Zur Meinung stehen!
Im erwähnten "SIE + ER" Beitrag werden unterschiedlichste Sendungen
und Moderatoren des Schweizer Fernsehens beurteilt und kritisiert. Unter
anderen wurden Swen Epinay, Daniela Lager Aeschbi mit deutlichen
Kommentaren beurteilt (verurteilt?).
Es ist in in diesem längeren Artikel (acht Seiten!) nicht
ersichtlich, wer welchen Kommentar verfasst hat.
Zwar unterzeichnen acht Autoren gemeinsam : Helmut-Mario Glogger, Sandro
Brotz, Gabrielle Kleiner, Claudia Langenegger, Stephanie Ringel, Franco
Siegfried, Stefan Thomi, Sabine Eva Wittwer, doch bleibt unklar:
- Haben alle alles geschrieben?
- Wer hat welche Beurteilung verfasst?
- Wer hat wen kritisiert?
Wurden die persönlichen Beurteilungen nachher vom Autorenteam
abgesegnet?
Da gewisse Fakten nicht stimmen (darüber später), wissen
wir nicht, wer vom Team unseriös gearbeitet hat. Sicherlich nicht
alle. Jeder Verfasser einer Medienkritik muss persönlich zu seiner
Aussage stehen dürfen. Da jedoch alle gemeinsam unterzeichnet
haben, kann sich nun jede der acht Personen hinter dem Autorenteam
verstecken. Die Frage ist berechtigt: Warum durften die Autoren nicht
zu ihrem eigenen Textteil stehen?
Bei einer Kritik müssen vor allem die Fakten stimmen
Die Problematik dieses "Versteckspiels" wird bewusst, wenn es um fachliche
Unzulänglichkeiten geht. Gegen persönliche Meinungen oder
subjektive Urteile ist nichts einzuwenden. Wenn jedoch Zitate nicht
stimmen, wird es problematisch.
So wurde beispielsweise der Tagesschaumoderator Franz Fischlin falsch
zitiert (wortwörtlich steht im SIE+ER Text):
"Interessant auch, wie "Tagesschau"- Ansager Franz Fischlin einen
Beitrag zum dräunenden Thema "Sterblichkeit im Februar" mit den
gesetzten Worten einleitet: "Das gemässigte Klima in der Schweiz
hat Auswirkungen auf die Mortalität". Ein absoluter Aufsteller zu
besten Sendezeit."
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Ich habe mir die Mühe gemacht und den betreffenden Tagesschau-Beitrag
im Archiv des Schweizer Fernsehens angeschaut. Franz Fischlin's Moderation
gemäss Beleg:
"Wenn im Winter die Grippewelle so richtig anrollt und wenn es im Sommer
besonders heiss ist, dann kann das, besonders für ältere
Menschen, tödlich sein. Nun, der Sommer im letzten Jahr war zwar
heiss, aber überraschenderweise hat sich das nicht auf die Zahl
der Todesfälle ausgewirkt.
(Dann folgte eine Grafik)
Insgesamt starben letztes Jahr 59'609 Menschen, das sind rund 800
weniger als im Durchschnitt der letzten Jahre. Ein Grund dafür
könnte sein, dass die Grippeviren letztes Jahr weniger aggressiv
und die Wintermonate recht mild waren."
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Der zitierte Moderations-Satz mit dem Fremdwort "Mortalität"
existiert also nur in der Erinnerung der SIE+ER-Autoren. Von einem
Journalisten, der andere Journalisten kritisiert, dürfte eigentlich
mehr Genauigkeit erwartet werden.
Im erwähnten Beitrag steht ferner bei Roman Kilchsperger:
"Zielt er zur Primetime mal unter die Gürtellinie - schon wird er
von den TV-Bürokraten gedeckelt."
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Auch bei dieser Bemerkung hätte mich ebenfalls interessiert,
wer diesen fragwürdigen Satz geschrieben hat. Ich kann mir kaum
vorstellen, dass das ganze "SIE+ER" Autorenteam wünscht, dass
Kilchsperger - analog Bohlens "Exekutionsrhetorik" - während der
Primetime vermehrt Aussagen "unter der Gürtellinie" machen und dies
auch noch vom Schweizer Fernsehen honoriert werden sollte.
Fazit: Nichts gegen Medienkritiken.
Doch müssen Kritiker den Mut haben, persönlich zu ihren
Texten zu stehen. Die acht Autoren hätten unbedingt ihren Beitrag
zeichnen müssen. Wer kritisiert, darf nicht falsch zitieren.
Wenn nachträglich eindeutig belegt werden kann, dass ein Medienkritiker ein Zitat
manipuliert, beeinträchtigt er die Glaubwürdigkeit des ganzen
Beitrages und in unserem Beispiel auch noch die Glaubwürdigkeit
des ganzen Autorenteams. Ich bin überzeugt, dass der Chefredakteur
- falls er davon erfährt - diese Unzulänglichkeiten nicht
tolerieren wird.
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