Der Rauswurf passierte mit den Worten:
"Ich habe mir Gedanken gemacht, wie es weitergeht. ... Ich entscheide mich für
die anderen drei Gäste und verabschiede mich von Eva Herman."
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Die Sendung wurde mit dieser dramatischen Szene ausgestrahlt.
Zur "Bild"-Zeitung meinte Kerner später:
"Ich wollte wissen, was Eva Herman wirklich denkt. Als ich gemerkt habe, dass sie
ihre missverständlichen Äusserungen nicht aufklären kann,
habe ich sie freundlich verabschiedet."
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Kommentar: Schade, dass Eva Herman die Chance verpasst hat, zuzugeben,
dass es ein Fehler war, Hitler im Zusammenhang mit guter Familienpolitik
überhaupt in den Mund zu nehmen.
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Herman hatte keinen leichten Stand in der Runde. Alle waren
gegen sie. Auch der Historiker in der zweiten Reihe. Sie wurde von allen
Seiten hart angegriffen. Vor allem von den beiden Frauen, die mit dem
verstaubten Hausfrauenbild nichts anfangen konnten und Hermans Thesen
ein Dorn im Auge war. Senta Berger urteilte über das Buch und hatte
es nicht einmal gelesen. Auch Kerner war angriffig. Ich habe ihn beim
Moderieren noch nie so parteiisch gesehen, als hätte er einen Auftrag
gehabt, Herman fertig zu machen. Immer wieder versuchte er die ehemalige
Moderatorin in die Naziecke zu stellen. Er zitierte Texte aus dem dritten
Reich und verglich diese mit Formulierungen aus dem Buch Eva Prinzip. Er
erwähnt immer wieder, dass Eva Herman von den Rechtsextremen
gelobt werde. Das komme nicht von ungefähr. Das war für
Herman zu viel. Dass man in Stresssituationen die Nerven verlieren
kann, ist nachvollziehbar. Die ehemalige Fernsehfrau liess sich
provozieren und merkte nicht mehr, dass sie sich mit das Reizwort "Autobahn"
zum Abschuss frei gab. Herman manöverierte sich nochmals in eine
problematische Ecke und verlor. Eva Hermann hätte bei Kerner die
Gelegenheit nutzen können, sich mit einem Satz zu entschuldigen
für den missverständlichen Vergleich. Stattdessen wiederholte
sie immer wieder, Ihre Aussage sei aus dem Zusammenhang herausgegriffen
worden und man rücke das Originalband nicht heraus. Ihr Zitat sei
eindeutig gewesen. Man könne es beweisen. Sie habe mit braunem
Gedankengut nichts am Hut.
Ob sich Eva Herman vor dem Gespräch briefen liess? Wohl kaum,
sonst hätte sie sich nicht provozieren lassen.
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Der "Spiegel": Die gestrige Sendung von Johannes Kerner war eine Sternstunde des Fernsehens,
an die man sich lange erinnern wird. So wie man sich an eine nächtliche
Autobahnfahrt erinnert, bei der einem lauter Geisterfahrer mit aufgeblendeten
Lichtern entgegengekommen sind.
(...)
Es war keine der üblichen Plauderstunden zu später Stunde, es
war eine Tribunal mit Eva Herman in der Rolle der Angeklagten, Johannes
Kerner als Ankläger und drei Geschworenen, zwei Frauen und einem
Mann, die ihr Urteil schon vor Beginn der Verhandlung gefällt hatten.
(...)
Und dann passierte etwas, das man sich merken sollte, wenn man seinen
Kindern und Enkeln eines Tages erklären möchte, wie weit
im Jahre 2007 die Hemmschwelle nicht nur bei deutschen Moderatoren,
sondern auch deutschen Professoren sinken konnte. Ein bekannter Berliner
Historiker, der abseits der Runde plaziert worden war, klärte das
Publikum darüber auf, was Eva Herman falsch gemacht hatte:
"Sie verwechselt Konservativismus mit Nationalsozialismus", letzterer habe
"Rassenzucht und Rassenvernichtung betrieben" und "Frauen zu Muttertieren
erniedrigt". Und er forderte die 1958 geborene Moderatorin auf, sich
"von diesem rassistischen Frauenideal zu distanzieren", als habe er
nicht Eva Herman vor sich, sondern die wiedergeborene Eva Braun.
Woraufhin Frau Herman leider patzte. Es stehe doch "ausser Frage, dass
ich das Dritte Reich ablehne", sie habe auch mit ihrer Oma darüber
diskutiert: "Wie konnte das passieren, warum habt ihr nichts unternommen?"
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Nachtrag vom 11. Oktober:
In den Medien wird der Rauswurf kontravers
kommentiert. Patrick Senn hat es auf den Punkt gebracht:
Die Szene war eindeutig: Margarethe Schreiemakers wandte sich demonstrativ
weg von Eva Herman, Senta Berger drohte, die Sendung zu verlassen
(interessanterweise mit dem Argument, sie habe die Bücher von
Herman nicht gelesen und fühle sich deshalb ausser Stande, hier
mitzudiskutieren). Schreinemakers fand, Hermans Satz, "Ich muss einfach
lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen
kann, ohne in Gefahr zu geraten", sei zuviel des Guten. Was soll ein
Moderator da tun?
Zuerst einmal: Seine Redaktion rüffeln. Wie kann man mit Frau
Berger einen Gast einladen, der sich selbst in der laufenden Sendung
für "nicht kompetent" erklärt? Das geht unter journalistischen
Erwägungen natürlich gar nicht. Und schon überhaupt
gar nicht, wenn heikle Themen wie Vorwürfe der Nähe zu
nationalsozialistischem Gedankengut zur Debatte stehen.
Johannes B. Kerner hat sich in der Sendung dann dafür entschieden,
Eva Herman zu verabschieden. Er hat damit dem Druck der anderen
Gesprächsgäste nachgegeben. Und sich damit erpressbar
gemacht. Was wäre besser gewesen?
Zu beruhigen, nachzufragen. Das hätte Kerner schon viel früher
tun müssen. Herman ist bis zum Schluss in einem Widerspruch
verblieben: Einerseits sagt sie, sie hätte die Werte und den sozialen
Status der Mutter vor dem Nazi-Regime verteidigt, nicht die pervertierte
Mutterrolle der Nazis. Andererseits sagt sie indirekt, nicht alles
unter den Nazis sei schlecht gewesen: "Es sind auch Autobahnen damals
gebaut worden und wir fahren heute darauf." Kerner rechtfertigte sich
später auf ZDF online: "Ich hatte die Hoffnung, dass Frau Herman
ihre problematischen Äusserungen im Gespräch relativieren
würde. Als klar war, dass wir dabei nicht weiterkommen, habe ich
das Gespräch mit ihr beendet und mit meinen anderen Gästen
fortgesetzt." Das ist schwach. Zuerst hatte Herman sehr wohl relativiert,
dann hat sie sich zur eigenen Relativierung in Widerspruch gesetzt. Kerner
hat das nicht erkannt und auch nicht thematisiert.
Aber wenn das nun einmal passiert ist: Die Aussagen der anderen
Gesprächsgäste "Das geht einfach nicht" sind für mich
keine akzeptablen Begründungen. So etwas darf ein Journalist
nicht durchgehen lassen. Es wäre zwingend auch auf dieser Seite
eine Klärung: Warum geht das nicht? Was genau geht nicht? Dadurch
würde sich eine Differenzierung erschliessen. Aber Kerner hat
auch hier den Widerspruch nicht erkannt: Margarethe Schreinemakers wirft
Herman (zurecht) vor, dass sie nicht bereit sei, sich mit dem eingeladenen
Historiker auseinanderzusetzen. Dann verweigert sie selbst mittlerweilen
hochgradig emotional die Weiterführung des Gesprächs. Auch
diesen Widerspruch thematisiert Kerner nicht. (z.B. mit der Frage:
Warum ist es kein Widerspruch, das sie Frau Herman den Vorwurf der
Gesprächsverweigerung machen und selbst nicht zur Auseinandersetzung
mit ihr bereit sind?
Das Fazit: Hier werden Schlussfolgerungen in die Runde geworfen,
die nicht logisch hergeleitet werden. Das passiert häufig,
insbesondere mit Gästen, die in Dialektik nicht trainiert
sind. Unsere Aufgabe als Medienschaffende ist es, Prämissen, zu
Grunde liegende Überzeugungen, Voraussetzungen aufzuzeigen durch
Nachfragen. Wie das geht, hat Aristoteles mit seinen Dialektikregeln
aufgezeigt, später hat es der Deutsche Rupert Lay neu belebt.
Warum hat Kerner das nicht gemacht? Ich behaupte: Er hatte den Mut
nicht, weil Deutschland noch immer so stigmatisiert ist, dass eine
differenzierende Auseinandersetzung sofort als mangelnde Distanz zum
Nationalsozialismus ausgelegt wird.
Grundlagen:
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Nachtrag vom 12. Oktober, 2007: Wem schadet der Rausschmiss?
Aus persoenlich.com:
Der TV-Eklat um den Herman-Rausschmiss bei "Kerner" hat jedoch nicht
nur in der Schweiz Konsequenzen. In Deutschland wird über diesen
Vorfall heiss diskutiert. Dort fragt man sich zurzeit, wem der Eklat mehr
geschadet habe: Eva Herman oder Johannes B. Kerner. Denn obwohl sich
das ZDF an diesem Abend über hohe Zuschauerquoten freuen konnte,
ist unklar, welchen Ausgang der Eklat für den Moderator Johannes
B. Kerner haben könnte.
Deutsche Leitartikler sind sich nämlich einig, dass es dem sonst
so versierten Kerner nicht gelang, das Gespräch souverän zu
führen. Statt, dass er auf das eigentliche Thema zu sprechen kam,
habe sich der ZDF-Moderator immer tiefer ins Dritte Reich gebohrt, und
so die völlig überforderte Eva Herman vorgeführt. Mit
dem Rauswurf, so mutmassen Journalisten, habe Kerner vielleicht die
umstrittene Ex-Moderatorin vor noch schlimmeren Verstrickungen bewahrt.
Andere Journalisten vermuten sogar, dass der Eklat inszeniert gewesen sei
-- und so abwegig das auch klingen mag, einen Nutzen hätten beide
davon. Kerner konnte sich über eine höhere Zuschauerquote
freuen, und Herman vielleicht über eine höhere Leserschaft,
die ihr Buch "Das Prinzip Arche Noah" nun kaufen möchte.
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Quelle:
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