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www.rhetorik.ch aktuell: (1. September, 2006)

Sonderbarer Umgang Toniolos mit Sponsoren?



Beat Toniolo Im Sommer 2003 berichteten wir über den medienrhetorischen Reinfall des Künstlers Beat Toniolo, der damals treibenden Kraft des "Festifalls am Rheinfall" (Foto). Damals veranschaulichte Beat Toniolo im Radio Munot, wie man als Veranstalter auf Kritik nicht reagieren darf. Obschon nach Aussagen des Künstlers seine Idee am 1. August kopiert ("geklaut" und "vorweggenommen") worden war, hätte Toniolo die Mikrofonpräsenz nicht dazu nutzen dürfen, in ungehaltenem Ton das Verhalten der Konkurrenz als unverschämt und unfair zu bezeichnen. Die Art und Weise, wie er sich damals seinem Unmut Platz schaffte, war ungeschickt, sein Statement für die Veranstaltung kontraproduktiv. Anstatt über der Sache zu stehen und den Sachverhalt ruhig zu schildern und die eigene Kernaussagen zu "verkaufen", wirkte das gereizte Verhalten wie eine Projektion auf einen Sündenbock.

Mit seinem ungeschickten medienrhetorischen Verhalten hatte Toniolo damals auch anderen Künstlern geschadet, denn Künstler sind auf die Akzeptanz des Publikums angewiesen. Fehlt diese Akzeptanz, finden sich auch kaum Sponsoren, die bereit sind, für Kunst Geld zu investieren. Das will nicht heissen, dass ein Künstler seine künstlerische Freiheit beschneiden muss. Künstlern will niemand einen Maulkorb verpassen. Wir können aber verlangen, dass keine Falschaussagen gemacht werden und dürfen nicht erwarten, dass jemand ein Projekt sponsern soll, das den Sponsor ärgert. Im Jahre 2003 hatte sich auch herausgestellt, dass Toniolo selbst die Idee kopiert hatte. Der Künstler verlor schon damals an Glaubwürdigkeit.

Sponsor irregeführt?

SN vom 29.9: "Der Begriff Fröntlerkonzentrat, der auf einem Plakat an der Fassade der Confiserie Rohr in Schaffhausen steht, sorgt für Ärger. Das Plakat, welches im Einverständnis mit dem Geschäftsinhaber Christian Köhler aufgehängt wurde, weist auf eine anfangs September beginnende Kulturveranstaltung hin. Der umstrittene Begriff thematisiert die Fröntler Vergangenheit von Hans Rohr, der das Geschäft zur Zeit des zweiten Weltkrieges führte. Laut dem jetzigen Inhaber Christian Köhler führe das Plakat zu dermassen vielen negativen Reaktionen, dass er die Zusammenarbeit am liebsten beenden würde. Die für das Plakat verantwortliche Schriftstellerin Ruth Schweikert und Organisator Beat Toniolo bedauern die negativen Folgen des Plakates für die Confiserie Rohr."
2006 ist es der Politkünstler Toniolo, der mit einer Plakataktion im Rahmen eines Literaturprojektes in Schaffhausen zu reden gibt.

Der Sponsor Christian Köhler von der Confiserie Rohr behauptet, von Toniolo hinters Licht geführt worden zu sein. Köhler, der 1994 die Confiserie Rohr gekauft hatte, hatte einen stattlichen Sponsorenbeitrag zum Projekt von Toniolo geleistet. Toniolo hatte aber Köhler nicht offengelegt, dass er auf der Fassade seines Geschäftes die frontistische Vergangenheit eines frühreren Geschäftsvorgängers der Confiserie (Hans Rohr) thematisieren will.

Angenommen, der Künstler habe tatsächlich den eigenen Sponsor hinters Licht geführt und gleichsam mit Mitteln der Geschäftsinhabers sein Geschäft mit einer alten Geschichte, die mehrfach verarbeitet wurde, in ein schiefes Licht gerückt, so wäre dies fragwürdig. Toniolo weist den Vorwurf zurück und behauptet, er habe mit Kohler das Plakat persönlich besprochen. Christian Kohler hat sich nun aus dem Literatur-Projekt zurückgezogen. Die Lesung, welche in der Confiserie Rohr geplant war, muss nun in der Kammgarn verlegt werden.


Fazit: Beat Toniolo könnte sich eigentlich über die Debatte freuen. Dank diesem lokalen Wirbel kommt er ins Rampenlicht. Man spricht von der Geschichte und es gibt Gratiswerbung für seine geplante Lesung. Andererseits ist der Medienwirbel für die Reputation des Politkünstlers wenig förderlich. Jedenfalls wird er bei Schaffhauser Sponsoren nicht mehr so schnell offene Türen finden.




Nachtrag vom 28. September 2006

Beat Toniolo liess uns noch nachträglich folgende "Beweisaufnahme" zukommen, welche belegen soll, dass der Geschäftsmann Köhler dabei war (und somit auch gelesen hat), als das Plakat vor seinem Geschäft entrollt wurde.

Der Konditor besteht nach wie vor auf seiner Meinung, man habe ihm vor der Enthüllung den provokativen Text nicht gezeigt. Es ist uns somit unmöglich, herauszufinden, was tatsächlich stimmt. Es wäre durchaus denkbar, dass der Sponsor, sich mit dem Bild ablichten liess und das Netzvinyl stolz ausrollte, ohne den Text genauer zu überprüfen.

Es ist nicht unsere Aufgabe, der Angelegenheit weiter nachzugehen. Lesen Sie auch die Fortsetzung. Dennoch wollten wir bei dieser lokalen Mediengeschichte diesem Nachtrag auch noch anfügen. Wir begreifen Beat Toniolo, dass er keine Freude am publizierten SN Beitrag hat. Beim Schreiben dieses Beitrags kannten wir die Details nicht, die später mit mehr Recherche geklärt werden konnten. Die Öffentlichkeit musste sich zu jenem Zeitpunkt (mit dem SN Beitrag als Quelle) tatsächlich fragen: Wie geht dieser Politkünstler eigentlich mit den Sponsoren um? Später wurde deutlich, dass Beat Toniolo nur mit einem Sponsor Probleme hatte und nur dieser Sponsor das Gefühl hatte, vom Künstler über den Tisch gezogen worden zu sein.


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