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Erstaunlich wie ein Stück Stoff die Öffentlichkeit erregen konnte:
Calmy-Reys Kopftuch beim iranischen Präsidenten gab zu reden:
Selbst eine Iranerin, die gegen den Kopftuchzwang kämpft, war von
unserer Bundesrätin enttäuscht. Der Bundesrätin wurde vorgeworfen, sie habe mit ihrem verschleierten Auftritt vor dem religiösen Gottesstaat einen Kniefall gemacht. Politiker von rechts und links waren erstaunt. Viele fanden, dieses Verhalten wäre nicht notwendig gewesen. Christine Egerzegi sprach letztes Jahr auch ohne Kopftuch mit dem saudischen König. Sie war erstaunt, dass die Bundesrätin ein Kopftuch trug. Es sei nämlich völlig unnötig, ein Kopftuch zu tragen. Wahrscheinlich muss Micheline Calmy-Rey ihr Verhalten vor der Aussenpolitichen Kommission noch erklären. Für Darbellay liess die Bundesrätin mit ihrem Kopftuch den Respekt vor der Gleichberechtigung vermissen. Die Huldigung der Aussenministerin vor einem Holocaust-Leugner und Israelhasser wurde von keiner Seite verstanden. Wenn Calmy-Rey ihre Geste - als Respekt vor den Regeln des Gastlandes verstehen will - so würde dies heissen, sie repektiere auch die Unterdrückung von Millionen von Frauen und die Unterwerfung unter die Herrschaft der Männer.
Die NZZ am Sonntag vom 23. März meint, dass Calmy-Rey in die Propaganda-Falle getappt sei. Sie habe sich vom iranischen Regime instrumentalisieren lassen. Die USA und Grossbritanien äusserten umgehend Kritik: "Die Schweiz hat Iran die Möglichkeit gegeben, viel politisches Kapital aus dem Besuch zu schlagen." Calmy-Rey hingegen weist die Kritik zurück. "Ich würde es wieder tun", kontert sie. Calmy-Rey war sich nicht bewusst, was Bilder bewirken. Bereits gibt es auf YouTube einen Film über Calmy-Reys Begegnung mit dem Iranischen Präsidenten. Der Film ist mit einer Hymne unterlegt und kontrastiert mit harscher Kritik von jüdischer Seite. |
Nachtrag vom 29. März, 2008: Die populäre Bundesrätin schafft es immer wieder anzuecken. Auch im Kosovo wurde Sie für ihr Vorprellen kritisiert, weil Sie die Serben vor der Kopf gestossen hatte mit der medienwirksamen Eröffnung einer Botschaft. Sogar Alt- Nationalrat Ernst Mühlemann, der sich immer für die SP Bundesrätin stark gemacht hatte, fand, diese Geste hätte diskreter und diplomatischer aufgegleist werden müssen. Für mich hat die Bundesrätin seit je einen Hang zur Selbstdarstellung. Micheline Calmy-Rey scheint nun mit Ihrem Auftritt in Iran und dem Gasvertrag eine Grenze überschritten zu haben, die auch noch politische Folgen haben könnte. Sie ist aus meiner Sicht durch den Drang nach Medienpräsenz beim Präsident in Iran in eine PR Falle getappt. Der Kopftuchauftritt wurde jedenfalls meist als Anbiederung oder als Kniefall interpretiert vor einem totalitären Machthaber, der Israel vernichten will Calmy-Reys Bedürfnis nach Oeffentlichkeit (Rütli, Auftritt als Sängerin usw) könnte ihr langfristig doch noch zum Verhängnis werden, obwohl sie bei der Bevölkerung eine grosse Popularität geniesst. Von der Ringier Presse wurde sie stets getragen. Die SVP hat jedenfalls das Bild mit der lachenden Kopftuchträgerin zusammen mit Ahmadinejad in der ganzen Schweiz in Zeitungen als Grossinserat publiziert, um Parteimitglieder zu gewinnen. |
Nachtrag vom 31. März: Scharfe Kritik an Micheline Calmy-Rey.
Nachtrag vom 4. April: Bundesrätin Calmy- Rey nutzt die Medien und geht in die Offensive As ich die beiden Auftritte in der Rundschau (SF) und anderntags im Radio (3.April 08) hörte, hatte ich das Gefühl, jetzt wurde die Bundesrätin gebrieft und von einen Profi gebrieft und gezielt beraten. Im Fernsehen und im Radio nagelte sie ihre Botschaften hart und konsequent wiederholend:
Wir leiten die Frage an die Leser weiter:
Fehler sind im Alltag etwas Normales. Doch Uneinsichtigkeit - vor allem, wenn die gleichen Fehler wiederholt werden - kann so schnell saniert werden. Das jüngste Verhalten der Aussenministern mit dem Schleier war für mich noch peinlicher, als bei ihrem peinlichen Auftritt letztes Jahr, als sie sich singend als Schlagerstar auf der Bühne profilieren wollte. Calmy-Reys Auftritt in der Rundschau am 2. April machte der Oeffentlichkeit deutlich, dass der Aussenministerin fehlt leider die notwendige Selbstkritikfähigkeit fehlt. Die Aussenministerin fuhr Moderator Reto Brennwald ständig über den Mund, wehrte sich rechthaberisch in einem arroganten, giftigen, ungehaltenen Ton. Sie blieb völlig uneinsichtig, trotz der sachlichen Kritik. Die Bedenken aus den eigenen Reihen, aus Israel und USA und zahlreicher Parlamentarier negierte sie einfach. Andreas Gross SP sprach von unwürdigem Auftritt und bezeichnete Calmy Reys Verhalten als verheerend. Die Bundesrätin reagierte nach meiner Wahrnehmung so, als sei sie von einem Coach gezielt abgerichtet worden, der ihr beigebracht hat: Wiederholen Sie immer dasselbe! Nach dem Muster: 1. Punkt, 2. Punkt. Diese Struktur zog sie offensichtlich konsequent durch: 1. Ich bin für Dialoge 2. Ich musste ein Kopftuch tragen. Wollte der Journalist nachfragen, folgte postwendend der Einwand: "Lassen Sie mich ausreden!" "Ich bin noch nicht fertig. Zu Punkt 2. (und sprach immer wieder unbeirrt weiter. Den Journalisten liess Sie hingegen kaum ausreden)" Obschon das Kopftuch kein Zwang war und Calmy-Rey abstritt, dass andere Politikerinnen im Iran kein Kopftuch getragen haben (was übrigens nicht stimmt!), hat sich die Aussenministerin durch ihr starrköpfigen Verhalten dennoch positive Echos ernten können - vor allem von Frauen, die gerne auch so dominierend und "machahaft" kommunizieren möchten z.B. Eine Zuschauerin fand die Aussenministerin nach diesen Auftritten eine dynamische, mutige Power-Frau - eine starke Frau - der es gelang, den Moderator in die Schranken zu weisen. Ich habe von einer Frau ein Echo erhalten, die das harte, sture, verbissene Verhalten bewunderte und auch so sein möchte. Für mich war jedoch der Auftritt in der Rundschau alles andere als kommunikativ d.h. dialogisch. Das Verhalten hat für mich nichts mit dem Harvard Prinzip zu tun (Im wie freundlich - aber in der Sache hart bleiben). Vor allem die Kosovo Erklärung Calmy-Rey's wird von den meisten Politologen kritisch beurteilt. Diplomatie ist und bleibt eine vertrauliche, hintergründige, subtile Arbeit. Doch Micheline Calmy- Rey machte bereits nach ihrer Wahl zur Bundesrätin ihre Vorstellung deutlich, was sie unter "öffentlichen Diplomatie˛ versteht: Diplomatie muss öffentlich, offensiv über die Medien gepflegt werden. Im Radio Interview liess sie dieses umstrittene Thema (Der Journalist sprach dieses heikle Thema kurz an) wie ein heisse Kartoffel sofort fallen. Doch dies wäre genau der zentrale Punkt gewesen, bei dem ein grosser Dissens zwischen der offiziellen Diplomatie und der "öffentlichen Diplomatie" à la Calmy-Rey besteht. |
Nachtrag vom 5. April, 2008: Glosse von Pentti Aellig, in der SN, vom 5. April, 2008
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Nachtrag vom 8. April, 2008: Auch die jüdische Organisation Anti-Defamation League hat die Aussenministerin Micheline Calmy-Rey wegen des Gasliefervertrags mit dem Iran kritisiert. In einer Inseratenkampagne wird die Schweiz der Terrorismusfinanzierung bezichtigt. |
Nachtrag vom 11. April 2008: |
Nachtrag vom 11. Mai, 2008: Nachlese In der Rundschau und im Radio verteidigte Micheline Calmy-Rey ihren umstrittenen Auftritt im Iran. Das Bild mit der Aussenministerin, die sich lächelnd und mit einem islamischen Kopftuch bekleidet - am 17. März unter dem Bild des iranischen Ayatolla Khomeni - ablichten liess, nutzte die SVP postwendend, um die das unbedachte Handeln der Bundesrätin für eigene Zwecke umzumünzen. Fachleute sind sich einig: Micheline Calmy- Rey ist in eine PR Falle getappt. Doch will sie dies nicht einsehen. In den jüngsten Erklärungen fehlt jegliche Selbstkritik. Sie erklärte zuerst, das Tragen des Kopftuches sei für sie nur eine Höflichkeitsgeste. In den letzten Interviews hingegen (Rundschau wie auch im Radio) begründete sie konsequent das fragwürdige Verhalten mit dem Argument: Bei einer Unterredung mit dem Machthaber herrsche ein Kopftuchzwang!. Da verschiedene Frauen das Gegenteil behaupteten und Angela Merkel, wie auch Nationalrätin Egersegi beim saudischen König ohne Kopftuch zu sehen waren, interessierte es mich, herauszufinden, ob dies stimmt und im Iran tatsächlich ein derartiger Zwang besteht. Ich erkundigte mich an verschiedenen Orten, ob diese Vorschrift tatsächlich so bindend ist. Alle andern Aussenministerinnen und Premierministerinnen verzichten bewusst im der heutigen Situation mit dem iranischen Staatsoberhaupt persönlich zu reden. Ein paar Zitate:
Für die Aussenministerin ist jedoch das Kopftuches noch kein frauenfeindliches Symbol auch nicht für Menschenrechtsverletzungen, Man könne die Geisteshaltung eines Menschen nicht nach äusseren Zeichen ablesen. Es gehe um den Respekt vor den Sitten eines Gastlandes.
Kommentar: Bei Kommunikationsprozessen ist letztlich immer die Wirkung massgebend und die Wirkung bei Calmy-Reys Auftritt war in der Öffentlichkeit mehrheitlich negativ. Dass der Adressat bestimmt, wie etwas angekommen ist, will die Aussenministerin nicht einsehen. Selbstkritische Töne vermissen wir bei ihr seit Jahren. Sie hätte sagen können: "Ich bedaure, dass ich missverstanden worden bin usw ..." Man kann davon ausgehen, dass die Bundesrätin dieser Begegnung in Iran grosse Bedeutung zugemessen hat. Jedenfalls wusste vorher niemand etwas von dem Treffen. Dass die Aktion gleichsam im Geheimen vorbereitet worden war, macht der Umstand deutlich, dass weder die Medien- noch ein weiteres Umfeld - etwas erfahren durfte von dem Treffen. Es ging um einen brisanten Vertrag mit dem Iran - trotz Handelsembargo. Der Kopftuchauftritt war somit eindeutig geplant und bewusst vorgesehen, Ich frage mich, weshalb die Bundesrätin so naiv sein konnte, dass sie davon ausgegangen ist, dass ihr lächelndes Posieren vor dem fragwürdigen Machthaber nicht überall publiziert wird und nachträglich PR - mässig Folgen haben kann. Wer sich in einer "heiklen Mission" so ablichten lässt und vor der Weltpresse Bilder zulässt, die signalisieren, wie gut man sich mit einem fragwürdigen Politiker versteht, der muss wissen, dass solche Aufnahmen kommentiert werden . Wenn die Bundesrätin selbstgerecht erklärt , sie definiere allein, wie das Symbol zu verstehen ist, so verkennt sie das bekannte Axiom bei Kommunikationsprozessen:
Calmy-Rey musste im Grunde genommen als Eintrittspreis für ihren erfolgreichen Vertrag die fragwürdigen Bilder liefern. Dass nun diese Aufnahmen einen Medienwirbel auslösen, hätte die Aussenministerin wissen müssen. Die billige Ausrede, sie hätte sich nur von hinten fotografieren lassen wollen - ein Fotograf habe sie unverhofft gebeten, zurückzuschauen und sie habe nur deshalb gelacht, weil die Situation so lustig gewesen sei. Mit einer derartigen, billigen, plumpen, naiven Ausrede macht sich die populäre Politikerin unglaubwürdig.. Eine Bundesrätin weiss genau, dass Bilder mehr sagen als Worte! Da sich die Aussenministerin jedoch gerne persönlich der Presse zeigt, wollte sie sich für die Unterzeichnung des Vertrages nicht vertreten lassen. Aber genau dies hätte sie tun müssen. |
Nachtrag vom 13. April: Weitere Kritik an Calmy-Rey
Nach der sogenannten öffentlichen Diplomatie der Aussenministerin und dem Offenlegen von Verhandlungen erstaunt die Zurückhaltung, das zögerliche Verhalten, wenn es um weitere offene Kritik geht. |
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