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www.rhetorik.ch aktuell: (31. Dezember, 2006)

Er bewegt sich doch - der Bundesrat





Die 17. Autogrammkarte seit 1993, dem Beginn dieser Tradition. Wegen Regierungswechseln waren in den Jahren 1998, 1999 und 2006 zwei Aufnahmen nötig.
Vierzehn Jahre lang posierten die Bundesräte auf der obligaten Neujahrsfoti, jeweils bocksteif und starr, stehend oder sitzend.

Fürs kommende Jahr 2007 setze sich unsere Regierung in Bewegung. Fünf ältere Herren - flankiert von zwei Frauen - laufen gleichsam alle der neuen Präsidentin hinten nach - den Aufbruch ins neue Jahr symbolisierend.



Das Foto der Lausanner Fotografin Julie de Tribolet zeigt, dass die Magistraten ihre abgeschotteten Arbeitsszimmer im Westflügel verlassen haben und vor einem weissen Paravant treten mussten. Erst vor dieser Trennwand können sie die Zukunft unter die Füsse zu nehmen. Mit der Aufnahme hatte die Fotografin die Bewegung des Schreitens bewusst eingefangen, ohne dass die Gruppe das in den Fussboden eingelassene Schweizerkreuz mit Füssen tritt. Wir fragen uns, wie oft diese Sequenz geübt werden musste. Denn die Aufnahme sollte während der ersten Schritte gelingen. So lange, bis alle beschwingt, strahlend lächelnd, den Blick zielorientiert in die Zukunft gerichtet, das Bild eines gemeinsamen einheitlichen Teams vermittelt.

Die gelungene Aufnahme lässt vergessen, wie oft der Bundesrat während des letzten Jahres - mit den zahlreichen Machtkämpfen und Ränkespielen - der Öffentlichkeit eher das Bild eines chaotischen Haufens von Einzelkämpfern vermittelt hatte. Die Fotografin beabsichtigte vielleicht auch, die dunklen, mausgrauen Kleider mit dem weissen Paravant aufzuhellen. Farblich harmonisieren die Rottöne der Gravatten Couchepins und Schmids mit den aufgehellten Rottönen des Schweizerkreuzes im Fussboden. Lediglich die Hauttöne in den Gesichtern und Händen wärmen das dominierende kalte Grau auf. Wir fragen uns, mit welchem Motivationsspruch es die Fotografin geschafft hat, alle acht Personen gleichzeitig dieses "künstlich- spontane" Lächeln abzuringen. Noch ein Detail: Lediglich die Füsse spiegeln sich im Boden. Dies lässt uns immerhin hoffen. Es scheint wenigstens ein positiver Ansatz zu sein.

Wir wünschen uns nächstes Jahr einen Bundesrat, der vermehrt selbst das Verhalten spiegeln lässt. Gefragt sind auch bei Magistraten Hofnarren, die ihnen (wie früher bei den Königen) ständig den Spiegel vorhalten.


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Nachtrag vom 1. Januar, 2007
Auch die Sonntagszeitung kommentiert das Foto mit einem Artikel "Der Stosstrupp aus dem Bundeshaus".


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