Wir haben noch nie eine Person gesehen, die sich so stark wandeln konnte.
Vom Strassenkämpfer und Sponti mutierte er zum Umweltminister in
Turnschuhen bis zum beliebten Aussenminister. Dann folgte ein Bruch.
Fischer hatte Erfolge und überstand Niederlagen. Er war für das
Eingreifen der Truppen in Kosowo und wiederum vehementer Gegner deutscher
Einsätze im Irak. Er wog lange 110 Kilogramm, speckte dann ab und
die Oeffentlichkeit lernte ihn mit 78 Kilogramm als Marathonläufer
kennen. Heute bringt er wieder mehr Pfunde auf die Waage.
Fischer verabschiedete sich - im Gegensatz zu Schröder - problemlos von
der Spitze der Politik und wird nun für ein Jahr Gastprofessor
für die "Woodrow Wilson-School of Public and International Affairs"
an der amerikanischen Elite-Universität in Princeton. Dort gibt
er zuerst ein Seminar für Studienanfänger in "Internationaler
Krisendiplomatie". Bei Gastprofessuren achten die Amerikaner vor allem
darauf, was einer geleistet und erfahren hat. Massgebend sind nicht
Abschlüsse und akademische Titel. Fischer hat sich nach oben
schafft ohne Abitur. Er war sogar Schulabbrecher. Fischers Aussage
entspricht seinem Wechselverhalten:
"Ich habe mein Leben geändert, ein neues Programm geschrieben und
das alte weggeworfen, das ist der entscheidende Punkt."
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Sein Wechselverhalten spiegelt sich auch im Umgang mit seinen Ehefrauen.
Er war vier Mal verheiratet und ist es derzeit ein fünftes Mal.
Wer weiss: Vielleicht überraschte er plötzlich durch seine
Treue bis ans Lebensende.
Auch rhetorisch gesehen, haben wir einen unterschiedlichen Joschka Fischer
erlebt und anlysiert. Wir sahen oft einen Politiker der überzeugen
konnte, dann hat uns aber Joschka Fischer immer
wieder enttäuscht, wenn er ins Quasseln kam und lange "schön"
reden konnte ohne tatsächlich etwas zu sagen.
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