Im Sommer 2003 berichteten wir
über den medienrhetorischen
Reinfall des Künstlers Beat Toniolo, der damals treibenden Kraft
des "Festifalls am Rheinfall"
(Foto).
Damals veranschaulichte Beat Toniolo im Radio Munot,
wie man als Veranstalter auf Kritik nicht reagieren darf.
Obschon nach Aussagen des Künstlers seine Idee am 1. August kopiert
("geklaut" und "vorweggenommen") worden war, hätte Toniolo die
Mikrofonpräsenz nicht dazu nutzen dürfen, in ungehaltenem Ton das Verhalten
der Konkurrenz als unverschämt und unfair zu bezeichnen. Die
Art und Weise, wie er sich damals seinem Unmut Platz schaffte, war
ungeschickt, sein Statement für die Veranstaltung kontraproduktiv.
Anstatt über der Sache zu stehen und den Sachverhalt
ruhig zu schildern und die eigene Kernaussagen zu "verkaufen", wirkte
das gereizte Verhalten wie eine Projektion auf einen Sündenbock.
Mit seinem ungeschickten medienrhetorischen Verhalten hatte Toniolo
damals auch anderen Künstlern geschadet, denn Künstler sind auf die
Akzeptanz des Publikums angewiesen. Fehlt diese Akzeptanz, finden sich
auch kaum Sponsoren, die bereit sind, für Kunst Geld zu investieren.
Das will nicht heissen, dass ein Künstler seine künstlerische
Freiheit beschneiden muss. Künstlern will niemand einen Maulkorb
verpassen. Wir können aber verlangen, dass keine Falschaussagen
gemacht werden und dürfen nicht erwarten, dass jemand ein Projekt
sponsern soll, das den Sponsor ärgert. Im Jahre 2003 hatte sich
auch herausgestellt, dass Toniolo selbst die Idee kopiert hatte.
Der Künstler verlor schon damals an Glaubwürdigkeit.
Sponsor irregeführt?
SN vom 29.9: "Der Begriff Fröntlerkonzentrat, der auf einem Plakat an der Fassade
der Confiserie Rohr in Schaffhausen steht, sorgt für Ärger. Das
Plakat, welches im Einverständnis mit dem Geschäftsinhaber
Christian Köhler aufgehängt wurde, weist auf eine anfangs
September beginnende Kulturveranstaltung hin. Der umstrittene Begriff
thematisiert die Fröntler Vergangenheit von Hans Rohr, der das
Geschäft zur Zeit des zweiten Weltkrieges führte. Laut
dem jetzigen Inhaber Christian Köhler führe das Plakat zu
dermassen vielen negativen Reaktionen, dass er die Zusammenarbeit am
liebsten beenden würde. Die für das Plakat verantwortliche
Schriftstellerin Ruth Schweikert und Organisator Beat Toniolo bedauern
die negativen Folgen des Plakates für die Confiserie Rohr."
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2006 ist es der Politkünstler Toniolo, der mit einer
Plakataktion im Rahmen eines Literaturprojektes in Schaffhausen
zu reden gibt.
Der Sponsor Christian Köhler
von der Confiserie Rohr
behauptet, von Toniolo hinters Licht geführt worden zu sein.
Köhler, der 1994 die Confiserie Rohr gekauft hatte, hatte einen
stattlichen Sponsorenbeitrag zum Projekt von Toniolo geleistet.
Toniolo hatte aber Köhler nicht offengelegt, dass er
auf der Fassade seines Geschäftes die frontistische Vergangenheit eines
frühreren Geschäftsvorgängers der Confiserie
(Hans Rohr) thematisieren will.
Angenommen, der Künstler habe tatsächlich den eigenen Sponsor hinters Licht
geführt und gleichsam mit Mitteln der Geschäftsinhabers sein
Geschäft mit einer alten Geschichte, die mehrfach verarbeitet wurde,
in ein schiefes Licht gerückt, so wäre dies fragwürdig.
Toniolo weist den Vorwurf zurück und behauptet, er habe mit Kohler das
Plakat persönlich besprochen. Christian Kohler hat sich nun aus dem
Literatur-Projekt zurückgezogen. Die Lesung, welche in der Confiserie
Rohr geplant war, muss nun in der Kammgarn verlegt werden.
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Fazit:
Beat Toniolo könnte sich eigentlich über die Debatte
freuen. Dank diesem lokalen Wirbel kommt er ins Rampenlicht. Man
spricht von der Geschichte und es gibt Gratiswerbung für seine
geplante Lesung. Andererseits ist der Medienwirbel für die
Reputation des Politkünstlers wenig förderlich.
Jedenfalls wird er bei Schaffhauser Sponsoren nicht mehr so
schnell offene Türen finden.
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Nachtrag vom 28. September 2006
Beat Toniolo liess uns noch nachträglich folgende
"Beweisaufnahme" zukommen, welche belegen soll, dass der Geschäftsmann
Köhler dabei war (und somit auch gelesen hat), als das Plakat vor seinem Geschäft
entrollt wurde.
Der Konditor besteht nach wie vor auf seiner Meinung, man habe ihm vor
der Enthüllung den provokativen Text nicht gezeigt. Es ist uns
somit unmöglich, herauszufinden, was tatsächlich stimmt.
Es wäre durchaus denkbar, dass der Sponsor, sich mit dem Bild ablichten
liess und das Netzvinyl stolz ausrollte, ohne den Text genauer zu
überprüfen.
Es ist nicht unsere Aufgabe, der Angelegenheit weiter nachzugehen.
Lesen Sie auch die Fortsetzung.
Dennoch wollten wir bei dieser lokalen Mediengeschichte diesem Nachtrag
auch noch anfügen. Wir begreifen Beat Toniolo, dass er keine Freude
am publizierten SN Beitrag hat.
Beim Schreiben dieses Beitrags kannten wir die Details nicht, die später
mit mehr Recherche geklärt werden konnten.
Die Öffentlichkeit musste sich zu jenem Zeitpunkt (mit dem SN Beitrag als Quelle)
tatsächlich fragen: Wie geht dieser Politkünstler eigentlich mit den Sponsoren um?
Später wurde deutlich,
dass Beat Toniolo nur mit einem Sponsor Probleme hatte und nur dieser
Sponsor das Gefühl hatte, vom Künstler über den
Tisch gezogen worden zu sein.
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