Zum medialen Overkill rund um Doris Leuthard
(Kommentar in Persoenlich.ch).
Im Kommunikationszeitalter muss jede Politikerin fähig sein, mit
allen Medien professionell zu kommunizieren. Niemand kann sich mehr den
Medien entziehen. Doris Leuthard, die neue Bundesrätin, besitzt dabei
unbestrittenermassen hervorragende medienrhetorische Fähigkeiten. Sie
beherrscht die Kunst, mit Journalisten umzugehen. Und sie kommt auch in
der Öffentlichkeit sehr gut an.
Leuthard war am vergangenen Mittwoch im "Galérie des Alpes",
SF TV, am Donnerstag im Tagesgespräch Radio DRS, und sie wird
am Freitagabend im "Quer" und anschliessend in der "Arena" zu
Gast sein. Nach der Wahl musste sie den üblichen Medienmarathon
bestehen und hat ihn auch bestanden. Dennoch stellen wir uns bei Doris
Leuthard die Frage: Falls die neue Bundesrätin in diesem Tempo
weiterfährt, wo bleibt dann noch die Zeit zum Regieren? Eine bekannte
Medienwissenschaftlerin mit viel Medienpräsenz verriet mir: "Soeben
habe ich ein grosses Interview einer der bekannten Zeitung abgesagt,
weil ich 1. keinen Medienoverkill produzieren will und 2. nur dann in
die Medien gehe, wenn ich wirklich auch was Neues zu sagen habe."
Erstaunlich war, dass niemand - ausser Urs Paul Engeler - diese
Gefahr des medialen Overkills bei der neuen Bundesrätin
kommentiert hatte. Bisher hat zwar der Medienmarathon noch
keine negativen Auswirkungen. Dennoch gilt es zu bedenken:
Soviel Medienöffentlichkeit bekommt niemandem gut. Ob wir uns
täuschen? Leuthards Medienberater wäre jedenfalls verpflichtet,
die neue Bundesrätin auf diese Gefahr aufmerksam zu machen. Fazit:
Es geht bei allen Kommunikationsprozessen um die Dosierung. Es gilt,
stets die Balance zu finden, zwischen zu wenig und zu viel.
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