Nachträge vom 16. August, 2006: Presseschau
Bundeskanzlerin Angela Merkel meinte in der "Bild Zeitung:
die Rede des Papstes sei eine Einladung zum Dialog der Religionen,
Auch sie halte dies für dringend nötig.
"Was Benedikt XVI. deutlich macht, ist die entschiedene und
kompromisslose Absage an jegliche Anwendung von Gewalt im Namen der
Religion." Wer den Papst kritisiere, verkenne die Intention seiner Rede.
Auch Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber sieht
"überhaupt keinen Grund für Kritik". Die klare Absage des Papstes
an jede religiös motivierte Gewalt sei gerade angesichts der
Auseinandersetzungen in der heutigen Zeit hochaktuell und sollte
überall auf der Welt sehr ernst genommen werden. Auch
Bundesminister Wolfgang Schäuble meinte:
"Es muss noch möglich sein, dass man einen jahrhundertealten Text
zitiert, wenn man sich doch erkennbar nicht damit identifiziert."
Quelle: Spiegel vom 15. September
Gewalt und weltweite Empörung der Muslime haben Benedikt XVI. zu
einer Entschuldigung veranlasst.
Am Samstag meinte er, dass er es bedaure, seine Äusserungen
zum Islam von Moslems als Verletzung ihrer religiöser Gefühle
verstanden worden. Seine Worte seien anders als beabsichtigt interpretiert wurden.
Der Papst respektiere alle Islamgläubigen und hoffe, sie würden den wahren
Sinn seiner Rede verstehen, hiess es in einer Stellungnahme des Vatikans.
Quelle: Zeit
Schon im Mai 2006 hatte eine Papst Rede für Irritation gesorgt. Es ging um
Worte, die Papst Benedikt XVI. beim Besuch im Konzentrationslager Auschwitz formulierte.
Er sagte damals:
"Ich musste kommen. Es war und ist eine Pflicht der Wahrheit, dem Recht
derer gegenüber, die gelitten haben, eine Pflicht vor Gott, als
Nachfolger von Johannes Paul II. und als Kind des deutschen Volkes
hier zu stehen - als Sohn des Volkes, über das eine Schar von
Verbrechern mit lügnerischen Versprechungen, mit der Verheissung
der Grösse, des Wiedererstehens der Ehre der Nation und ihrer
Bedeutung, mit der Verheissung des Wohlergehens und auch mit Terror
und Einschüchterung Macht gewonnen hatte, so dass unser Volk zum
Instrument ihrer Wut des Zerstörens und des Herrschens gebraucht
und missbraucht werden konnte."
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Kritiker meinten damals, dass Ratzinger Verständis für seine Landsleute
gehabt habe.
Quelle: Spiegel
Ali Bardakoglu der Chef des staatlichen Religionsamtes in der Türkei
hat zugegeben, die umstrittene Rede des Papstes nicht vollständig gelesen
zu haben. Bardakoglu hatte in den vergangenen Tagen eine Entschuldigung
vom Papst verlangt und dem Oberhaupt der katholischen Kirche
"Kreuzfahrermentalität" vorgeworfen In der Zeitung "Hürriyet" meinte er,
er hatte bisher nur Pressemeldungen über die Äusserungen gesehen
und werde sich den vollständigen Text aus dem Deutschen übersetzen lassen.
Auch Katholische Theologen kritisieren die Papst-Rede.
"Sehr problematisch" nennt der katholische Theologieprofessor und
Islamexperte Hans Zirker die Regensburger Rede des Oberhauptes der
katholischen Kirche. Dieser könne nicht einfach ein solches Zitat
wiedergeben, "als wenn das ein unschuldiger Satz wäre". Der
Papst hätte seine Aussagen differenzieren müssen.
Klarstellungen fordern auch der Schweizer Hans Küng.
Quelle: www.nachrichten.ch
Italienische Medien berichten, dass nach
der internationalen Polemik um die Äusserungen des
Papstes über Islam und Gewalt im Vatikan zur Vorbeugung von
Terroranschlägen schärfere Kontrollen angeordnet worden seien.
Quelle: BAZ
Die islamistische Moslembruderschaft in Ägypten lässt auch
nach Benedikts öffentlichem Bedauern nicht locker: Die jüngste
Erklärung des Papstes reiche ihnen nicht, teilt die Organisation
mit. Benedikt XVI. müsse sich persönlich entschuldigen.
Quelle: Spiegel online
In einem Kommentar mit Titel
Carrell, Rushdie, Ratzinger - wer kommt als nächstes?
im Spiegel errinnert Claus Malzahn an frühere Vorfälle:
- Vor 20 Jahren musste Rudi Carrell in Bremen von der Polizei geschützt werden,
weil er einen schlüpfrigen Scherz über den damaligen iranischen Revolutionsführer
Ayatollah Chomeini gemacht hatte. Carrell entschuldigte sich und machte am Fernsehen
nie wieder einen Witz über einen Moslem.
- Im Februar 1989 erliess Chomeini einen Mordaufruf gegen Salman Rushdie, der im Roman
"Die Satanischen Verse" einen Propheten auftreten liess, dem im Traum der Erzengel Gabriel erscheint,
wobei sich Gabriel später als Satan entpuppt. Der Japanische Übersetzer des Buches wurde
ermordet, auf andere wurden Attentate verübt.
- Der Regisseur Theo van Gogh des Kurzfilms "Submission" wurde auf offener Straße von einem
islamischen Fanatiker getötet. Der Film "Submission" wurde von der Islam Kritikerin
Ayan Hirsi Ali geschrieben, die Bücher über die Unterdrückung der Frauen
der islamischen Welt geschrieben hat und mit täglichen Morddrohungen lebt.
- Der Dänische Redaktor Flemming Rose, der vor einem Jahr einige
Mohammed-Cartoons in seiner Zeitung publiziert hat, muss auch noch um sein Leben fürchten.
Malzahn meint:
Doch die Angriffe auf den Pontifex in Rom sind besonders grotesk. Die
scharfe, oft auch mit der Androhung von Gewalt verbundene Kritik an
der Regensburger Rede Benedikts XVI ist nicht nur eine Attacke auf das
Oberhaupt der Katholiken. Die böswilligen Verdrehungen seiner Worte
und absurden Unterstellungen von Islamvertretern sind auch ein frontaler
Angriff auf den freien religionsphilosophischen Diskurs.
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Quelle: Spiegel online
"Die Süddeutsche Zeitung" meint:
"Natürlich hat der Papst das Recht, den christlichen Glauben vom
Islam abzugrenzen, auch das Recht, die islamistische Gewaltbereitschaft
zu kritisieren. Doch gerade ihm muss dies auf eine Weise gelingen, die ihn
nicht über die Religion der anderen erhebt. Si tacuisses, philosophus
mansisses ... hier gilt umgekehrt: Als Philosoph durfte er in Regensburg
so reden, doch als Kirchenmann hätte er besser geschwiegen."
Quelle:
Die römische Tageszeitung "La Repubblica" schreibt
zum Thema Islam und Gewalt:
"Der Skandal, war er notwendig? War er vermeidbar? Und was ist jetzt
zu tun, soll man versuchen, die Sache zu besänftigen und die
Schäden einzudämmen oder eine neue Konfrontation mit
dem Islam und den Muslimen eröffnen? Ganz ähnlich wie
viele Zeitungsdirektoren beim Streit um die Mohammed-Karikaturen
argumentierten, gibt es heute viele, die dem Papst zum Vorwurf machen,
eine Unvorsichtigkeit begangen zu haben, ein Missverständnis
betreffs seiner Rolle als Papst, dem es eben nicht mehr erlaubt ist,
wie ein Professor zu reden.
Die Tatsache ist allerdings, dass die Theologieprofessoren über
dieses Thema ziemlich wenig reden. (...) Wie viele religiöse und
weltliche Autoritäten gibt es denn, die Lust oder Mut haben, zu
sagen, dass verschiedene "religiöse" Überzeugungen, wie etwa
diejenige, dass auf die Selbstmordattentäter das Paradies wartet,
eine lächerliche Absurdität sind?"
Quelle: Der Standard
Vom Schwarzwälderbote:
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