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www.rhetorik.ch aktuell: (2. November, 2006)

Wahlpropaganda per Telefon



Am Freitagabend klingelten gleichzeitig 5000 Telefone in Zürich. Am Apparat war die Stimme von Ueli Maurer zu hören mit seiner bekanntem Stimme. Seine Botschaft:

"Guete Abig, ich bi de Nationalrat Ueli Muurer - Ich möchte Sie bitten abzustimmen. Unter anderem werden Sie gefragt, ob Sie dem Osthilfegesetz zustimmen. Ich selbst, werde Nein stimmen."


ist dies lästige Telefonbelästigung oder gerissener Propagandagag? Am Schluss konnten die Zuhörer wählen:

"Für weitere Informationen zur kommenden Abstimmung drücken Sie Taste 1"
Die SVP ist stolz auf diese neue Art der politischen Propaganda. Die Methode ist in den USA längst bekannt und wird erfolgreich angewendet. Die SVP verteidige die Aktion im Communiqué der Partei, sie stehe im Abstimmungskampf gegen das Osthilfegesetz, respektive gegen die Kohäsionsmilliarde "weitgehend alleine da". Es gehe aber um einen Volksentscheid von grosser finanzieller Tragweite. Deshalb sei die "grösste Schweizer Partei auf neue Wege der Massenkommunikation angewiesen".

Wahrscheinlich kann gegen diesen neuen Trend nichts unternommen werden, weil auch in Briefkästen mit der Aufschrift "Keine Werbung" die politische Werbung erlaubt ist.




Fazit der Telefonpopaganda: Das Pilotprojekt mit dem Telefonmarketing hatte auch viele Kunden verärgert. Wir waren im ersten Augenblick erstaunt, dass uns Ueli Maurer persönlich anruft und wollten ihn zuerst begrüssen. Nach einigen Sekunden war uns aber klar, dass der Parteipräsident nicht persönlich am Apparat ist. Marketingspezialisten sind skeptisch, ob die neue Werbemethode Erfolg haben wird. Erwähnenswert ist die Spielregel, die Frank Floessel Geschäftsführer von Smartcalls, aufgestellt hat:

Die Stimme muss wiedererkennbar sein! (Die Stimme ist Einflussfaktor)


Ob diese neue Form des politischen Marketings die Meinungsbildung tatsächlich beeinflusst, darf bezweifelt werden. Die SVP ist dennoch zufrieden mit ihrer Aktion. 70 Prozent der Angerufenen sollen immerhin die Botschaft bis zum Ende abgehört haben. Wir sind überzeugt, dass die anderen Parteien sofort mitziehen, falls sich diese Telefonpropaganda auszahlen würde. Dann aber neutralisieren sich die Botschaften und die Suche nach neuen Werbemöglichkeiten könnte weitergehen. Vorläufig hat die SVP immer noch die Nase vorn. Das Ganze ist aber nicht billig. Die SVP hält sich hinsichtlich der Kosten bedeckt. Wir wissen nur, dass in der Schweiz pro Adresse zwischen 50 Rappen und einem Franken bezahlt werden muss.


Wir schätzten die neue Werbemethode gar nicht. Sie ärgerte uns so, wie die unerwünschten Fax- und Telefonbelästigungen. Die telefonische Politwerbung finden wir ebenso eine Zumutung. Wir müssen damit rechnen, dass nicht nur andere Parteien die neue Werbeplattform nutzen werden. So wie uns tagtäglich die lästigen Spams ärgern, müssen wir uns vielleicht bald gefallen lassen, dass uns ständig bekannte Stimmen begrüssen, um uns ein neues Auto oder ein Spreiserestaurant zu empfehlen. Und wer weiss, wie lange es geht, bis uns ein Pfarrer am Sonntagmorgen daran erinnert, dass in einer Stunde sein Gottesdienst beginnt.


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