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www.rhetorik.ch aktuell: (03. Okt, 2007)

Schon wieder eine Gratiszeitung

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Es gibt schon wieder eine Gratiszeitung in der Schweiz. ".ch" Nachdem die Gratiszeitungen boomen und 20 Minuten alle Erwartungen übertroffen haben, versuchen Konkurrenten am Werbekuchen zu partizipieren. Ohne grosses Portemonnaie ist dies jedoch nicht möglich.

".ch" will sich als Qualitätszeitung positionieren und von Montag bis Freitag über Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Lifestyle und Sport berichten. Wie die Verantwortlichen heute in Glattbrugg sagten, wird auf redaktionelle Kommentare verzichtet. Gleichwohl ssollen regelmässige Kolumnen von Persönlichkeiten erscheinen. Parallel zur Printausgabe wurde auch die Website www.punkt.ch lanciert.

20 Minuten Heute Punkt CH
Für den Vertrieb der neuen Gratiszeitung verantwortlich ist die Basler "Direct Mail Company", eine assoziierte Gesellschaft der Schweizerischen Post. Sie soll rund 70 Prozent der Gesamtauflage von 435'000 Exemplaren vor 7 Uhr fruüh in die Haushalte liefern. Die Gratiszeitung werde nicht in Milch- oder Briefkästen deponiert, sondern offen aufgelegt. Dort, wo es möglich sei, werde ".ch" auf Tablaren unterhalb der Briefkästen oder in den von Hauseigentümern speziell dafür vorgesehenen Ablagefächern aufgelegt. Die ersten Ständer, die wie Musikständer aussehen, wurden bereits entwendet.
Nachtrag vom 6. Oktober: Journalistischer Fastfood oder differenzierte Wissensaufarbeitung?

Wir sind eine Mediengesellschaft geworden. Die Bevölkerung nutzt die Medien multifunktionell. Die Gratiszeitungen machen uns bewusst, dass sich das Format geändert hat. Die Beiträge sind wesentlich kürzer, Bild und Texte ergänzen sich Thematisch gibt es einen Mix von News, Buntem aus der Promiwelt, des Sportes wie auch Medienwelt. Medien und Bildung werden vermehrt thematisiert. Man sieht Aktuelles, das vor allem die junge Leserschaft interessiert. Jugendliche werden damit angesprochen, denn politisch sind sie noch nicht sozialisiert. Der Trend der Pendlerzeitung wird sich fortsetzen. Ob alle Gratiszeitungen überleben werden, kann bezweifelt werden. Der Rückgang der Tageszeitung wird weiter gehen und damit besteht die Gefahr, dass die Unabhängigkeit noch stärker beeinträchtigt wird. Die Inserate und die Wirtschaft beeinflussen zwangsläufig die Inhalte und Themen der Blätter. Weil nur 25 Prozent der Leser an Politik interessiert sind und die Gratisblätter voll und ganz von der Werbung leben, besteht die Gefahr, dass die journalistischen Produkte zum journalistischen Fast-food verkommen. Denn Journalisten müssen bei den Gratisblättern billiger und schneller arbeiten. Das Recherchieren und Sonderkorrespondenten ist aufwändig. Obschon "20 Minuten" boomt und bereits 1.2 Mio Leser hat, so sind die Verleger in einem Dilemma: Sie möchten keinen Einheitsbrei und dürfen die Zeitströmung nicht verpassen. Lokalkorrespondenten und eigene Redaktoren wären gefragt. Doch wer kann sich dies noch leisten?

Fazit: Das Rad kann nicht zurückgedreht werden. Dennoch wird die differenzierte Aufarbeitung des Wissens immer wichtiger.


Nachtrag vom 4. Mai, 2009: Die Gratiszeitung ".ch". wird wieder eingestellt. Quelle: "Die sich rasch verschlechternde wirtschaftliche Situation und der damit verbundene starke Anzeigenrückgang treffe auch die Gratiszeitung «.ch», die sich zu hundert Prozent über Werbung finanzieren müsse, heisst es in einer Pressemitteilung."



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