Picasso: Mutter mit Kind,
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Früher haben Verhaltensforscher nur von "Nesthockern" und
"Nestflüchtern" gesprochen. Der Verhaltensbiologe
Bernhard Hassenstein
stellte während seiner Forschungsarbeit fest, dass der Mensch weder zu den Nesthockern noch zu
den Nestflüchtern zählt. Er suchte lange nach einem treffenden
Begriff und fand schliesslich nach längerem Suchen und Überlegen
den Begriff
für ein herumgetragenes Jungtier.
Es gibt auch Tiere, die Kinder mit sich herumtragen, bevor sie das
Nest verlassen. Der Begriff Tragling gilt also nicht nur für Menschen.
Hassensteins Begriff, den er nach längerem Überprüfen
geprägt hatte, wird seither weltweit verwendet. Das Gespräch
mit Bernhard Hassenstein in Freiburg in Breisgau machte mir deutlich:
Es lohnt sich, Begriffe möglichst präzise zu wählen.
Wir sind uns zu wenig bewusst, dass Wortfehler oder ungenaue Bezeichnungen
- auch in der Wissenschaft - zu Missverständnissen führen können.
Präzise Worte können erst nach langem Überdenken und Diskutieren von
Zusammenhängen gefunden werden.
Dies ist auch eine Illustration zum Allgemeinen rhetorischen Regel:
Lieber kompliziert denken und einfach reden - als umgekehrt.
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