Am 30. Januar punktete Corti beim Publikum vor allem durch sein
grosses Engagement. Er überzeugte durch Ausdruckstärke,
Emotionalität und durch einfache und klar verständliche
Sprache.
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Es war zu befürchten gewesen, dass die offensive, angriffige
Art Cortis überborden könnte und ihm das aggressiver Verhalten
Sympathie kosten könnte. Corti gab sich jedoch am
zweiten Tag viel zurückhaltender, sprach sachlicher und verstand es,
die Balance zwischen Sachlichkeit und Emotionalität wieder
herzustellen. In Bülach fragte ich Mario Corti in der Pause:
"Herr Corti, 2001 sagten Sie, dass man Vertrauen nicht befehlen
könne. Vertrauen müsse man erwerben. Das Echo bei der
Bevölkerung zeigt nun, dass Sie trotz Kritik von einer grossen
Sympathiewelle getragen werden. Obschon Sie heute angeklagt sind, scheinen
Sie das Vertrauen zurückgewonnen zu haben. Woran kann dies liegen?"
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Obwohl Corti antwortete, er müsse eigentlich mehr Zeit haben, um diese
Frage ausführlich zu beantworten, hatte ich das Gefühl,
dass er an das glaubt, was er sagt.
Was mir in Bülach vor allem bestätigt wurde, war die Erkenntnis,
dass eine Person bei Kommunikationssprozessen andere nur überzeugen
kann, wenn er von der eigenen Botschaft selbst überzeugt ist.
Ich hatte das Gefühl, dass Cortis Groll auf die Grossbanken, die "seine"
Swissair stranguliert haben, die sich hinter seinem Rücken verschwört haben,
nicht gespielt war. Corti ist felsenfest davon überzeugt, dass das
Grounding von den Banken vorgängig geplant worden war. Das Feuer
in Cortis engagierten Voten war echt.
Der Spruch "nur wenn in Dir ein Feuer brennt, kannst
Du beim Publikum ein Feuer entzünden" wurde mir in Bülach -
einmal mehr - verdeutlicht.
Das Publikum glaubte deshalb dem engagierten
Angeklagten. Corti überzeugte. Es kam soweit, dass er beim Gang zur
Toilette und zum Kaffeeautomaten am zweiten Tag sogar noch Autogramme
schreiben musste. Corti genoss offensichtlich das Bad in der Menge.
In wie weit der Film "Grounding" diese Grundstimmung verstärkt hat,
bleibt dahingestellt. Jedenfalls kam in diesem Film Corti sehr gut weg.
Im Gegensatz zum "Grounding" -film war der Dokumentarfilm hingegen viel
bankfreundlicher. Ein Journalist verriet mir, dass Mario Corti die Kritik
im Dokumentarfilm enorm geärgert haben soll. Man müsste sich
deshalb fragen, ob Corti nicht ein Problem habe im Umgang mit Kritik.
Cortis Auftritt in Bülach bestätigte:
Wenn Botschaft, Emotionen mit der inneren Stimmung übereinstimmen, dann
stimmen Stimme, verbale, nonverbale, paraverbale Elemente automatisch
auch überein.
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Bei Mario Corti stellte ich in Bülach diese
Übereinstimmung fest. Anlässlich einer Analyse fürs 10 vor
10 wurden mir im Fernseh-Studio fünf Sequenzen aus früheren
Medienauftritten vorgespielt, zu denen ich Stellung nehmen konnte. Der
Vergleich der unterschiedlichen Sequenzen, aus verschiednen Situationen
war spannend. Ich stellte fest, wie sich Corti sich
gewandelt hat, vor allem im Umgang mit den Medien. Früher reagierte
der damalige Swissairchef in Stresssituationen mit falschen Akzenten,
sprach dann noch näselnder und setzte mit zusätzlichen "Aehs"
falsche Akzente. Den Medien gegenüber war Corti bei Amtsantritt zu
zurückhaltend. Er zeigte oft eine ausgesprochene Abwehrhaltung.
Heute weiss Corti hingegen die Chance von Medienauftritten zu nutzen.
Er beherrscht auch das Botschaftenmanagement. Er wiederholt und
unterstreicht seine Kernbotschaften. In Bülach haben wir alles
erlebt. Die Schweiger (Antwortverweigerer) und jene Angeklagte, die
redeten.
Möglicherweise werden jene, die nichts gesagt haben
vor Gericht besser wegkommen (Sie haben nämlich nichts Falsches
gesagt. Das Gericht muss die Schuld nachweisen können). Jene, die
Fragen beantworteten, punkteten dafür beim Publikum. Für die
Zuhörer haben Leute, die eine Antwort verweigern immer ein Zwei
am Rücken. Man vermutet: Der hat etwas zu verbergen. Corti hat in
Bülach geredet und damit beim Publikum gepunktet. Wie er
vom Gericht beurteilt wird steht auf einem anderen Blatt.
"Cortis Groll auf Banken ist nicht gespielt"
Aus Persoenlich:
Marcus Knill hat für "persoenlich.com" Mario Cortis Auftreten
bei den Gerichtsverhandlungen des Swissair-Prozesses in Bülach
verfolgt. Der Kommunikationsexperte hat Cortis Kommunikationsleistung
unter die Lupe genommen, um zu erklären, warum der Angeklagte beim
Publikum so gut ankam. Die Analyse von Marcus Knill:
"Mario Corti punktete beim Publikum an seinem ersten Verhandlungstag durch
sein grosses Engagement. Er überzeugte durch Ausdruckstärke,
Emotionalität, vor allem durch seine einfache, klar
verständliche Sprache. Es war aber zu befürchten, dass
die offensive, angriffige Art überborden könnte und ihm das
aggressive Verhalten plötzlich Sympathie kosten könnte. Corti
gab sich jedoch am zweiten Tag viel zurückhaltender, sprach
sachlicher und verstand es dadurch, die Balance zwischen Sachlichkeit
und Emotionalität wieder herzustellen.
Was mir in Bülach bestätigt wurde, war die Erkenntnis, dass
eine Person bei Kommunikationssprozessen andere nur überzeugen kann,
wenn sie von der eigenen Botschaft selbst überzeugt ist. Cortis
Groll auf die Grossbanken, die "seine" Swissair stranguliert haben,
die sich hinter seinem Rücken verschwört haben -- dieser Groll
ist nicht gespielt. Corti ist felsenfest davon überzeugt, dass das
Grounding von den Banken vorgängig geplant worden war.
Das Publikum glaubte deshalb dem engagierten Angeklagten. In wie weit
der Film 'Grounding', in dem Corti sehr gut weg kam, diese Grundstimmung
verstärkt hat, bleibt dahingestellt.
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