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www.rhetorik.ch aktuell: (14. Nov, 2007)

Sex Skandal beim FC Thun

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
10 vor 10 vom 13. November: Einleitung
10 vor 10 vom 13. November: Trainer Rene van Eck läuft davon
10 vor 10 vom 13. November: Präsident Weder
10 vor 10 vom 14. November: Die Spieler schweigen
10 vor 10 vom 14. November: Interview mit Rene van Eck
10 vor 10 vom 14. November: Präsident Weder


Wir erleben es immer wieder: Wer in Krisen - in Stresssituationen bei Überraschungen Auskunft geben muss, kommt unter Druck. Wer solche Situation nicht trainiert hat (wie Piloten Pannen im Simulator üben) wird sich bei Überraschungen nicht antizyklisch verhalten. Im Ernstfall versagt der Untrainierte in der Regel. Das Wort Überraschung beinhaltet den Begriff rasch - also muss der Befragte in der Krisensituation das Gegenteil dessen tun, was mit rasch = schnell zu tun hat. Wir benötigen bei Überraschungen immer einige Sekunden Denkzeit, ein kurzes Zeitfenster. Die Situation muss zuerst geklärt werden. Wir müssen wissen, welche Dachbotschaft zu vermitteln ist und dürfen erst dann antworten, wenn diese Botschaft feststeht (Nach dem Motto: Taxifahrer fahre langsam, es eilt! Der Trainer des FC Thun war unter Druck und befürchtete, etwas Falsches zu sagen. Anstatt die Lage zu analysieren, antwortete er unbedacht, zu rasch. Er verlor bei der ersten heikleren Frage die Nerven d.h. er lief vor der Kamera davon. Ich habe diese Sequenz einigen Spitzensportlern gezeigt und alle waren der Meinung, mit diesem Verhalten signalisiere der Trainer: Ich bin nicht mehr Herr der Lage. Ich habe Angst, etwas Falsches zu sagen. Mit seinem unprofessionellem Verhalten vor Mikrofon und Kamera hat er dem Verein aber auch bei der bevorstehenden Abstimmung über das geplante Fussballstadion in Thun einen Bärendienst erwiesen. Wir stellen fest: Nach dem ersten Schock machte er es am nächsten Tag bereits besser und antwortete nun eindeutiger.

Fazit: In Stress-Situationen gilt immer: Zuerst Stoppen- Denken- Überlegen- Klären und erst dann reden. Dies lässt sich trainieren.


Trotz der Devise "Schweigen und Interviews verweigern" kommen täglich Neuigkeiten ans Tageslicht. Am Mittwoch war zu erfahren, dass die Spieler den Mädchen Fanleibchen gegen Nacktfotos eingetauscht haben sollen.


Nachtrag vom 15: Quelle Berner Zeitung: Der FC Thun bemühte sich, in den Alltag zurückzufinden. Am Mittwoch wurde wie gewohnt um 9 und 15 Uhr trainiert. Das angeblich normale Training wurde aber zu einem ungewohnten Medienaufmarsch.

Ungewohnt war der Medienaufmarsch vor dem gewohnten Training: Zahlreiche Fernseh-, Radio- und Printjournalisten aus dem In- und Ausland erwarteten die Spieler, als sie am Morgen von der Garderobe zum Trainingsplatz marschierten.

Der Verein war auf dem Rummelzt schon vorbereitet. Im Bestreben, keine Spekulationen aufkommen zu lassen, verteilte der Klub eine Liste, auf der geschrieben stand, aus welchem Grund einzelne Spieler am Mittwoch nicht anwesend gewesen waren. Die Schweigepolitik schürte die Gerüchteküche Seitens der Behörden waren am Mittwoch keine Neuigkeiten zu den laufenden Ermittlungen zu vernehmen. Auch die Polizei wollte zu einer Meldung der Online-Ausgabe von "20 Minuten", wonach ein Spieler einem weiblichen Fan ein Trikot im Tausch gegen Nacktbilder angeboten habe.

Es folgten erwartungsgemäss Mutmassungen: Bei den Spielern, die am Dienstag befragt wurden, handelt es sich offenbar vor allem um jüngere Spieler aus dem Thuner Kader. Klubpräsident Kurt Weder wollte sich zu diesen Spekulationen ebenfalls nicht äussern und verwies auf die laufenden Verfahren der Untersuchungsbehörden.

Auf dem Trainingsplatz liess sich die Mannschaft nicht anmerken, wie stark sie die Situation belastet. Die Spieler jubelten über besonders schöne Tore und freuten sich über den Sieg im Trainingsspiel.

"Uns bleibt nichts anderes übrig als zum Alltag zurückzukehren. Und dort steht für uns die Vorbereitung die nächsten Spiele im Vordergrund", sagte Trainer Van Eck. Zusammen mit Kurt Weder nahm er dann nach dem Training doch noch Stellung zur momentanen Situation. "Ich bedaure die Sache sehr", sagte der Holländer. Allerdings lägen die Vorwürfe auf dem Tisch. Das Team und er müssten nun gezwungenermassen damit umgehen. Die Spieler selber äusserten sich auch am Mittwoch nicht zu den Vorwürfen gegen einige Teammitglieder. Vor dem Training hatte der Präsident zu ihnen gesprochen und das Vorgehen des Vereins erläutert. Und dieses sieht bis auf Weiteres das Schweigen der Spieler vor.

Kommentar:

Wenn den Medien Informationen bewusst enthalten werden, holen sie sich die Informationen andernorts- von Stellen, die den Verantwortlichen möglicherweise nicht genehm sind.


(Zeugen, Nachbarn, Stammtischen usw) In Krisensituationen müssen Informationen geführt werden. Die Medien haben ein Anrecht, informiert zu werden. Auch nur darüber, weshalb nichts gesagt werden darf oder wenigstens über den Stand der Ermittlungen (Es genügt, zu sagen, wer was untersucht. Oder: Wann die ersten Resultate zu erwarten sind.


Nachtrag aus Quelle "Blick": Trotz Informationssperre kommt etwas raus:

Die Spieler haben immer noch einen Maulkorb. Für unbescholtene Fussballer steigt der Druck gemäss "Blick" enorm. Sie möchten, dass es alle wissen: Wir waren es nicht! Ohne die öffetnliche Entlastung stehen sie in der Öffentlichkeit unter Generalverdacht.

Täglich dringen im Thuner Sex-Skandal neue Namen, neue Details an die Öffentlichkeit. So lange das Puzzle unvollständig ist, fragen sich die Leute in Thun und die Blickleser: Wer war dabei - beim Sex mit der Minderjährigen d.h. wer nicht?

Ein Spieler meldete sich trotz Informationssperre beim "Blick": Es war Mittelfeldspieler Ibrahim Ba. Er teilte mit Teamkollege Omar F. eine Wohnung. Der Senegalese Ba betont: "Ich bin unschuldig. Aus der Wohnung, die ich mit einem Klubkameraden teilte, bin ich ausgezogen. Darum war ich auch nicht da, als die Polizei an der Tür klingelte. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen."

Das Problem ist, dass je länger die Ungewissheit über die Namen der beschuldigten Spieler andauert, desto grösser der Nährboden für Spekulation wird. Dieser Dilemma kommt Blick entgegen. Er kann der Unschuldigen spielen.

Einige Spieler suchten tatsächlich andere Wege, sich vom Sex-Skandal zu distanzieren: Per SMS oder E-Mail verkündeten sie ihrem Familien- und Freundeskreis: Ich gehöre nicht zu den Verdächtigten.

Was bislang feststeht: 21 Personen wurden von der Polizei bisher verhört. 12 aktive und ehemalige Fussballer aus dem Kader, dazu 9 Personen aus dem Umfeld des FC Thun.

Der Klub wollte eigentlich die Namen der Betroffenen nicht bekannt geben, solange die Untersuchung läuft.

Die Klubleitung merkt dass der "Umstand auf lange Sicht für unzumutbar empfunden wird". In einer Stellungnahme schreibt der FC Thun laut "Blick": "Es ist denkbar, dass der Arbeitgeber seine unbescholtenen Spieler nennen wird."

Kommentar: Damit würde jedoch der FC Thun automatisch die angeschuldigten Spieler entlarven. Die Thun-Chefs müssen damit entscheiden, ob die Fürsorgepflicht für die Unschuldigen nicht doch höher einzustufen ist als die Geheimhaltung bei den Spielern, die sich "eventuell ein rufschädigendes Verhalten haben zuschulden kommen lassen".

Fazit: Der "Blick" könnte trotz der Infosperre zu den Namen kommen. Die Geschichte lässt sich trotz Maulkorbverhalten gut verkaufen. In der gestrigen Ausgabe brachte der "Blick" bereits die Foto der Spieler. Bei den Bildern stand aber deutlich. Es gilt die Unschuldsvermutung. Nach aussen wurde somit niemand gebrandmarkt - Die Namen und Fotos wurden dennoch veröffentlicht. Boulevardmedien brauchen Bilder. Und dank dieser Bilder wurde der besagte Druck erhöht.


Nachtrag vom 15. November 2007: Spieler bricht Schweigen.

Am Donnerstag bricht ein Spieler trotz der vereinbarten Auskunftsverweigerung das Schweigen. Quelle "20 Minuten":

Gegenüber dem "Blick" packte ein Spieler aus, welcher nicht namentlich genannt werden wollte: Der Klub hat mir verboten zu sprechen. Doch der Sex-Skandal ist dem Mann derart unter die Haut gefahren, dass er entsetzt über den Missbrauch der Schülerin ist und sich nicht an den Maulkorb der Teamleitung halten will. Alle hätten seit Monaten gewusst, dass mit dem Mädchen etwas laufe. Aber dieses Ausmass habe ich nicht geahnt. Die 15-Jährige sei während der Trainings oft am Spielfeldrand gestanden und habe jeweils danach gewartet. Jeder kannte sie. Die Mauer des Schweigens ist durchbrochen. Die Hoffnung steigt, dass der Sex-Skandal restlos aufgeklärt werden kann. 21 Männer, unter anderen seine Spielerkollegen, sind am Dienstag von der Polizei abgeholt worden. Vier in den Skandal verwickelte Namen sickerten jetzt an die Öffentlichkeit: Verteidiger Marco H., Mittelfeldspieler Stefan G. und die beiden Senegalesen Ibrahim B. und Omar F.


Nachtrag vom Freitag, dem 16. November 2007: Blicks 100 Franken Geschichte.

Wer die Information nicht führt, muss mit Gerüchten rechnen.


Am Freitag veröffentlicht "20 min" einen neuen Verdacht: Für 100 Fr soll das Mädchen weitergereicht worden sein.


Nachtrag vom Samstag, dem 17. November 2007: Unter Aufsicht eines Medienverantwortlichen.

"20 Minuten:" Trainer René Van Eck und Vereinspräsident Kurt Weder bleiben nach dem Training auf dem Platz und beantworten unter Aufsicht des Medienverantwortlichen die Fragen der Reporter. Viel ist auch ihnen nicht zu entlocken. Van Eck macht einen geknickten Eindruck und lässt die Journalisten mit den eingeübten Standardsätzen eines Profifussballtrainers
  • "Ich lese die Zeitungen nicht."
  • "Jedes Spiel ist ein schweres Spiel"
  • "Wir wollen die nächsten zwei Cup-Spiele gewinnen") abblitzen.
Etwas mehr unter Druck steht Präsident Weder. Unermüdlich betont er, es sei niemand verhaftet worden, "lediglich Befragungen" habe es gegeben. Mit einem zerknitterten und abgenutzten Spickzettel in der ständig geballten Faust lässt er den medialen Spiessrutenlauf über sich ergehen. Nein, man werde keine Keuschheitsgürtel für die Spieler einführen. Ja, der Imageverlust sei gross, aber nur vorübergehend. Übermorgen sei das ganze doch ausgestanden. Ja, er wisse, welche Spieler befragt worden seien. Nein, er sage es nicht. Man müsse doch nun erst die Untersuchungsergebnisse abwarten, dann schaue man weiter.

Beim Nachmittagstraining werden einige der Journalisten, die teils von weit her gekommen sind immer noch da sein, und hoffen dass vielleicht doch einer der Spieler etwas sagt, was er nicht dürfte.

Kommentar: Ob der Medienverantwortliche den Spielverlauf des echten Spiels "Umgang mit Medien" richtig antizipiert hat? Mit weiteren Überraschungen ist zu rechnen.

Nachtrag vom Samstag, dem 17. November 2007: Chatprotokolle:

Bekommen die Medien kein Futter holen sie sich welches.


Laut "20 Minuten" liegen zwei Chatprotokolle vor. Das Mädchen war beim ersten Chat 14 Jahre alt, der Spieler 22. Der Spieler wusste das, wie aus dem Protokoll hervorgeht. Er erkundigte sich bei dem Mädchen in einer seiner ersten Fragen, wann sie 15 werde. Enttäuscht schrieb er: "Schade bist du so jung". Er fragte sie, ob sie einen Freund habe und ob sie noch nie einen Mann geküsst habe. In einem zweiten Chatprotokoll - das Mädchen war inzwischen 15 geworden - hakte er nach. "Was hast du denn schon alles mit Männern gemacht?", wollte er wissen. Und weiter: "Willst du denn mich anmachen?" Der Chat endete schnell. Das Mädchen bekam ein mulmiges Gefühl. Gegenüber "20 minuten.ch" sagte sie: "Ich war völlig überrascht, als der Spieler solche Fragen stellte." Seither hat sie nie mehr mit ihm gechattet. "Komisch" wird ihr die Geschichte allerdings in Erinnerung bleiben. Denn der Spieler hatte sie zu sich nach Hause eingeladen. Sie hat abgelehnt.



Karrikatur in der Sonntagszeitung vom 18. November 2007


Nachtrag vom 18. November 2007: Quelle "Sonntagszeitung":

Nach den Worten des Direktors des Bundesamts für Sport (Baspo), Matthias Remund, ist der Sexskandal schlecht für das Image des Sports insgesamt. Sollte den Spielern ein Fehlverhalten nachgewiesen werden, würde er sie fristlos entlassen, sagte Remund in einem Interview der "SonntagsZeitung". Für Remund gilt immer noch die Unschuldsvermutung. Aber allein der Umstand, dass die Polizei überhaupt wegen solcher Delikte ermitteln müsse, mache ihm Mühe.

"Die Männer, die damit zu tun haben, verdienen es nicht mehr, Sportler genannt zu werden."


sagte der oberste Sportbeamte. Der Vorfall verdeutliche, dass das Baspo in Magglingen mit der Sportförderung auf dem richtigen Weg ist. Man verfolge einen ganzheitlichen Ansatz, kämpfe gegen Doping, Gewalt und sexuelle Übergriffe im Sport. Das Bundesamt habe auch eine Ethik-Charta und setze diese um, insbesondere bei der Ausbildung, sagte Remund.

Ein Spieler des FC Thun beschrieb gegenüber "Sonntagsblick " das Mädchen, das mit mehreren Spielern Geschlechtsverkehr gehabt haben soll, als kein klassischer Fan. Sie sei immer aufreizend angezogen beim Training dabei gewesen. Der Spieler, der anonym bleiben wollte, sagte weiter, dass das Mädchen alleine, mit Freundinnen, oder sogar mit ihrer Mutter am Spielfeldrand erschienen sei. Die damals 15-Jährige habe offensiv den Kontakt zu Spielern gesucht und habe sogar an deren Haustür geklingelt. Sie sei mit diversen Spielern intim gewesen, einmal sogar mit mehreren gleichzeitig. Davon existierten sogar Handyaufnahmen. Der Thun-Spieler, der selbst unter den 12 Verhafteten war, betonte, dass das Mädchen immer freiwillig mitmachte und er selbst nicht involviert war. Einmal mehr sickert - trotz Schweigepflicht- etwas durch.

Es darf nicht sein, dass die mutmasslichen Täter nachträglich dem Opfer die Schuld zuschieben können. Selbst dann - wenn ein pubertierende Schülerin, welche die Jungs anhimmelt und bereit ist, alles für sie zu tun - liegt die Verantwortung immer beim älteren Spielern. Er müsste gelernt haben Nein zu sagen und die Grenzen zu setzen. Die Spieler sind 24 Stunden Spitzensportler und müssen sich dieser Verantwortung stets bewusst bleiben. Wenn die Übertretungen tatsächlich nachgewiesen werden können, müsste dies auch bei der Führungspitze Folgen haben. Trainer und Präsident sind verantwortlich, dass einer Mannschaft nicht nur das Spielen auf dem Feld beigebracht wird, sondern dass sie auch hinsichtlich Verhaltenscodex in der Freizeit ausgebildet worden sind.

Im Sonntagszeitung Artikel "Der andere Strafraum" meinen auch Oliver Zihlmann und Andreas Kunz:

Anders als Rockstars haben Sportler eine Vorbildfunktion


Nachtrag Dienstag: Namen bekannt

News.ch meldet: FC Thun gibt Namen bekannt. Sobald Klarheit in der Sex-Affäre beim FC Thun besteht, wird der Verein handeln. "Fehlbare Spieler werden sofort von Training und Spielbetrieb freigestellt, wenn handfeste Beweise offiziell vorliegen", sagte FC Thun-Präsident Kurt Weder. Natürlich ist mit der Bekanntgabe der unbescholtenen Spieler auch bekannt, gegen welche Spieler derzeit ermittelt wird. Der Klub sei mit den Namen der nicht in die Affäre verwickelten Spieler an die Öffentlichkeit getreten, um unbescholtene Akteure vom Generalverdacht zu befreien, ergänzte Weder an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz am Nachmittag.


Nicht nur Weder auch der Vize-Captain Torhüter Patrick Bettoni trat vor die Medien. Er sagte, es sei für alle unangenehm gewesen, unter Tatverdacht zu stehen. Folgende Spieler des 26 Mann umfassenden Kaders der 1. Mannschaft wurden von der Kantonspolizei Bern weder abgeholt oder festgenommen, noch von der zuständigen Untersuchungsbehörde befragt: Stefan Andrist, Ibrahima Ba, Patrick Bettoni, Julian Bühler, Joao Paulo Di Fabio, Lukas Dosek, Nelson Ferreira, Alejandro Gavatorta, Andres Gerber, Lubomir Guldan, Sandro Iashvili, Ari Nyman, Alain Portmann, Milaim Rama, Ezequiel Oscar Scarione, Mario Schönenberger, Sascha Stulz und Yves Zahnd.

Über den Ermittlungsstand bezüglich der beiden Spieler Papa Omar Faye, der derzeit in Senegal weilt und Vedran Jese, der momentan nach Israel ausgeliehen wurde, hat der FC Thun angeblich keine Kenntnis. Über zwanzig Personen wurden befragt.

Das Publizieren der Namen begründete der Medienjurist Franz Zeller wie folgt: Der Klub habe sich der Klub "in der Zwickmühle" befunden. Zum einen habe er eine Vorverurteilung der polizeilich befragten Spieler vermeiden wollen. Anderseits war es ein Bedürfnis, die eindeutig Unschuldigen endlich zu entlasten.

Wir stellen erfreulicherweise fest, dass der FC Thun nach und nach professioneller handelt. Die Informationen werden geführt. Es wurden beispielsweise auch beim Bundesamt für Sport erfahrene Sportpsychologen angefordert.


Nachtrag vom 23. November 2007: Rückblende nach dem Skandal

Nach einem Skandal wird immer recherchiert. So auch beim FC Thun. Und man wurde fündig. Nach news.ch soll der FC Thun bereits in der Champions-League Saison 2005 vom Klub zurechtgewiesen worden sein. Grund: Wegen des Verhaltens einzelner Spieler. Damals soll es laut Klubleitung jedoch nicht um Kontakte zu Minderjährigen gegangen sein.

Die Spieler seien damals als Helden bewundert worden und hätten in dieser Situation "gewisse Verhaltensgrundsätze verletzt".

Dabei sei für den Klub "in einzelnen Fällen auch der Verdacht entstanden, dass es um Frauengeschichten gehen könnte".

Dies sagte Marco Oswald, Kommunikationschef des FC Thun, zu Aussagen des ehemaligen FC Thun-Sportchefs Werner Gerber in der Gratiszeitung "BernerBär" und der "BernerZeitung"...

Gerber sagte dazu, er sei "von den Journalisten falsch zitiert worden". Er habe nie suggerieren wollen, dass Kontakte zu Minderjährigen stattgefunden hätten. Die Spieler seien jedoch "betreffend ihrem Verhalten gegenüber weiblichen Fans zu Vorsicht gemahnt worden".

Der Klub habe an sie "appelliert, sich in der Öffentlichkeit korrekt zu verhalten". Schriftlich abgemahnt worden sei aber nur ein Spieler, und zwar wegen unkorrektem Verhalten gegenüber dem damaligen Trainer.


Es ist durchaus möglich, dass es falsch ist, die damaligen Ereignisse in den Zusammenhang mit den heutigen Untersuchungen zu stellen. Die jüngste Mediengeschichte macht aber deutlich, dass bei Krisen, Pannen, Skandalen oder Untersuchungen die Medien nachträglich zurückblenden. Dank der heutigen Datenbanken können alle alten Geschichten aufgewärmt werden.

Im Internetzeitalter ist das Verschweigen alter Geschichten kaum mehr möglich.




Nachtrag vom 26. November 2007:

Nachdem der FC Thun gut gespielt hatte, kursieren bei den Fans eigene Verschwörungstheorieen:
  • Die Polizei habe die Geschichte erfunden, um dem Verein zu schaden
  • Alles sei nur eine Kampagne gegen die Abstimmungsvorlage "Thun Süd"
  • Den Medien wird die Schuld in die Schuhe geschoben
Anderseits recherchierten die Medien weiter und sind fündig geworden. Blick hat eine alte Skandalgeschichte ausgegraben "In einem Trainingslager hätte schon früher einzelen Spieler Prostituiert aufs Zimmer kommen lassen."


Nachtrag vom 25. Februar 2008 Sieben Spieler vor Gericht.

Sieben aktuelle oder frühere Fussball-Profis des Schweizer Erstligisten FC Thun müssen sich vor Gericht verantworten. Mindestens zehn Personen soll wegen sexueller Handlungen mit einem 15-jährigen Mädchen der Prozess gemacht werden. Ein Spieler wurde wegen Zungenküssen verurteilt. Der Sex-Skandal hatte die Schweizer Fussball-Liga azu veranlasst, einen Verhaltenskodex für Fussballprofis einzuführen: zehn Regeln im Bereich Doping, Drogen, Sportwetten, Rassismus bis hin zum Strassenverkehr. Quellen: Spiegel. 20 minuten.



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