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Liess sie sich extern beraten, so wie Joseph Ackermann
der von einem fragwürdigen Coach gebeten wurde, er
solle sich doch vor der Gerichtsverhandlung locker geben soll? Es ist kaum zu glauben, dass Micheline Calmy-Rey eingehend geklärt hat, wie der Gag bei den Adressaten ankommen könnte. In fachgerechten Beratungen erfolgt zuerst eine Adressatenanalyse. Nicht der Berater entscheidet, was wie wirkt. Der Konsument ist ausschlaggebend. Sondierungen bei einigen Konsumenten bestätigten innert weniger Stunden, dass das Ansinnen der Bundespräsidentin, als Musicstar aufzutreten, generell schlecht ankam. Ein Zuhörer sagte mir am Telefon: "Ich würde sofort abstellen, wenn ich die Bundespräsidentin am Fernsehen singen höre würde. Warum wertet sich diese Frau ab? Hat sie das nötig? Sie ist doch kein "Kasperli"! Nur eine Frau fand, das sei doch ein lustiger Gag, der zeige, dass die Politik nicht so tierisch ernst sein müsse. Die Vermutung, dass sich die Bundespräsidentin lächerlich machen könnte, dominierte. Warum ich der Bundespräsidentin abgeraten hätte, vor Mikrofon und Kamera ein Lied zu singen:
Frauen beklagen sich oft, sie würden vor allem über die Frisur und die Kleider definiert. Man nehme in der Öffentlichkeit ihre politische Arbeit zu wenig ernst. Wenn jedoch Natonalrätinnen sich als "Kleiderständer" zu einer Modeschau zur Verfügung stellen (haben wir erlebt) und jetzt eine Bundespräsidentin als "Gag" sich als Sängerin profilieren will, so leisten diese Personen der Sache "Frau und Politik" einen Bärendienst. Man muss sich nachträglich nicht wundern, wenn die politischen Anliegen der Frauen mit derartigen Aktionen in den Hintergrund geraten. |
Der Film "Singing"
des französischen Marketing Agentur
BDDP&Fils zeigt archivierte Filme von singenden Politikern.
Quelle. Der Film wird von einem Satz:
unterbrochen. Der Film auf Youtube. |
Nachtrag vom 17. März: Sauglattismus Die Aktionen von Micheline Calmy-Rey und Moritz Leuenberger haben eine Kontroverse ausgelöst. Dass die Boulevardmedien ungewöhnliche Gags von Magistraten zu schätzen wissen, ist verständlich. Das zeigt der Medienspiegel. Der Blick liebt beispielsweise solche Geschichten und würde bestimmt die Bundespräsidentin zu weiteren Gags aufmuntern. Er hat nichts gegen den ungewöhlichen Auftritt. Als Verteidiger der unbedachten Aktion könnte man so argumentieren, wie ich es auch gelesen hatte: Micheline Calmy-Rey hat ja nach der Wahl als Bundespräsidentin erklärt, sie werde dieses Jahr den Dialog mit dem Volk pflegen. Der Musicstar- Gag ist nun so eine Aktionen. Dieses Argument lässt unberücksichtigt, dass eine musikalische Vortragsübung - nichts- aber auch gar nichts mit dem Job als Bundespräsidentin, weder mit der Politik noch einem Dialog mit dem Volk zu tun hat. Kommunikation bedeutet immerhin Austausch und nicht Selbstdarstellung. Der Leuenberger BLOG wird gerne mit Calmy-Reys Auftritt gleichgesetzt, ohne zu berücksichtigen, dass bei Leuenbergers dialogischem BLOG politische Inhalte zur Sprache kommen. Der Zürcher Publizistikwissenschafter Mirko Marr fand in einem Interview mit der "Neuen Luzerner Zeitung": "Es ist eine gute Möglichkeit, an den Massenmedien vorbei zu kommunizieren", Ironischerweise klappe das aber nur, wenn die Massenmedien darauf aufmerksam machten. Dass Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey am 19. Mai als Sängerin im Westschweizer Fernsehen auftreten will, ist für Marr unproblematisch: "Sie kann damit Leute erreichen, die sich normalerweise nicht für Politik interessieren." Marr liess allerdings die Frage offen, ob der Auftritt mit Edith Piafs Lied "Les trois cloches" beim genannten Publikum nachhaltig sein wird. Politiker müssten auf die Show Taten folgen lassen. Ungleich härter ins Gericht ging der Kommentator der NLZ mit der Chanson-Idee: "Liedli singende oder schauspielernde Bundesräte betreiben im Kern inhaltlose Selbstdarstellung." Der Freiburger Geschichtsprofessor Urs Altermatt hieb in die gleiche Kerbe: "Die Bundesräte sollten nicht singen", sagte er in einem Interview mit der "Mittelland Zeitung". Das berge die Gefahr, dass die Politik in "Infotainment" und in eine Art "Sauglattimus" absinke. Dann werde es schwierig, noch Inhalte zu transportieren, meinte der Herausgeber des Lexikons über die Schweizer Bundesräte. Quelle: Tagesanzeiger, Agenturen |
Nachtrag vom 31. März, 2007: Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey wird im Westschweizer Fernsehen am 19. Mai in der Sendung "Coups de coeur" den Titel "Les trois cloches" von Edith Piaf interpretierten. |
Nachtrag vom 5. April, 2007: Mehr Beispiele von kreativen Politikern: Nach "Swissinfo" ist die Aufnahme des Songs bereits erfolgt. Ausgestrahlt wird es am Westschweizer Fernsehen am 19. Mai. Alain Morisod, der Präsentator der Samstagabend-Show meinte in "Le Matin":
![]() Karikatur von Chappatte, erschienen in der "NZZ am Sonntag". Der Cartoon zeigt Moritz Leuenberger auf einer Treppe im Bundeshaus, wie er mittels Laptop an seinem Blog schreibt. Eine Raumpflegerin mit Staubsauger meint: "Herr Bundesrat, es ist Zeit nach Hause zu gehen". |
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