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Die mediengewandte Politologin Regula Stämpfli musste
jüngst selbst erleben, wie ein Journalist Aussagen und Antworten in einem
Interview verfremdet und verfälscht. Ein solcher Vorfall kann ein herber Reputationsverlust bedeuten. Aus Fehlleistungen von Journalisten kann man aber auch lernen. Die Methoden von Gesprächsführerin und Redaktion "Das Magazin" waren einfach, dafür mit grosser, zerstörerischer Wirkung:
Was kam dabei heraus? Lesen Sie selbst. Die Fragen und Bilder sprechen für sich. Da wird die charmante, lebendige, attraktive und begabte Politikwissenschafterin, die erst kürzlich zur Intendantin des Designwettbewerbs in Ulm und zum Mitglied des Hochschulrats in Köln berufen wurde, zur männerhassenden, alten und frustrierten Feministin umfunktioniert: |
FEBRUAR-GESPRÄCH TEIL 1Es wird Leser und Leserinnen geben, die froh sind, dass wir dieses
Gespräch in vier Tranchen bringen - Regula Stämpfli
dosiert. Ehrt oder kränkt Sie das?
Ich polarisiere halt. Das war schon als Kind so. Entweder lieben sie
mich, oder sie können mich nicht ausstehen. Ich löse wenig
Gleichgültigkeit aus, weil ich selber nicht indifferent bin. In
guten Tagen sind solche Reaktionen ein Kompliment, an schlechten Tagen
nerven sie mich. Wobei, das ist ja eine Wahrnehmung von aussen. Wenn
ich gut gewesen bin und authentisch in dem, was ich sage und schreibe,
dann ist es mir egal.
Die Bezeichnung "Nervensäge aus Brüssel" verwenden Sie wie
eine Trophäe: Sie schmücken damit das Cover Ihres neuen Buchs.
Als ich das in der NZZ am Sonntag gelesen habe, dachte ich zuerst:
Hoppla, ausgerechnet von denen! Aber eigentlich finde ich diese Bewertung
spannend. Nur nicht langweilig sein. Mit Quotes ein Buch zu verkaufen,
das ist ja sehr amerikanisch. "She's brillant", heisst es dann zum
Beispiel. Mir ging es darum, möglichst facettenreiche Urteile zu
bringen, damit man merkt: Da ist eine Person, keine Un-Person.
Kokettieren Sie nicht auch mit diesem Image der personifizierten
permanenten Empörung?
Das ist ein typisches Etikett. Ich finde vibrierende Präsenz viel
zutreffender. Ich engagiere mich für Leute und Themen. Ich lebe
und denke. Ist das schon Empörung?
Was bringt Sie so auf?
Dass das so empfunden wird, als Empörung, das wundert mich. Ich
habe halt ein lebendiges Gesicht, selbst wenn ich nichts sage, haben
die Leute das Gefühl, dass ich mich nerve.
Aber auch in Ihrem neuen Buch "Die Macht des richtigen Friseurs"
spürt man von Anfang bis Ende eine leichte Erregtheit, wenn Sie -
ein paar Schlagworte - über die Verdinglichung aller Beziehungen,
den Schönheitsfetischismus und die Verdummung der Medien schreiben.
Ich halte einen Spiegel vor: Wie starrt uns die Welt entgegen? Schon nur
die Analyse wird als Empörung angeschaut. Das finde ich faszinierend.
Manchmal ist ja nur empörend, was man beschreibt. Ich brauche
einfach meine Urteilskraft. Eigenartig. Ich empfinde mich als normal.
Vielleicht ist man es sich in der Schweiz nicht gewohnt, dass sich eine
Frau so laut äussert?
Nicht nur die Frauen mischen sich nicht ein, stehen nicht hin. Die
Schweiz ist allgemein kein intellektuelles Land in der Debattierkultur.
Man schaue sich nur mal die Diskussionen im französischen Fernsehen
an einem Sonntagabend an. Phänomenal. Da mischen Stars und
Philosophen mit, es fetzt. Hier wird ein Baudrillard aus dem Ärmel
geschüttelt, dort ein Bourdieu, und sogar Laetizia Casta, das
Topmodel, schmeisst kluge Sätze in die Runde.
Fehlen der Schweiz die brillanten Köpfe, mit denen Sie sich schlagen
können?
Das sage ich nicht. Es ist eine Mentalitätsfrage. Wir sind ein
sehr pragmatisches Land. Alles hat Vor- und Nachteile. Der Pragmatismus
zeigt sich etwa in der Aussenpolitik, und so haben wir eben auch eine Art
bilaterale Verträge in der intellektuellen Debatte: halb engagiert,
autonomer Nachvollzug, aber nicht wirklich eine eigene Politik.
Und wird es mal laut, folgt sofort die Stilfrage. Sie selbst sind ja
sehr angriffig, oftmals polemisch. Ein bestimmtes Buch nennen Sie einen
"Schnellschussschrott", ein TV-Moderator einen "Dummdemokrat".
Ich versuche, mit meinem Humor spitz zu sein. Wenn ich böse
schreibe, ist das auch eine Aufforderung, nachzudenken, in einen Dialog
zu treten. Frauen müssen immer nett sein. Da passiert es schnell,
dass eine dann sofort polemisch ist. Ich sage nichts, was nicht zutrifft.
FEBRUAR-GESPRÄCH TEIL 2Sie reagieren sehr empfindlich auf Zuschreibungen. Selbst aber verschonen
Sie junge Frauen nicht.
Ha! Jetzt geht es um Michèle Roten.
Wie kamen Sie darauf, die "Magazin"-Kolumnistin vor zwei Jahren in einem
Text in der FRAZ als "Schwanzlutscherin" zu betiteln?
Das habe ich so nicht getan. Ich habe in einem Satz Rotens
Schreibe als sackstark bezeichnet und ihr unterschoben, dass sie
sich wohl irgendwo zwischen Alles-ist-möglich-Powerfrau und
Schwanzlutscherin versteht. Die Schwanzlutscherin ist doof. Postmoderne
Beliebigkeitsfanatikerin wäre wohl treffender gewesen. Ich bin
selber schuld. Ich habe den Mist gefahren und muss ihn noch Jahre nach
diesem Ausrutscher riechen. Vielleicht kann ich mich an dieser Stelle
bei Michèle Roten entschuldigen.
Wie waren die Reaktionen?
Eine ungeheuerliche Welle des Hasses überrollte mich, ich war nur
noch die frustrierte und vertrocknete Feministin. Dabei ging es mir damals
darum, Roten mal zu sagen: Halt Mädel, es gibt Grenzen. Die Jugend
zum Programm machen, das legitimiert nicht alles. Wenn man in Artikeln
einen Lobgesang auf die Prostitution macht, liegt man voll daneben.
Und da schlugen Sie ausgerechnet mit einem sexistischen Wort zurück.
Ich wollte nie im Genitalbereich landen. Jetzt bin ich halt für
einmal dort gelandet - und sehr unsanft gelandet.
In intime Gefilde dringen Sie vor - diesmal aber reflektiert - wenn Sie
über die Schamrasur von Frauen schreiben. Was interessiert eine
Politologin und Historikerin an Lifestyletrends?
Wenn erwachsene Frauen mit Kindermösen herumlaufen, so ist das
durchaus politisch. Wir reden hier über ein Weltverständnis,
während die klassische Politik oft mehr Schein ist, die
Politologen nur noch Wahlverhalten und Vermessung des Parlaments
interessiert. Ich finde Schamrasuren kein Problem, ich habe nichts
gegen das private Körperhandeln. Ich sehe nur genau hin und
frage: Was heisst die rasierte Kindermöse übersetzt auf die
Machtverhältnisse? Ist es eine Kompensationsstrategie, um als Frau
gehört und gesehen zu werden?
Ist dieser feministische Groove nicht etwas anstrengend? Eine
17-Jährige macht das doch einfach, weil sie es geil findet.
Mir geht es darum, zu fragen, warum etwas so gedankenlos übernommen
wird, nur weil es gerade Mode ist. Ist es wirklich ein freiwilliger
Entscheid? Ich kenne diesen Satz zur Genüge von meinen Söhnen:
Das machen alle. Aber nur weil alle "Heil!" schreien, heisst das noch
lange nicht, dass das "Heil!" richtig ist. Das sollen Eltern ihren
Kindern erklären, sagen, du kannst auch Nein sagen, du musst auch
nicht wollen.
Machen wir noch mal etwas Blattkritik. Der Titel "Die wahre Miss Schweiz"
über einem Porträt von Doris Leuthard im "Magazin" hat Ihnen
offenbar auch nicht gefallen?
Bundesratswahlen sind keine Miss Schweiz-Wahl, das wollte ich
damit sagen. So werden politische Kategorien verschoben. Auch
wenn der Tages-Anzeiger von "Blutauffrischung im Parlament"
schreibt - wo führt das hin? In zehn Jahren entscheidet die
Körbchengrösse über ein politisches Mandat. Biologische
Kriterien haben in der Politik nichts zu suchen. Sonst werden Miss
Schweiz-Wahlen plötzlich zum Massstab für jede Frau.
Ihre Kritik wirkt dann halt so übertrieben. Darf man mit Sprache
nicht spielen?
Wenn man immer mit denselben Bildern spielt, ist es
kein Spiel mehr sondern nur noch eine Repetition der
Konformität. Ermüdend. Übertrieben oder nicht - ich
analysiere und frage nach den immer gleichen Stereotypen, mit denen
Frauen in der Politik erfasst werden.
FEBRUAR-GESPRÄCH TEIL 3Sie haben dem Schönheitskult schon viele scharfe Zeilen gewidmet.
Trotzdem reden Sie gerne bei der Fotoauswahl mit und setzen sich gerne
vorteilhaft in Szene. Unterwerfen Sie sich nicht auch der "Macht des
richtigen Friseurs"?
Ich weiss viel über Bilder, darum ist es entscheidend, welche
Fotos zum Text erscheinen. Ja, ich bin auch rollenkonform gestylt,
wenn ich im Fernsehen auftrete, weil ich keine Plattform für die
Diskussion über mein Äusseres bieten will. Man hält sich
in der Mediendemokratie an die Spielregeln. Ich sage meinen Studentinnen
und Studenten manchmal aus Spass, wenn Sie fragen, was die wichtigste
Vorbereitung vor einem Fernsehauftritt ist: Coiffeur, schminken,
Styling. Daran erinnern sich die Leute dann jeweils besser als an das,
was ich gesagt habe.
Das tönt nun ja sogar ganz lustvoll. Wie wichtig ist Ihnen das
Aussehen?
Ich sehe gerne gut aus, weil ich mich dann wohl fühle. Ich frage mich
jetzt aber schon, ob Sie diese Frage einem Mann auch stellen würden?
Offenbar funktioniert auch hier: Der Mann sieht, die Frau wird gesehen.
Könnte eine Rolle spielen, dass Sie der Farbtupfer in der grauen
Herrenmasse sind, wenn Sie in die Arena eingeladen werden?
Ich werde eingeladen, weil ich kompetent bin. Im Übrigen machen
Sie aus mir ein Medienprodukt, das ich nicht bin. Wie oft stand ich
im letzten Jahr vorne am Pult in der Arena? Ganze zweimal! Dann noch
zweimal in der ersten Reihe. Das wars. Roger Köppel, Longchamp,
Rickenbacher waren viel häufiger am Bildschirm. Ich störe
offensichtlich. Es ist interessant, zu sehen, wie meine Sperrigkeit
nicht mehrheitsfähig ist.
Stichwort Geburtstag: An diesem überflüssigen Ereignis machen
Sie Ihre ganze Philosophie fest. Was haben Sie gegen Geburtstage?
Mein Mann ist Schotte, und in der britischen Kultur sind Geburtstage
unendlich wichtig. Ich versuche ein bisschen Gegensteuer zu geben. Warum
sollen wir ausgerechnet etwas feiern, wofür wir am wenigsten
können?
Gerade Geburtstage sind ein Anlass, zusammenzukommen, gemeinsam zu trinken
und essen und sich auszutauschen - Ihre bedrohten gemeinschaftlichen
Werte zu feiern.
Aber es ist ein privates, vereinzeltes Erlebnis, auf das ein zu grelles
Licht geworfen wird. Es wäre schöner, zusammen ein Buch oder
einen Schulabschluss zu feiern.
Geburtsdaten dienen auch dazu, jemanden zu erinnern, ihm zu gedenken.
Simone de Beauvoir ist dieses Jahr 100 geworden. Man schreibt wieder
über sie. Das müsste doch gerade Sie freuen?
Haben Sie gesehen, was der "L'Obsérvateur" in seiner Spezialausgabe
"100 Jahre Simone de Beauvoir" gebracht hat? Auf dem Cover das
einzige Nacktfoto von ihr, der einflussreichsten Philosophin des 20.
Jahrhunderts, mit 40 von hinten im Bad von ihrem Liebhaber Nelson Algren
fotografiert.
Aber selbst dieses Foto könnte die de Beauvoir jungen Frauen
näher bringen.
Es hätte viele andere Fotos gegeben. Geburtstage also, sie stehen
für meine These vom Leben als Datumsreihe. Die Verdinglichung
des Menschen, das Leben als Biologie. Es beginnt als Kilo- und
Zentimeterverhältnis in der Geburtsanzeige und endet mit den
biografischen Eckdaten auf dem Grabstein. Dahinter verbirgt sich ein
Weltverständnis. Man müsse das Weltverständnis ändern,
bevor man politisch etwas ändern könne, sagt übrigens
Heidegger auf YouTube - ich liebe die Philosophen auf YouTube, genial,
genial. Darüber soll man nachdenken: Wollen wir Geburtstage oder
menschliche Kommunikationsformen feiern?
FEBRUAR-GESPRÄCH TEIL 4Was halten Sie vom neuen SVP-Präsident Toni Brunner, mit dem Sie
Anfang März ein Podium in Därstetten bestreiten?
Ein anständiger Mensch. Er hat die richtigen Themen, aber oft die
falschen politischen Lösungen.
Am Beispiel von Toni Brunner zeigt sich, dass auch Männer über
ihr Äusseres beurteilt werden. Mit seinem Lausbubengesicht gilt
er dann halt als bauernschlau, intellektuell wird er jedoch als etwas
unterbelichtet bezeichnet.
Die Klischierung nimmt Männer nicht aus, absolut nicht. Umberto
Eco hat es so schön gesagt: Ein Klischee ist doof, aber hundert
Klischees wirken ergreifend. Wir sind in diesem Schemendenken drin und
übernehmen vorgefertigte Bilder unreflektiert. Es war übrigens
ein Mann, Bundeskanzler Gerhard Schröder, mit dem die öffentlich
diskutierte Haarfrage den Anfang nahm. Darum: Mein nächstes Buch
wird ein Männerbuch sein.
Sie zitieren ständig andere Philosophen. Denken Sie auch in eigenen
Sätzen?
Und wie! Beispielsweise: "Wenn die Unendlichkeit schon nur ein
Zahlenverhältnis ist, dann ist es kein Wunder, dass wir immer bei
Null beginnen". Aber klar: Die Philosophen sind meine Vor-Denker. Sie
haben die Dinge als Erste gedacht. Ich verstehe mich vor allem als
Übersetzerin. Hey, die haben das alles schon geschrieben, warum
gibt es nicht mehr Menschen, die diese klugen Gedanken verstehen wollen?
Man fürchtet ja immer etwas, dass man ein falsches Wort sagt, das
Sie dann auf eine Weltanschauung hin prüfen. Männer könnten
bei Ihnen Kastrationsangst haben.
Ach nein. Männer mögen mich. Frauen sind viel kritischer.
Dann ist es ideal, dass Sie drei um Sie buhlende Söhne haben?
Das ist wunderbar. Und ich sehe nicht ein, warum man auf den Gedanken
kommt, ich sei gegen die Männer, nur weil ich für die Frauen
bin. Ich bin für die Menschen.
Wollen Sie Ihren Kindern irgend etwas Besonderes mitgeben?
Ich bin keine Missionarin und betrachte meine Kinder nicht als ein zu
bearbeitendes Material. Sie sind ein Geschenk. Ich bin eine ziemlich
strenge Mutter, Anstand ist mir wichtig, Normen setzen. Ich bin kein
Bodenteppich wie viele meiner Kolleginnen. Ich habe auch drei, nicht
nur eines, das man verhätschelt. Computergames? Erlaubt. Die
homöopathisch-feministische-biologische Erziehung ist nicht mein
Ding. Kurz und gut: Ich liebe sie. Kinder muss man nur lieben.
Sie selbst kommen aus einfachen Verhältnissen. Wie hat Sie Ihre
Herkunft geprägt?
Ich wuchs in der Loraine, einem Arbeiterquartier in Bern auf. Mein
Vater war Metzger, oft arbeitsloser Metzger. Er war eher ein Cary Grant,
ein hochsensibler, kultivierter intelligenter, schöner Mann. Seine
Herkunft hinderte ihn, sein Potenzial auszuleben. Auch ich musste mich
fast rechtfertigen, als ich das konservative Gymnasium in Kilchenfeld
besuchte, musste beweisen, dass ich mich trotz meiner Herkunft quasi
zur geistigen Elite zählen darf. Ich verdanke meinen Eltern viel,
die mich stützten und förderten, wo sie konnten, im Sinn: Wenn
du das nicht schaffst, wer denn sonst? Das meine ich eben. Das ist Liebe.
Waren Sie schon als Kind so kämpferisch?
Ja. Wohl auch, weil ich eine Nachzüglerin bin. Der Altersunterschied
zu meinen zwei Geschwistern beträgt elf und dreizehn Jahre. Ich
war das Nesthäkchen, total verwöhnt.
Zum Schluss, da die "bekloppte Datenreihe" einem Menschen nicht gerecht
wird, wie Sie sagen, und Sie deshalb auf Jahreszahlen verzichten: Was
wird auf Ihrem Grabstein stehen?
Ich will keinen Satz.
Nehmen Sie doch einen. Einen beispielsweise von Hannah Arendt.
Wissen Sie was? Ich habe gar keinen Grabstein. Meine Asche soll im Meer
nahe einer griechischen Insel ins Meer gestreut werden. Falls es ein
Leben nach dem Tod gibt, befände ich mich in einem warmen Klima.
Regula Stämpfli, 42, ist Politologin, Dozentin und Buchautorin ("Die
Macht des richtigen Friseurs", 2007). Die Mutter von drei Söhnen
im Alter von 8, 11 und 13 Jahren lebt mit ihrer Familie in Brüssel.
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Das war die autorisierte Version des Gesprächs von Regula
Stämpfli mit Birgit Schmid.
Sehen Sie selber die Unterschiede. Im Nachhinein
wurden alle Fragen neu formuliert, der Lead tendenziös
gewichtet wie, die Überschriften auch.
Hinzu kam, dass "Das Magazin" ohne Wissen und ohne Möglichkeit der Stellungnahme von Regula Stämpfli, der Kolumnistin Michèle Roten die Gelegenheit gab, die Aussagen der Politologin zu kommentieren, zu verfälschen und zum eigenen Branding umzumünzen - DIES IN DERSELBEN AUSGABE DES GESPRÄCHS! Eine völlige Verletzung jeder Abmachungen. Medienethisch war dies genau so fragwürdig wie schon die Kolumne im Herbst 2005 derselben Kolumnistin "Ich Schwanzlutscherin", in welcher Zusammenhänge völlig manipuliert und verdreht dargestellt wurden und Regula Stämpfli keine Gelegenheit gegeben wurde zur Stellungnahme. Resultat dieses Kunstmedienprodukts "Februargespräch mit Regula Stämpfli" ist: Aufwärmen einer unendlich banalen Geschichte, die nur der Promotion der hauseigenen Kolumnistin auf Kosten der hochrangigen Wissenschafterin dienen soll sowie erhebliche Rufschädigung der wissenschaftlich unantastbaren und einwandfreien Expertin. Da diese Geschichten in der Mediendatenbank und im Netz bleiben, werden auch immer wieder ziemlich uninformierte und unethische Journalisten (siehe Blick zwei Wochen danach am 19. und 20. Februar) die Frau Dr. Stämpfli zutiefst schadende Berichterstattung repetieren und wiederholen. Analyse
Erkenntnisse
Die offensichtlichen und nachvollziehbaren negativen Erfahrungen von Regula Stämpfli bestätigen uns: Auch wenn wir die hinterhältigen Machenschaften kennen, führt vor allem der Überraschungseffekt dazu, dass wir den roten Faden verlieren und uns manipulieren lassen. Bei dieser exemplarischen Geschichte "Interview "Tagi Magi" stellen wir fest, dass Journalisten Themen gewichten können und 0.0001 Promille zu 60 Prozent mutieren können. Die interviewte Politologin hat aus meiner Sicht nicht alles falsch gemacht. Der Journalistin muss in erster Linie Unprofessionalität vorgeworfen werden werden. Abmachungen sind einzuhalten. Spielregelverletzungen sind ein gravierendes Vergehen beim Journalismus. Was kann man tun?
Überraschungen bringen uns alle aus dem Tritt. Das gilt bei allen Kommunikationssituationen. Im Begriff Überraschung ist das Wort rasch. Deshalb gilt bei Überraschungen: Stopsignale setzen - Pause - klären - auf Metaebene gehen - überlegen - Frage einordnen - Frage paraphrasieren - Klärungsfragen stellen - Die Frage kurz berüren - mit einem "Nein", "Im Gegenteil" ... usw. antworten. Weil Menschen ohne Training bei Überraschungen versagen, lasse ich mich regelmässig im Simulator bewusst provozieren, damit ich mich automatisch von der Befangenheit lösen kann. Wir müssen uns konkret mit unfairen Techniken, Beleidigungen, Vorwürfen, Unterstellungen, Manipulationen auseinandersetzen. Auch ein Pilot - der gut fliegen kann - setzt sich im Simulator überraschenden Situationen aus. Nur prozessorientiertes Training bringt Erfolg. Nur noch zur Erinnerung für alle Nicht-Medienschaffenden: Das Interview leistete Frau Dr. Stämpfli gratis und freiwillig. Sie opferte einen ganzen Nachmittag für eine Aktion, die ihr nur schadet. Publicity ist zwar gut und wichtig, doch manchmal ist es richtiger, Nein zu sagen. Lieber keine Publicity als dermassen auf Destruktion der Person gerichtete Veröffentlichungen. |
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