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www.rhetorik.ch aktuell: (14. Juni, 2006)

Die neue Bundesrätin Doris Leuthard



Die Aargauer CVP Präsidentin Doris Leuthard ist neue Bundesrätin der Schweiz. Sie tritt die Nachfolge von Joseph Deiss an, der nach 7 Jahren zurückgetreten ist. Die 1963 geborene Leuthard wurde 1997 ins Aargauer Kantonsparlament, und 1999 in den Nationalrat gewählt. Sie war seit 2001 CVP Vizepräsidentin und seit 2004 CVP Präsidentin.
Die 43-jährige schaffte die Wahl bereits im erste Wahlgang mit 133 Stimmen. Bei einem absoluten Mehr von 118 Stimmen "gilt dieses Abschneiden als mässig bis respektabel" (NZZ). Doris Leuthard ist die 5. Frau, die den Sprung in die Schweizer Landesregierung geschafft hat: vor ihr waren Elisabeth Kopp (1984-1989), Ruth Dreifuss (1993-2002), Ruth Metzler (1999-2003) und Micheline Calmy-Rey (2002-) im Bundesrat.


Zum medialen Overkill rund um Doris Leuthard

(Kommentar in Persoenlich.ch). Im Kommunikationszeitalter muss jede Politikerin fähig sein, mit allen Medien professionell zu kommunizieren. Niemand kann sich mehr den Medien entziehen. Doris Leuthard, die neue Bundesrätin, besitzt dabei unbestrittenermassen hervorragende medienrhetorische Fähigkeiten. Sie beherrscht die Kunst, mit Journalisten umzugehen. Und sie kommt auch in der Öffentlichkeit sehr gut an.

Leuthard war am vergangenen Mittwoch im "Galérie des Alpes", SF TV, am Donnerstag im Tagesgespräch Radio DRS, und sie wird am Freitagabend im "Quer" und anschliessend in der "Arena" zu Gast sein. Nach der Wahl musste sie den üblichen Medienmarathon bestehen und hat ihn auch bestanden. Dennoch stellen wir uns bei Doris Leuthard die Frage: Falls die neue Bundesrätin in diesem Tempo weiterfährt, wo bleibt dann noch die Zeit zum Regieren? Eine bekannte Medienwissenschaftlerin mit viel Medienpräsenz verriet mir: "Soeben habe ich ein grosses Interview einer der bekannten Zeitung abgesagt, weil ich 1. keinen Medienoverkill produzieren will und 2. nur dann in die Medien gehe, wenn ich wirklich auch was Neues zu sagen habe."

Erstaunlich war, dass niemand - ausser Urs Paul Engeler - diese Gefahr des medialen Overkills bei der neuen Bundesrätin kommentiert hatte. Bisher hat zwar der Medienmarathon noch keine negativen Auswirkungen. Dennoch gilt es zu bedenken: Soviel Medienöffentlichkeit bekommt niemandem gut. Ob wir uns täuschen? Leuthards Medienberater wäre jedenfalls verpflichtet, die neue Bundesrätin auf diese Gefahr aufmerksam zu machen. Fazit: Es geht bei allen Kommunikationsprozessen um die Dosierung. Es gilt, stets die Balance zu finden, zwischen zu wenig und zu viel.


Nachtrag vom 18. Juni, 2006: Ein lesenswerter Gedanke zur neuen medientauglichen Bundesrätin von Roger De Weck:


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