch einmal
stark thematisiert wurde, aber dann auch gegessen? Wie geben wir dem
Schinken seine entscheidende Rolle wieder? 1. Wir verlieren keine Zeit
mit einer Selbstfindungsphase. Unser Programm für eine Schweiz in
Bewegung, eine erfolgreiche Schweiz enthält die Antworten für
die Herausforderungen der kommenden Jahre. Unsere vertiefte inhaltliche
Arbeit war und bleibt gut. 2. Ja, die Slogans und die vier Schweizen
- eine offene, eine intelligente, eine gerechte und eine wachsende
Schweiz - mögen zu theoretisch sein. 3. Ja - gewisse Themen wie
#Ordnungspolitik, innere Sicherheit und Umweltpolitik" haben wir aus
internen Harmoniebedürfnis noch nicht genug klar definiert. 4. Ja,
unser Programm ist noch zu breit um gut kommunizierbar zu sein. 5. Alles
richtig: Packen wir die Stiere bei den Hörnern. Fokussieren wir uns
auf drei bis vier unverwechselbare liberale Schwerpunkte und kommunizieren
wir sie mit hartnäckige Überzeugung. Unser Programm ist solid,
beantwortet die Herausforderungen ...
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Der Parteipräsident stellte in seiner Rede immerhin fest: Die FDP
hat sich zu wenig auf ihre Themen konzentriert (offen, intelligent,
gerecht, wachsend). Tatsächlich waren solche Begriffe billige
allgemeingültige Plausibilitätsformulierungen, die keine
konkreten Bilder auslösen ... Was heisst konkret "gerecht", "offen"
usw?
- Die Themen mit vier Teilen der Schweiz fand Pelli richtigerweise zu theoretisch.
- Die FDP Begriffe wurden - nach Pelli - zu wenig klar definiert
(Ordnungspolitik, innere Sicherheit, Umweltpolitik). Auch hier wieder
das nämliche Problem: Solche wohlklingenden, allgemeingültigem
Worte sind für die Bürger letztlich nur hohle Floskeln. Sie
wurden nicht konkretisiert und waren mit keinem Bild verknüpft.
- Pelli will zwar künftig klar und gut kommunizieren. Er sagte in
seiner Rede jedoch:
"Fokussieren wir uns auf drei bis vier unverwechselbare Schwerpunkte!"
Mit diesem Satz bewies er ein weiteres Mal, dass er hinsichtlich
Botschaftenmanagement nichts gelernt hat. Wieder spricht
er von mehreren Schwerpunkten. Mit vier abstrakten Projekten
erlitt er bereits im letzten Herbst Schiffbruch.
Es gibt nämlich bei Kommunikationsprozessen nur eine Dachbotschaft -
nicht mehrere.
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Auch der "Arena" vom 18. April sprach Pelli wieder von drei
Leuchttürmen - nicht von einem. Nach der Sendung habe ich mehrere
Personen gefragt, was wohl der FDP- Parteipräsident mit den
Leuchttürmen gemeint habe. So wie bei den Projekten im Wahlherbst
konnte mir niemand auch nur einen Leuchtturm konkretisieren.
Die Partei hat wieder mehrere vage, allgemeingültige, abstrakte
Schlagwörter in den Raum gestellt.
Auch auf der FDP Homepage muss man länger suche, was mit den
Leuchttürmen gemeint sein könnte. Man findet sie in
der Rede von Pelli.
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- Die FDP soll die Partei der Arbeitsplätze
- Die Partei des Nationalen Zusammenhalts und der Sicherung der Sozialwerke
- sowie die Partei des schlanken und bürgerfreundlichen Staates.
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Normalerweise hat aber jeder Berg oder Leuchtturm nur ein Spitze, nicht drei.
Das Auspalten auf drei Schwerpunkte ist bestimmt nicht so effizient, wie wenn
sich die Partei nur auf etwas konzentrieren würde. Konzentration
heisst generell, dass alle Kräfte auf einem Punkt zusammenströmen.
Für die FDP hat Konzentration angeblich eine andere Bedeutung.
Welches ist nun für die Liberale Partei das ein-deutige,
ein-drückliche, ein-fache, das wichtigste Kernthema, das unter
den Nägeln brennt? Welches Bild müsste künftig im
Langzeitgedächtnis verankert werden? Welcher konkrete Gedanke,
der ein-leuchtet und mit einem Bild oder einem Beispiel verknüpft
werden kann? Wir fragen uns bei den so genannten FDP Kernthemen:
- Mit welcher konkreten Massnahmen werden in der Schweiz Arbeitplätze erhalten?
- Was müssen wir konkret tun, damit der nationale Zusammenhalt gefestigt wird?
- Was heisst das konkret für die Bürger, wenn wir die Sozialwerke sichern wollen (Steuererhöhungen oder Sparen)?
- Auch unter einem "schlanken oder bürgerfreundlichen Staat" müsste man sich ein Bild machen können.
Ausser dem Leuchtturm hat die FDP keine Botschaft, die sich Bürger vorstellen können.
Fazit:
Solange die FDP wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen
ausklammert und plumpe Fehler nicht korrigiert,
sieht es für die Zukunft der FDP nicht gut aus. Als einige FDP Mitglieder
nach Pellis Vison, das vage Dreierpack beanstandeten,
negierte Pelli diese Kritik völlig und machte sich
auch noch über jenen Politologen lustig, der prognostizierte,
dass drei allgemeinen Botschaften die Stimmbürger nicht
gross bewegen werden.
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