Diese hemmungslose Offenheit bei unseren Stars kannte man bislang nicht.
Aussagen zum Sexleben waren in der Regel ein Tabu. Wollte früher
ein Journalist etwas über Intimes fragen, so riskierte er die
verärgerte Bemerkung:
"Das ist meine Privatsache!"
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Haben sich die Zeiten geändert oder sind die Prominenten naiver geworden?
Glauben sie, es gehöre zum guten Ton, dem ganzen Land Einblicke in ihr
Schlafzimmer zu gewähren? Das unbedachte Verhalten könnte damit
begründet werden:
Die Stars werden unablässig mit derartigen direkten,
persönlichen Fragen bombardiert. Sie werden überrascht
und haben das Gefühl, dass ihre Kollegen angeblich "mutig und
offen" das Intimleben vor Mikrofon und Kamera preisgeben und meinen,
das müssten sie ebenfalls tun. Das gehöre zu einer modernen
offenen Haltung. Viele Promis haben nicht gelernt, diese intimen Fragen
zu antizipieren und intime Fragen konsequent mit einer vorformulierte
Standard-Antwort zu stoppen. Wenn andere so "blöd" sind und sich
aufs "dünne Eis" begeben, haben sie das Gefühl, man müsse
mithalten oder sie lassen sich im Trommelfeuer der Fragen (Überraschungs-
und Wiederholungstaktik) weichklopfen. Dazu kommt, dass die Promis von
den Journalisten für diese "Offenheit" meist gelobt werden.
Aus meiner Sicht waren die beiden DJs Antoine und Tatana bereits auf
dem Eis eingebrochen, als die offen zu ihrer Vorliebe für Oralsex
standen. Auch Roman Kilchsperger glaubte, er mache sich beliebt, wenn er
von seinen Sexfantasien erzähle, die so dunkel seien, dass er Angst
habe, niemand würde dabei mitmachen. Ich wunderte mich, dass sogar
der erfahrene Kurt Felix vor Mikrofon und Kamera sich dazu hergab, den
unverklemmten Sexonkel zu mimen, indem er sich bemühte, die Zuschauer
darüber aufzuklären wo sich der G Punkt bei der Frau befindet:
"Der G-Punkt ist hinter der Klitoris, drei Zentimeter weit oben."
Die angebliche Offenheit bei Interviews scheint heute keine Grenzen mehr
zu haben.
Männer beichten ohne Wimpernzucken über den Bordellbesuch:
"Klar war ich schon im Puff", sagten DJ Antoi-ne, Breu und
Kilchsperger. Kilchberger ging sogar so weit und behauptete, wer vor dem
34. Altersjahr nicht für Sex bezahlt hat, habe nicht richtig gelebt.
Der Schweizer Medienexperte Roger Blum meint im "Blick"
"Der Trend zum Outing wird immer stärker"
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Zitat Sonntagsblick:
Früher wäre es keinem Homosexuellen eingefallen, zu
seinen sexuellen Vorlieben zu stehen, heute zerfliessen die Grenzen
zwischen Privatem und Öffentlichem. Dass die Menschen offener
würden, sei an sich positiv, so Blum.
"Doch es gibt eine Grenze:
Die Privatsphäre. Sie sollte als Schutz dienen."
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Blum stellt fest, dass diese Grenze am Verwischen ist. Der bekannte Berner
Paartherapeut Klaus Heer teilt Blums Einschätzung:
"Unsere Medien sind voll nackter Haut. Und sie sind geschwätzig
wie nie, wenn es um Sex geht. Es sieht so aus, als wären wir alle
-offen bis in unsere letzten Schamfalten. Wer mag da schon zickig und
verklemmt erscheinen und die Aussage verweigern, wenn er nach sexuellen
Intimitäten gefragt wird?"
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Kommentar:
Es hat nichts mit Verklemmtheit oder mit einem zickigem Verhalten zu
tun, wenn prominente Persönlichkeiten eine klare Grenze zwischen
Privatheit und Öffentlichkeit ziehen. Aus meiner Beratertätigkeit
habe ich immer wieder erlebt, dass all jene, die konsequent Intimes
für sich behalten konnten, langfristig besser gefahren sind, als
jene angeblich offenen "Plauderis". Das konsequente Verhalten geht
leider kaum ohne Training. Es bedarf einer gehörigen Portion
Standhaftigkeit. Vor allem bei überraschenen Fragen oder wenn
Journalisten Druck ausüben.
Die angebliche Offenheit und Mediengeilheit wird meist zum Bumerang.
Sie schadet langfristig der prominenten Person. Wer unseren Rat in den
Wind schlägt und dennoch die "Kameras ins Schlafzimmer lässt"
muss sich nicht wundern, wenn er früher oder später auf
dem dünnen Eis einbricht. Jeder Mensch hat nämlich ein
Recht auf Privatheit und ist NIE verpflichtet, Journalisten die
Türe zur Intimität zu öffnen, wenngleich dies die
Medien dies für Leben gerne hätten. Journalisten dürsten
verständlicherweise nach intimen Geschichten und versuchen alles,
um zu diesen "verkaufsträchtigen" Storys zu kommen.
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