Rhetorik.ch | Knill+Knill Kommunikationsberatung |
Knill.com |
---|
Aktuell Artikel | Artikel Inhaltsverzeichnis | Suche in Rhetorik.ch: |
Rhetorik.ch Artikel zum Thema: |
Was für Auswirkungen hat der Rorschacher Wirbel?
Nachdem Nationalrat Christoph Mörgeli unzimperlich, provokativ und
schadenfreudig zum Gegenschlag ausgeholt hatte, ist nun in dem aktuellen
Polittheater Bundesrat Pascal Couchepin einmal mehr der Kragen geplatzt. Er
hatte schon im Oktober 2004 einmal Christoph Blocher
frontal angegriffen.
Blocher schade der Demokratie, sagte er damals. Die unbedachte Aussage
wurde für ihn zum Eigencoal.
In der aktuellen Politposse dominiert die MasslosigkeitNicht nur Pascal Couchepin reagierte unbeherrscht. Die CVP überzeichnete ebenfalls verbal die Geschichte vor der Abklärung als "Staatsaffaire". Sie spricht heute abgeschwächt nur noch von "unschönen Dingen". Der clevere Polit-Schachspieler Christoph Mörgeli sprach an der Medienkonferenz höhnisch von "Bullshit". Ich bin überzeugt, dass sein ebenfalls "massloser" Auftritt mit dem überheblichen Lachen ebenfalls kontraproduktiv war.
Auch der Vorwurf, eine Werbung sei faschistisch, darf nicht einfach so leichtfertig in den Raum gestellt werden. Die masslos übertiebenen Vorwürfe in einem Beitrag in einer unabhängigen englischen Zeitung gegen die Schweiz ist auch bedenklich. Er beeinflusst das Image der Schweiz. Mich erstaunt es, wie viele Akteure in die Blocherfalle tappen und bei Provokationen die Nerven verlieren. Wenn die erfahrene Poitikerin Lucretia Meier-Schatz masslos informiert und eine Hypothese voreilig kommentiert. Dies ist nach Patrick Senn eine kommunikative Todsünde. Patrick Senn wies übrigens in seiner Analyse auch darauf hin, dass Schatz Dokumente aus einem laufenden Verfahren gezeigt hat, (was nicht zulässig ist) - so sind dies gravierende Mängel. Durch diese Kapitalfehler rückten Blochers Kompetenzüberscheitung in den Hintergründ. Es ging nur noch noch um den Komplott. Meier- Schatz, Mörgeli, Couchepin alle hätten besser überlegen sollen, welche Folgen ihr Verhalten haben könnte. Ich bin sicher, dass Lucretia Meier-Schatz die Folgen ihres Vorprellens nicht antizipiert hatte. Eine Politikerin die strategisches Geschickt hätte, würde nie so ins ins Blaue hinaus informieren. In diesem Fall musste sie damit rechnen, dass die SVP reagiert. Zur Wirkung der leiden Affaire
Persönlich glaube ich, dass die Gefahr besteht, dass diese Polit - Spielchen letztlich zu einer Politverdrossenheit führen könnte. Falls Bundesrat Blocher keine gravierenden Verfehlungen nachgewiesen werden können, nützt die Komödie vorläufig vor allem der SVP. Sie konnte dank dem Patzer von Meier-Schatz von Blochers Kompetenzübertretungen ablenken und man sprach nur noch von einem Komplott, der wahrscheinlich gar nie ein Komplott gewesen war. Nachdem nun heute Lucretia Meier Schatz nach der SVP Attacke ebenfalls heftig zurückschlug (Sie behauptete beispielsweise, es sei Bundesrat Blocher gewesen, der den Begriff "Komplott" ins Spiel gebracht habe, titelte am 7. September im "20 Minuten online" ihren Beitrag über die Affaire mit den treffenden Worten:
Genau das ist es, was der Bevölkerung sauer aufstösst. Es ist der ständige Hick Hack, die Masslosigkeit der Worte, der Reaktionen, des Verhaltens. Wir zweifeln daran, dass es noch rechtzeitig möglich werden wird, die angeheizte Stimmung vor dem Wahltermin zu versachlichen. Es wurde bislang zu viel Geschirr zerschlagen. |
![]() Klarheiten schaffen!von Regula StämpfliDie Justiz muss in einer modernen Demokratie unabhängig sein. Dass sie dies in der Schweiz bis heute nicht ist, ist ein staatspolitisches Versäumnis erster Güte und hat sich schon oft sehr negativ ausgewirkt und würde, in einem internationalen Umfeld der Schweiz auf Jahre hinweg Schaden zufügen. Es ist höchste Zeit, hier Klarheiten zu schaffen. Wenn aber in der Schweiz (ausser den Experten wie für die Kommunikation Knill, wie für die Geschichte Imhof wie für das Staatsrecht Fleiner, Müller) demokratieunkenntliche Politologen sowie Journalisten rechtsstaatlichen Müll von sich geben dürfen, dann ist die Klarheit weiter weg als je zuvor. Wenn der Bundesrat einerseits wie Doris Leuthard völlig unkenntlich der Gewaltentrennung sagt, der Justizminister dürfe sich persönlich zu einem GPK-Bericht äussern, während Pascal Couchepin von faschistischen Verhältnissen spricht, dann ist weniger Klarheit als je zuvor. Die Mediendemokratie zeigt einmal mehr, wie sie die demokratischen Grundprinzipien ausser Kraft setzt. Denn etwas ist absolut klar: Der Rechtsstaat, sehr verehrte Damen und Herren, ist keine Meinungsfrage! Sondern ganz klar geregelt. Wer hier so tut als wäre Gewaltentrennung eine Ansichtssache, der zerstört die Demokratie. Und offenbar sind mittlerweile dazu schon ganz viele Jusprofessoren sowie demokratieunkenntliche Politologen sowie Medienplapperer bereit. Dass in einer derart brisanten und für die Demokratie entscheidenden Frage der Gewaltentrennung sowie rechtsstaatlicher Prinzipien die öffentlich-rechtlichen Newssendungen wie 10vor10 "Strassenumfragen" als Information präsentieren, ist ein Hohn gegenüber jeglichen öffentlich-rechtlichen Auftrags. Dass in einer Politsendung Meinungen ausgetauscht statt Fakten präsentiert werden, passiert auch nur in der Schweiz oder in den Privatsendern der USA. Wenigstens gibt es in den USA mittlerweile vielfältige, plurale Instanzen, die die Öffentlichkeit umfassend informieren, was man von der schweizerischen Öffentlichkeit nicht behaupten kann. Dass es in der Schweiz keine Autoritäten gibt, ist erfrischend. Dass es in der Schweiz aber keine rechtsstaatlichen Autoritäten, sondern eine ausschliesslich parteipolitische Justiz sowie Demokratieverständnis gibt (siehe nun die Einmischung des Bundesstrafgerichts via Hochstrasser) ist für uns Bürgerinnen und Bürger inakzeptabel. Image der Schweiz betroffenGestern stand im Independent "Switzerland: Europe's Heart of Darkness"- starker Tobak, vor allem weil es von der viertgrössten Zeitung in Grossbritannien stammt. Im Artikel ging es um die massive - für europäisch sensibilisierte Augen äusserst rassistische Wahlkampagne der SVP. Erinnern wir uns: Schon in den 1990er Jahren begann die Holocaust-Debatte in Grossbritannien. Wenn es nun der Schweiz auf diesem imagemässig schlechten Hintergrund in einer Affäre, die wiederum Finanzplatz und Bundesrat betrifft, ganz gleich, wie die Zusammenhänge sind, keine Klärung gibt, dann können wir sicher sein, dass dies nicht nur die Wahlen 2007, sondern die gesamte Schweiz sowie ihr internationales Ansehen betrifft. Solche organisierten Unverantwortlichkeiten kann sich die Schweiz nicht mehr oft leisten. Was uns Bürger und Bürgerinnen in den letzten Worten gezeigt wurde, war eine völlige Regierungsunfähigkeit der Schweiz.Wichtige Inhalte werden parteipolitischen Querelen geopfertUnfassbar ist, dass die Instanzen Justiz, Regierung sowie Parlament jede demokratische Grundlage in der letzten Woche vergassen und sie ohne mit der Wimper zu zucken parteipolitischen Querelen opferten. Entsetzlich! Dabei sind die Prinzipien des Rechtsstaates in einer Demokratie zu heilig, um sie derart staatsrechtlich verwerflichen Wahlgeplänkel freizugeben. Letzte Woche haben nicht nur Bundesrat Blocher und seine Partei ihre für die Demokratie, den Rechtsstaat sowie die Gewaltentrennung Nicht-Wiederwahlfähigkeit bewiesen, sondern auch der Bundesrat, sowie das Bundesstrafgericht, wie auch die Geschäftsprüfungskommission. Es ist mir unverständlich, weshalb sich nicht endlich der Gesamtbundesrat trifft, um in dieser heiklen Affäre eine Regierungsposition zu erarbeiten. Wenn dies dem Bundesrat nicht gelingt, zeigt dies, dass die Regierung so, wie sie zusammengesetzt ist, offenbar nicht funktionieren kann. |
![]() |
Nachtrag vom 8. August 2007: SN: Mass geht verloren Mein Hinweise auf die "Masslosigkeit" des Verhaltens aller Akteure bei der Rorschacher Affaire widerspiegelt sich nun gut im Titel des Kommentars der Schaffhauser Nachrichten: jegliches Mass geht verloren. Die "Arena" vom Freitag 7. September setzte noch das Tüpfchen auf das i des kommunikativen Trauerspiels. Ausser dem Weltwoche Journalist Daniel Ammann vergassen alle Akteure die primitivsten Regeln der dialogischen Kommunikation. Selbst die angeschlagene Lucretia Meier-Schatz unterbrach wiederholt die Gespächspartner. Urs Leuthard hatte als Moderator einen schweren Stand. Ihm gelang es immerhin, als Dompteur der Sendung den roten Fadens sichtbar zu machen. Die Akteure wirkten als sei es ihnen völlig egal, das Gesicht vor der Öeffentlichkeit zu verlieren. Auch in dieser Sendung haben die Akteure das "Mass der konstruktiven Streitkultur" verloren. Ich verstehe das Publikum, das in einer Strassenumfrage der "10 vor 10" die derzeitige Politposse als Schlammschlacht, Schmierenkomödie, Affentheater usw. bezeichnete. Wenn es bestandenen Politikern nichts mehr ausmacht, wenn sie vor Mikrofon und Kamera das Gesicht und damit ihre Glaubwürdigkeit verlieren und bereit sind, die wichtigsten Grundprinzipien der Kommunikation über Bord zu werfen, so ist dies bedenklich. Auch Bundesrat Couchepin kann seinen Ausrutscher mit den Duce-Vergleich nicht als bewusste Provokationsaktion rechtfertigen. (Mit einer Selbstschutzbehauptung, er habe nur die FDP Wähler aufrütteln wollen). Das derzeitige Polittheater vor den Wahlen rund um die Rorschacher Affaire ist einmalig. Ich zweifle daran, dass sich die Parteien und Akteure in den nächsten Tagen beruhigen werden Ich befürchte, dass bereits zu viel Geschirr zerschlagen wurde und das Vertrauen kaum noch zurückgewonnen werden kann. |
Nachtrag 9. September 2007: Aufruf zur Mässigung Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi will den Mitgliedern des Parlaments zum Auftrakt der Herbstsession ins Gewissen reden. Es gehe nicht an, dass sich Kommissionsmitglieder in einem Mass beschuldigten, wie es bisher noch nie vorgekommen sei, sagte die Aargauer FDP-Nationalrätin am Morgen in der Sendung "HeuteMorgen" von Schweizer Radio DRS. Sie werde den Ratsmitgliedern zum Sessionsbeginn deshalb vorlesen, was sie geschworen hätten, sagte Egerszegi und erinnerte daran, dass gegenseitiger Respekt und Achtung als Voraussetzungen für die Arbeit der Parlamentarier festgeschrieben seien. |
Nachtrag vom 10. September 2007: Tele Züri Beitrag vom Samstag, dem 8. September 2007. |
Nachtrag vom 4. Oktober 2007: Der
Tagesanzeiger vom 03. Oktober 2007 zeigt den Roschacher-Blocher-Fall im Zeitraffer:
|
Rhetorik.ch | 1998-2019 © K-K Kommunikationsberatung | Knill.com |
---|