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www.rhetorik.ch aktuell: (21. April, 2006)

Der Blick und der Club

Links: Artikel im Persönlich.




Wenn eine Zeitung ein Thema so inszeniert, dass eine Partei einseitig dargestellt wird, handelt es sich in der Regel um Kampagnenjournalismus, anwaltschaftlichen Journalismus, oder Vorverurteilungskampagnen. Der Kampagnenjournalist weiss stets, was wahr und richtig ist. Der professionelle Journalismus hingegen arbeitet mit Fragen, recherchiert, sammelt Fakten und distanziert sich von Vorverurteilungen. Hier ist ein Beispiel:

Folter Camp

Die Schweizer Zeitung "Blick" suggerierte mit einer Serie über ein sogenanntes "Folter Camp" in Spanien, dass alle Aussagen der geflohenen Insassen richtig und alle Aussagen der Leiter falsch sein müssen. Die Kampagne "Folter Camp" beim "Blick" war offensichtlich. Der "Blick" machte sich aufgrund von Mutmassungen zum Anwalt der geflohenen Jugendlichen, obschon die Angelegenheit noch gar nicht untersucht und kein Leiter angeklagt worden ist.

Es hatte sich gezeigt, dass im Camp in Spanien nicht alles zum Besten bestellt war. Es ist auch möglich, dass später weitere gravierende Fehler nachgewiesen werden könnten. Bevor jedoch Sachverhalte gründlich überprüft und geklärt sind, sollten keine Vorverurteilungskampagnen betrieben werden. Es ist uns bekannt, dass es sich bei der umstrittenen Organisation "Time out" um eine Institution handelt, die erstaunliche Erfolge zu verzeichnen hatte bei der Therapie "verhaltensauffälliger" Jugendlicher, Drogensüchtiger und Schwererziehbarer. Jugendliche, die immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kamen und dauernd rückfällig geworden sind oder sich wiederholt der Therapie entzogen. Sie wurden bei sogenannten Pflegefamilien konsequent und streng (zu hart?) geführt. Massnahmen wurden konsequent durchgesetzt. Das sind Methoden, die von vielen Soziologen und Jugendarbeitern nicht akzeptiert werden.

(Die Stadt Zürich platzierte übrigens bei den "Time-out" Projekten auch Jugendliche und zahlte pro Person monatlich 6'000.-- Fr. Laut Nachtrichtenagentur AP, wurde nach der Blickkampagne die Zusammenarbeit sofort eingestellt.)

Ein paar Insassen, die jüngst aus dem "Camp" geflohen waren, klagten die Leitung öffentlich an und warfen ihr vor, sie wären gefoltert und in Wildschweinkäfige gesperrt worden. Es folgte eine medienträchtige Kampagne. Blick hätte nach diesen Informationen ohne weiteres investigativen Journalismus betreiben können, um tatsächliche Mängel aufzudecken, doch man wählte den Weg der Kampagne. Die Zeitung zeigte gegenüber den Aussagen der geflohenen Jugendlichen keinerlei Skepsis, obschon viele schwierige Zöglinge nicht über alle Zweifel erhaben sind und bekanntlich auf eine facettenreiche Vergangenheit zurückblicken.

Die "Blick"-Artikel suggerierten, dass der Leiter des "Time-out" Camps 100%ig schuldig sein muss. Zwar ist bis zum heutigen Tag keiner der Leiter angeklagt, dennoch wurden Beat D. im Blick wie ein Verbrecher mit schwarzen Balken vor den Augen abgebildet. Der Name ist wie bei einem Kriminellen nur mit einem Buchstaben geschrieben, obschon er auch im Fernsehprogramm mit vollem Namen erwähnt war. Blick machte damit aus Beat D.- ohne dass er angeklagt ist - optisch einen Schwerverbrecher.

Parallelelen zu einem Fall in Deutschland

In Deutschland kam es zu einem ähnlichen Vorfall. In einer deutschen Schule wurden die Gewalttaten im Schulhof gefilmt und in den Medien gezeigt. Auch nachdem die gewalttätigen Jugendlichen behauptet hatten, sie wären für die Darstellung der Szenen von Journalisten bezahlt worden und man habe die angeblich originalen Szenen nachgestellt, gab es zuerst auch Journalisten, die den betreffenden Schülern diese Anschuldigung kritiklos abnahmen. Sie wollten den Klägern sogar eine Plattform vor der Kamera anbieten. Die Aussagen der "Schläger" wurden für bare Münze genommen. Bei diesem Fall sehen wir eine Parallele zur Blickkampagne. Die Aussagen der Jugendlichen hätten ebenfalls stimmen können, doch wäre es wichtig gewesen, die Anschuldigungen vorerst prüfend zu hinterfragen. Das deutsche Fernsehen verhielt sich - aus unserer Sicht - in diesem Fall vorbildlich. Es machte sich nicht zum Anwalt von fragwürdigen Jugendlichen. Es analysierte die Filmsequenzen und liess zuerst die angeschuldigte Journalistin zu Wort kommen. Es war nämlich auch nicht auszuschliessen, dass die gewalttätigen Schüler die Geschichte mit der Bezahlung nur erfunden hatten, um von ihrer Schuld abzulenken. Es zeigte sich später, dass die Aussagen der Jugendlichen mit den Filmsequenzen nicht übereinstimmten. Leider geht es bei vielen Jugendlichen vor allem um die Medienpräsenz. Es ist bekannt, dass viele Halbwüchsige alles tun, um sich vor Mikrofon und Kamera zu profilieren. Denn wer den Bildschirm erobert, ist in der Gruppe ein Held. (Phänomen "SuperStar"). Werden beispielsweise Kravalle nicht mehr im Fernsehen gezeigt, sind die Taten für die Akteure oft nicht mehr interessant. Fernsehjournalisten staunen zudem nicht schlecht, wenn Jugendliche, die nur kurz vor der Kamera etwas sagen dürfen, sich sofort nach der Gage, nach der Entschädigung erkundigen. Deshalb ist hinsichtlich Medienpräsenz bei all jenen Personen Zurückhaltung angebracht, bei denen die Absicht des Auftrittes Fragen aufwirft. Auch im Fall "gefilmte Gewalt im Pausenhof" wäre es für die Medien unzulässig gewesen, für die eine oder andere Meinung eine Kampagne zu reiten. Das deutsche Fernsehen durchleutetet die Thematik in einer Sendung ganzheitlich.

Christine Maier im Club

Nachdem Christine Maier im "Club" den Vermittler der verhaltensauffälligen Jugendlichen eingeladen hatte, warf der "Blick" der Leiterin des Clubs vor, Kindervermittler Beat D. habe seine Sicht der Dinge im Fernsehen ungestört darlegen können. Der "Blick" bezeichnete dies als Skandal. Wer den "Club" neutral verfolgte, konnte aber feststellen:


Beat Dünki im "Club".
  1. Beat Dünki musste sich gegen alle anderen Teilnehmer verteidigen. Er wurde gleichsam einem Multiverhör ausgesetzt. Niemand stand ihm zur Seite. Er wurde von allen Teilnehmenden kritisiert. Es konnte somit keine Rede sein von - ungestörtem Darlegen - seiner Meinung.
  2. Das Thema des Clubs lautete nicht: Folter Camp für Jugendliche? sondern "Erziehungscamp: Wohin mit Problemkindern?"


Unter der Leitung von Christine Maier diskutierten:
  • Beat Dünki, Geschäftsführer der Vermittlungsfirma "Time out"
  • Markus Blümke, Anti-Aggressivitäts-Trainer
  • Eva Zeltner, Kinder- und Jugendpsychologin
  • Boris Banga, Stadtpräsident von Grenchen
  • Thomas Frick, ehemaliges Heimkind
  • Simon Cathcart, war 8 Monate im Erziehungscamp in Spanien
über Fragen wie:
  • Warum werden verhaltensauffällige Jugendliche im Ausland therapiert?
  • Warum werden Jugendliche zu Problemfällen?
  • Wann werden sie den Eltern weggenommen?
  • Was ist erlaubt, um sie zu disziplinieren?
  • Warum werden Schwererziehbare bei pädagogischen Laien untergebracht?
  • Wer kontrolliert diese und wer trägt die Verantwortung für die Jugendlichen?


"Der Club" hatte ein klar durchdachtes Konzept. Die Öffentlichkeit interessierte sich vor allem, wie derartige Camps funktionieren, bei denen nicht getürmt werden kann. (Es gibt auch Modelle mit Segelschiffen - wo Jugendliche aus der Therapie nicht entfliehen können).

Weil das "Schweizer Fernsehen" die Problematik nicht im Stile der Blickkampagne übernahm, sondern die Fragen ganzheitlich aufgriff, "rächte" sich Blick am 13. April 2006 mit dem Kampagnentitel:

Opfer attackieren Schweizer Fernsehen!


Der "Blick" brachte in der Ausgabe einen grossaufgemachten Beitrag:

Skandalauftritt am TV


Der "Blick" monierte: Das Fernsehen hätte auch die Betroffenen einladen müssen! Aus der Sicht des Kampagnenjournalisten müsste ein Beat Dünki am Bildschirm von den Jugendlichen angeklagt werden, wie an einem Verhör.


Wir sahen, dass Christine Maier die Sendung nicht nur intensiv vorbereitet und wohlbedacht konzipiert hatte, Sie hat die heikle Sendung auch gekonnt moderiert.


Wir gehen davon aus, dass bei diese Club wenig Zuschauer wegzappten und die Einschaltquote recht hoch war.

Christine Maier hat als Club- Moderatorin erkannt, dass der "Club" eines der wenigen Sendegefässe ist, die auf echtem Dialog basieren. Im Gegensatz zu Interviews muss die Moderatorin beim Club die ganze Palette kommunikativen Könnens beherrschen. Sie beherrscht die anspruchsvolle Kunst:
  • Flexibel bleiben
  • Leiten - mit kurzer und langer Leine
  • Auf die Teilnehmenden eingehen
  • Gut zuhören
  • Mit Überraschungen, unvorhergesehenen Situationen umgehen können


Christine Maier versteht es in ihren Sendungen, sich deutlich von einer "Arena" abzusetzen. Dort kommt es bekanntlich selten zu Dialogen, denn jeder "verkauft" seine Statement. Christine Maier demonstrierte ferner auf professionelle Art und Weise, wie ein Thema diskutiert werden kann (discutere -Thema in Teile zerlegen) und dass der Club weder ein "heisser Stuhl" noch eine Gerichtsverhandlung ist.

Einem Kampagnenjournalisten passt diese Sendeform natürlich nicht. Er möchte einseitig bestätigt haben, dass er recht hat. Die traktandierte Thematik "Erziehungscamp: Wohin mit den Problemkindern?" ist nicht vereinbar mit seinem Konzept der Kampagne.

Der "Blick" könnte die Kampagne noch weitertreiben. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich das Schweizer Fernsehen von Kampagnenjournalisten nicht beeinflussen lässt.

Übrigens wurde in der "NZZ am Sonntag" vom 16. April 2006 die Organisation "Time Out" entlastet. Doch es gibt andere Einwände: das "10 vor 10" im Schweizer Fernsehen brachte am 20. April konkrete Fakten, die das "time out" Projekt dank sauberer Recherche von Journalisten der "Weltwoche" in einem anderen Bereich arg in Bedrängnis bringen wird. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Leiter Armin Schlegel in Zürich als angeblich Arbeitsunfähiger, Sozialhilfegelder bezog, obwohl er als Leiter in Spanien beim "Time Out" Projekt arbeitete. Dünki will angeblich von diesen Gelder nichts gewusst haben. Würde er in diesem Fall nicht die Wahrheit sagen, könnte er sein "Time Out" Projekt vergessen. Damit steht fest, dass wie vermutet - gravierende Unzulänglichkeiten bei der Time-Out - Leitung. Die Fehler sind vor allem im Bereich Kontrolle zu suchen. Involviert ist voraussichtlich nicht nur das Sozialamt der Stadt Zürich. Wir haben bereits in unserer ersten Analyse der Kampagne darauf hingewiesen, dass es Fehler gegeben hat. Doch lagen sie noch nicht auf dem Tisch. Dank dem investigativen Journalismus von der "Weltwoche" und "10 vor 10" können nun die konkreten Vorwürfe eingehend geklärt werden. Wir halten fest:

Medien haben eine berechtigte Kontrollfunktion. Missstände dürfen aber nicht über fragwürdige Kampagnen aufgedeckt werden, obschon die Blickredaktion nachträglich behaupten könnte, ohne ihre Kampagne wären die Missstände bei Time-Out gar nie aufgedeckt worden.






Nachtrag vom 30. April: Antwort von Dünki an rhetorik.ch

Das Kampagnenopfer stellte uns folgendes Emails zu. Nach seinen Ausführungen wird seine Meinung von den Medien ausgeklammert. Wir erlauben uns deshalb - mit Einwilligung des Autors - nachfolgendes Schreiben unkommentiert und unkorrigiert ins Netz zu stellen. Wir identifizieren uns nicht mit dieser Stellungnahme und überlassen den Lesern eine Beurteilung der Glaubwürdigkeit. Als Kommunikationsberater finden wir es jedoch richtig, wenn Sachverhalte von verschiedenen Seiten beleuchtet werden. Beat Dünki sieht sich heute als Opfer. Feedbacks von Leserinnen und Lesern sind uns willkommen.


Sehr geehrter Herr Knill

Noch immer schätze ich Ihre Homepage, wenn ich auch eher überrascht bin, dass Sie ein Abgrenzungsbeispiel vom Kampagnenjournalismus bereits bei der "Weltwoche" vermuten: "Dank dem investigativen Journalismus der Weltwoche ..." Hätten Sie gewusst, wie erzwungen diese Zeilen in der Weltwoche veröffentlicht wurden, wären Sie wahrscheinlich mit diesem Prädikat sehr viel vorsichtiger umgegangen. Der Journalist hatte sich nämlich bei mir gemeldet, und ich habe ihm ähnliche Unterlagen, welche ich Ihnen mit separater Post und Begleitmail zukommen liess, angeboten. Nein, er wollte den inneren Zusammenhang seines bereits geschriebenen Artikels offenbar nicht gefährden. Aus meinem mail-Verkehr mit dem entsprechenden Journalisten: "Untenstehende Zusammenfassung autorisiere ich vorderhand nicht. Im Übrigen habe ich zu keinem Zeitpunkt um Ihr Manuskript gebeten, sondern lediglich um das, was mir gemäss Presserat-Richtlinie 4.6 zusteht."

Nachstehend könnte der Leser einen echten wahrheitssuchenden Journalisten vermuten: "Sehr geehrter Herr Dünki, Besten Dank für die Rechtsbelehrungen, ich arbeite seit 20 Jahren auf meinem Beruf, etwa die Hälfte davon als Gerichtsreporter...selbstverständlich möchte ich möglichst genau und präzis erfahren und schreiben wie Sie sich zu allfälligen Vorwürfen stellen- und was daran wahr sein könnte oder eben nicht".

Doch als er sich dann so richtig bedrängt fühlte: "Wenn es Ihnen so wichtig ist - Ihr Part ist wie gesagt, eine Sideline, ich werde Sie nicht einmal wörtlich zitieren; für den aktuellen Artikel geht es im wesentlichen um folgende zwei Textpassagen , die Sie betreffen ..." Die Wirklichkeit im veröffentlichten Artikel zeigt sich dann markant anders: Meine Person war in sieben(!) Textpassagen erwähnt. Mein Name vierzehn Mal über den Artikel verteilt!
,br> Würden Sie noch immer dieses Abgrenzungsbeispiel namentlich aufführen? Doch vielleicht gibt es trotzdem einen journalistischen Fachmann, der interessiert ist, nicht einer Kampagnenwut zu verfallen und somit die Ihnen bereits zugesandten Unterlagen und meine entsprechenden Entgegnungen zu prüfen. Futter hat's genug. Packen wir's an! Oder wäre es richtiger: "Wir bleiben dran".

Mit freundlichen Grüssen

Beat Dünki

N.B.: Der selbe Journalist ist nach Spanien gereist und hat trotz der nachstehenden Formulierung des Gastfamilienvaters an seiner Version festgehalten: "Dieser nachfolgende Text ist der Einzige, den ich autorisiere. Jeder andere Fantasietext ist unzulässig und somit nicht autorisiert." Er hörte auch mit, als ich -kurz nachdem ich über die unzulässigen Sozialhilfebezüge vernommen habe-, den Gastfamilienvater dezidiert aufgefordert hatte, den Betrag umgehend an die Sozialbehörde zurückzuzahlen. Doch von dieser Aufforderung war im Artikel nichts zu lesen. Es hätte vielleicht allzusehr seinem Bild vom "windigen Geschäftemacher" widersprochen!


Für die Leserinnen und Leser wird gewiss aus diesem Schreiben bewusst wie Medien bei einer Kampagen mit Ausklammerungen arbeiten. Es geht uns nicht darum, den Wahrheitsgehalt der Aussagen herauszufinden. Das Mail von Beat Dünki veranschaulicht, wie Sachverhalte von allen Seiten beleuchte werden sollten. Hier das Mail, das uns früher, am 25. April zugestellt wurde:


Sehr geehrter Herr Knill,

ich bin sehr glücklich über Ihre Analyse der Kampagne, welche ganz stark gegen meine Person und mein Unternehmen gerichtet ist. Ich bin nämlich der Mann mit Balken im Gesicht. Es ist für mich eine sehr schwierige Zeit, in der ich merke, dass ich im eigentlichen Sinne ausser einer Ausnahme noch nie richtig Stellung beziehen konnte. Klar, zu eng gefassten Fragen Stellung zu beziehen, dieses Angebot hatte ich. Doch zu diversen Nachtragsgeschichten habe ich schlichtweg keine Möglichkeiten zur detaillierten Beschreibung gehabt. Damit will ich niemandem einen Vorwurf machen (good news sind bekanntlich bad news), doch reisst es auf diese Art eine Wahrheit herunter, bei welcher ich immer wieder gehofft habe, dass sie dann doch noch gehört werden will. Offenbar nicht! Aus diesem schmerzhaften Erstaunen heraus möchte ich wenigstens Sie über einige Wirklichkeiten orientieren: Bereits haben Sie in Ihren Artikeln festgehalten, dass mit diesem Clientel Komplotts sehr häufig sind. z.B.:
  • Komplott 1: Mitten in die Aufnahmen von 10vor10 platzt ein Junge telefonisch hinein, der für eine gefällige Aussage seine pekuniären Vorteile ergattern will!
  • Komplott 2: Die ehemalige Gastfamilienmutter. Sie hatte bei der zweiten Telefonrechnung, welche ein Jugendlicher durch ihre eigene Unachtsamkeit auf Hunderte von Frankenansteigen liess, erfahren müssen, dass ich mich an den Unkosten nicht mehr beteiligen wollte. Dies, nachdem ich ihr bei der Beteiligung der ersten Rechnung deutlich klar legte, dass es in ihrem Verantwortlichkeitsbereich liege, solche Telefonrexzesse zu verhindern. Verdikt in den Medien zu meinen Ungunsten: "geldgierig"!
  • Komplott 3: Die gleiche Gastfamilie kann mit einem platzierten Teilnehmer nicht mehr zusammenarbeiten. Die Gastfamilie geht davon aus, dass der Platzierte wiederin eine geschlossene Institution gehen soll. In Absprache mit dem Versorger (einweisende Instanz) wird ein weiterer Platz gesucht. Verdikt in den Medien und gegenüber mir: "geldgierig"!
  • Komplott 4: Da taucht in den Medien eine Frau Zimmermann auf. Sie ist eine Tante eines Mädchens, welches bei uns in der Grossfamilie (vor der eigentlichen Time out-Zeit) für vier Monate gelebt hat. Vor der Platzierung macht uns die Sozialarbeiterin (nicht von der Stadt Zürich) darauf aufmerksam, dass wir mit dicken Bandagen ausgerüstet sein müssen, wenn wir dieses Mädchen bei uns aufnehmen würden. Begründung: Die Grossmutter (Alkoholikerin) und die Tante (ehemals auf harten Drogen) hätten massivste Unwahrheiten über die Sozialarbeiterin selbst verbreitet. Michelle soll vorerst bei mir intensiv geschult werden. An einem Sonntag ruft Michelle von ihrem Wochenendeaufenthalt bei der Grossmutter einem Mitschüler an. Sie bittet ihn, einen Zettel, den sie ihm am nächsten Morgen überreichen werde, der Grossmutter zu überbringen! Der Junge erhält die Notiz anderntags und bringt ihn zur bereits wartenden Grossmutter. Auf dem bereits vorpräparierten Papier steht: "Helft mir! Ich brauche dringend Euere Hilfe!" Die nicht sorgeberechtigten Verwandten berechtigen sich mit dieser Taktik zur Intervention ... und nach etwa drei Wochen wird die Platzierungaufgehoben!
  • Komplott 5: Im Rahmen der diversen polizeilichen Razzien von Hanfläden, haben sich diverse Hanfanbieter wieder neu organisiert. Frau Zimmermann, bekannt durch den Komplott 4 gestaltete den Hanfverkauf über ein Brockenhaus. Als wir, die Schülergruppe und ich, mal auf einem Besuch im Brockenhaus waren, stellte mir die Grossmutter das neue "offizielle" Geschäft vor. Ohne mein Wissen und angereichert durch die fehlende Diskretion der rund 13jährigen Michelle wurden die Mitschüler zeitgleich in den "inoffiziellen" Geschäftszweig eingeführt. Dem nicht genug! Michelle wurde offenbar von den Verwandten als "Hanf-Drogenkurierin" missbraucht. Auf jeden Fall versuchte Michelle mehrmals Hanf an ihre MitschülerInnen zu verkaufen! Leider habe ich von dieser Geschichte erst nach dem Weggang von Michelle aus unserer Grossfamilie erfahren, doch hätte es auch hier eine Sozialarbeiterin gebraucht, welche uns geglaubt und nicht nur die Unwahrheiten gegen sie selber als Lügen eingestuft hätte!
  • Komplott 6: In den Medien steht, dass sich Time out globalisieren wollte. Richtig ist, dass die sogenannte Juliette (alias Sozialpädagogin aus Luxemburg, alias Mutter, welche den Aufenthalt ihres Sohnes nur durch Schwarzgeld bezahlen konnte) unter Beizug einer Fachperson unbedingt Time out-Luxemburg gründen wollte. Sie lädt Time out nachLuxemburg ein (Hotelrechnung wird durch sie bezahlt), betreibt nach ihren eigenen Angaben einen massiven Aufwand, damit der grosse Saal gefüllt werden kann ... und es kommen inklusiv ihren Verwandten etwa 30 Leute! Doch sie war derart von Beat D. und Time out begeistert, dass sie am 23. April 2005 um 21:43:40 Uhr mittels sms konstatiert: "Danke, ich überrasche mich selbst. Diese Kraft kommt von Ihrer Hilfe." Die Zeitung "Luxemburger Wort" berichtet über den Anlass und beendet den Artikel mit der Telefonnummer von "Juliette"!
  • Komplott 7: Die gleiche Mutter, welche den Aufenthalt ihres Sohnes angeblich nur durch Schwarzgeld bezahlen konnte, unterschreibt am 5. Juli 2005 ein Schreiben. Darin verpflichtet sie sich gegen Quittung ihre Schulden, welche durch die Platzierung ihrer zwei drogenabhängigen (der geneigte Leser merkt etwas) Söhne entstanden sind, noch im Jahre 2005 zurückzuzahlen (4000 Euros in bar an Herrn Schlegel gegen Quittung /CHF 4000.- am 1. August / CHF 4000.- am 1. September). Nach Angaben von Herrn Schlegel sind bis heute rund 5000 Euros bezahlt bzw. rund die Hälfte). Weiter schreibt sie handschriftlich: "Die Platzierung bei Herrn Schlegel wurde über Time out organisiert und ich finde an dieser Platzierung nichts auszusetzen." Und weiter: "... an dieser Platzierung nichts Negatives zu kritisieren ist!" Ein wenig gar salopp darf der schweizerische Leser dann den Medien entnehmen, dass der Sohn das "Aussteigerleben" "probte". Gemeint ist in Wirklichkeit das Aussteigen von den Drogen!
  • Komplott 8: "An dieser Versammlung realisierte ich, dass Beat D. auf Fragen ... keine glaubwürdigen Antworten geben konnte. Da habe ich das Projekt sofort gestoppt." Dieses "sofort" hat sie allerdings nicht ganz als wirkliches "sofort" umgesetzt. Zuerst wollte sie noch einen Zeitungsauftritt gesichert haben, welcher dann rund fünf Tage später, am Montag, 9. Mai 2005, also ohne den sofortigen Stopp, mit ihrer Telefonnummer am Ende des Artikels erschien! Meines Wissens ist der Stopp auch gar nie umgesetzt worden. Time out hatte zwar keine folgenden Platzierungen aus Luxemburg, doch es gab mehrere Telefone und sogar einen Besuch in Zürich. Das heisst, es gabnoch einige Gespräche und alle mit der an mich heran getretenen deutlichen Bitte, auch einen allfällig weiteren Austausch nicht über die erwähnte Juliette haben zu wollen! Frage: Warum hat denn die Mutter eine offenbar unsägliche Wut auf mich? Wir haben aus Seriositätsgründen am 12. Juni 2005 dem "Tribunal de la jeunesse" ein Schreiben gemacht, dass der Sohn von "Juliette" entgegen dem Entscheid des Tribunals nicht mehr bei uns platziert war. Nach dem Gerichtstermin hatte uns Juliette nicht mehr nötig. Es ging ihr lediglich darum, das Tribunal zu täuschen, d.h. das Tribunal sollte davon ausgehen, dass ihr Sohn bei uns in Betreuung sei und somit keine weiteren Massnahmen vom Tribunal angeordnet werden mussten. * Beat D. ist entlassen worden und er hat ein Strafverfahren gehabt! Präzis ist: Ich war VR-Präsident, Geschäftsführer, Mitglied der Schulleitung und Lehrer. Ich besass 34% derAktien. 66% der Aktien waren im Besitz von einem Ehepaar (33% auf je einem Ehepartner). Ich bekam eine Anzeige wegen einem angeblichen sexuellen Übergriff gegenüber einem 11jährigen Knaben. Als ich diese Anzeige erhielt, orientierte ich umgehend die Eheleute. Nach rund neun Monaten wurde die Anzeige nach der besten vonvier Möglichkeiten eingestellt. Zur Orientierung: Die schlechteste Möglichkeit für den Betroffenen wäre die Anklage, d.h. es ist etwas entdeckt worden, was Anklage würdig ist. Die beste Möglichkeit (von vier!) ist die Einstellungsverfügung mit Umtriebsentschädigung. Diese wurde für mich festgelegt. Ich will mich damit nicht brüsten, doch die ganze Geschichte war für mich derart schmutzig, dass dieser Entscheid in dieser Art für mich wichtig ist. Nach der Einstellung erklärte ich dem Ehemann des erwähnten Ehepaars,dass ich überzeugt sei, dass der Junge dies erlebt habe. Der Junge war nämlich eher ein phantasieloser und unkreativer Knabe und ich konnte mir somit nicht vorstellen, dass er eine ausgewiesen hartnäckige Bezirksanwältin über Monate hinweg täuschen konnte, wenn er nicht einen Übergriff wirklich erlebt hat. Die Frage war für mich lediglich: Mit wem? Entschieden formulierte ich somit dem Ehemann, dass ich nicht ruhen wolle, bevor ich wüsste, wer der Missetäter ist! Eine Woche später haben 66% der Aktien für einen sofortigen Weggang von meiner Person gestimmt. (Auch hier gilt: Der geneigte Leser merkt etwas!) Innert zehn Tagen musste ich während der Ferienzeit mein Büro räumen und ich bekam ein Hausverbot, das ausschliesslich der Ehemann aufheben kann. *Es ist mir mindestens in zwei Fällen deutlich bekannt geworden, wie Kampagnen süchtige Journalisten Entscheide und Aussagen herausködern. Nun, frage ich mich, welche Möglichkeiten es denn wirklich gibt, um dem ununterbrochenen Sog an Unwahrheiten tagtäglich zu begegnen? Vor allem seit dem "Zischtigsklub" ist diese geballte Kraft an Diffamierungen kaum mehr zu übertreffen. Es scheint klar zu sein und ich habe nie etwas Anderes verlauten lassen, dass die offenbar dreimal angewendeten Sanktionen mit dem Käfig auf keine Art und Weise zulässig sind. Ebenso deutlich kann es mit Nichts zu vereinbaren sein, wenn Herr Schlegel CHF 63000.- Sozialhilfe bezogen hat. Auch hier soll es deutlich formuliert sein: Herr Schlegel hat bei mir seit rund fünf Jahren seinen Schweizer Wohnsitz gehabt und hat diesen Umstand später dazu genutzt, diese Leistungen zu beziehen. Ich habe nie und in keiner Form davon profitiert, irgendwelche Transaktionen vorgenommen, noch war es mir bewusst, dass Herr Schlegel meine Räumlichkeiten dazu nutzt, diese Sozialhilfe zu beziehen! Wenn unser Tagesansatz hinterfragt wird, dann möchte ich die Aussage von Herrn Aebersold / Perspektive erwähnen: "In diesem Gebiet wird man nicht reich!" Auch habe ich immer wieder Leute gesucht, welche für Time out arbeiten. Drei Frauen habe ich dann unter dem Vorbehalt gefunden, dass ich die intensiveren Clienten übernehme. Wenn ich berücksichtige, wie oft Heime mit Kids kapitulierten und Time out-Vermittlungsstellen eingesprungen sind, welche dann für rund die Hälfte des Heimansatzes (zwischen CHF 320.- und CHF 500.-)erfolgreich gearbeitet haben, glaube ich festzustellen, dass für rund ein Drittel der Heimplatzierten ein Gastfamilien- oder Grossfamilienplatz erfolgreicher wäre. Erlauben Sie mir den Vergleich mit Medikamenten. Bei den Generikas geniesst der Patient die gleichen Erfolgs-Chancen wie bei den Markenprodukten, nur wem käme es in den Sinn bei den Generikas über den eventuell immer noch hohen Preis zu diskutieren!? Im "Zischtigsklub" wollte tatsächlich ein Heimangestellter professionelle Empathie einer familiären Geborgenheit und Wärme gleichsetzen! Wie Sie vielleicht wissen, hatte ich selbst eine Grossfamilie und habe 13 nicht leibliche Kinder teilweise auf eigene Rechnung aufgezogen. Kürzlich hat einer meiner "Jungs" (heute bald 40 Jahre alt) telefoniert und sagte: "Beat, du wirst Grossvater!" Ich trete noch heute in Problemsituationen für meine " Kinder" kostenlos auf. Sei das, wenn es Probleme für die "Enkelkinder" (zur Zeit sind es sieben) in der Schule gibt, sei das, wenn ein "Kind" noch eine Aufnahmeprüfung bestehen will oder später dann eine Diplomarbeit schreiben will, oder eine Stellenbewerbung ein vorheriges Coaching benötigt ... etc., etc. Wer will derartige Spätbetreuungen mit einer meist rund doppelt so teueren "professionellen Empathie" ermöglichen? Es wäre Augenwischerei, wenn ich behaupten würde, dass Gast- oder Grossfamilienplatzierungen immer mit einem Erfolg gekrönt sind, doch mit der Erfolgsstatistik eines Heimes lässt es sich gleichziehen! Es wirkt nun so, als würde ich den Heimen ein schlechtes Image gönnen. Dies ist nicht so! Nur der scheinbar positiven Heimerziehung gegenüber von "Aldi-Platzierungen" (=Time out-Platzierungen) wurde durch entsprechende Repräsentanten bereits genügend Nachdruck verliehen. Es ist mir sehr wohl bewusst, dass viele Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen wirklich phantastische Arbeit in Heimen verrichten. In den Medien wurden über Herrn Schlegel verschiedene Urteile gemacht. Ich möchte deshalb an dieser Stelle erwähnen, dass er sich bei mir mündlich für seine Fehltritte entschuldigt hat,und er will es schriftlich noch nachholen. Mit dem kann man nicht alles wieder ins Lot bringen, doch eine Entschuldigung ist immerhin ein Bekenntnis. Glauben Sie, Herr Knill, dass diese belegbaren Sichtweisen nicht auch endlich für andere Medien von Interesse sein könnten?

    Mit freundlichen Grüssen
    Beat Dünki
    




Nachtrag vom 16. September 2007: Der Leiter des Jungenheims wird nicht wegen Freiheitsberaubung angeklagt. Ein betroffener Jugentlicher hat seine Anzeige zurückgenommen.




Nachtrag vom 7. Februar, 2012: Blick:


Der "Blick" entschuldigt sich für die Berichterstattung im sogenannten Spanienfall. "Blick anerkennt, dass Beat Dünki, Inhaber des Unternehmens Time-Out, durch die teilweise unzutreffende Berichterstattung des Blick über die Ereignisse in Spanien (Foltercamp, Wildschweinkäfig) im Jahr 2006 in seiner Persönlichkeit verletzt worden ist", schreibt die Zeitung am Dienstag auf der Frontseite. "Der Blick bedauert dies und entschuldigt sich dafür." Die Zeitung hatte Dünki damals angeschuldigt, er würde Time-out-Plätze in Spanien an Jugendliche vermitteln, wo sie "wie Tiere eingesperrt und mit Eisenstangen geschlagen" würden. Das war der Beginn einer Kampagne, die mehrere Monate dauerte. Spanienfall in Luft aufgelöst Tatsächlich vermittelte Dünki im Auftrag des Zürcher Sozialdepartements Time-out-Plätze, auch auf einen Bauernhof in Spanien. Dass dort Jugendliche misshandelt worden sind, liess sich jedoch nie erhärten. Wie der "Tages-Anzeiger" am Dienstag schreibt, habe sich der Fall in Luft aufgelöst. Eine einzige Anzeige wegen Freiheitsberaubung gegen den Betreuer, der die Kinder eingesperrt haben soll, wurde zurückgezogen. Die Staatsanwaltschaft stellte die Untersuchung ein. Dünki selbst wurde durch mehrere interne und externe Gutachten entlastet. Mindestens ein Vorwurf im Zusammenhang mit dem "Foltercamp" blieb allerdings bestehen. Der Betreuer der Jugendlichen wurde im Jahr 2007 zu einem Jahr Freiheitsentzug verurteilt, weil er von der Stadt Zürich unrechtmässig 44'000 Franken an Sozialhilfe bezogen hatte. Dünkis Ruf war nach Beginn der Kampagne zerstört, die Stadt Zürich beendete die Zusammenarbeit mit ihm. Viereinhalb Jahre später erhält Dünki mit der Entschuldigung auf der Frontseite des "Blick" eine symbolische Wiedergutmachung. Eine finanzielle Genugtuungssumme hat er laut dem "Tages-Anzeiger" schon zuvor erhalten. Deren Höhe ist nicht bekannt, doch sie habe es "Dünki erlaubt, ein Ferienhaus zu kaufen". Dieses wolle er nun Leuten zur Verfügung stellen, die sich sonst keine Ferien leisten könnten. Dünki in einer Reihe mit Borer, Matter und Maurer Es ist nicht das erste Mal, dass der "Blick" Vergleiche mit jenen abschliesst, die unfreiwillig die Titelseiten des Boulevardblatts füllen. 2010 zahlte Ringier Schadenersatz in unbekannter Höhe an den Ex-Botschafter in Berlin - acht Jahre nachdem das Blatt über Thomas Borers angebliche Affäre mit einer Visagistin berichtete. 2007 schrieb der heutige Ringier-CEO Marc Walder: "Blick hat in der Berichterstattung über die Swissfirst Fehler begangen. Dafür entschuldige ich mich bei Thomas Matter." Nur einer Woche später endete eine Kampagne über "den frechsten Pensionskassenverwalter der Schweiz" mit den Worten: "Sorry Jürg Maurer!". Es habe keinen Anlass gegeben, ihm ein dubioses oder strafbares Verhalten vorzuwerfen.


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