Angela Merkel sitzt schon geraume Zeit auf dem Gipfel des
Erfolges und geniesst in vollen Zügen die Höhenluft.
Dank ihrem Arrangement mit der SPD kam es zu einem beachtenswerten
"Burgfrieden". Die Eingeständnisse an die SPD beruhigten
tatsächlich das gestörte Klima unter Kanzler Schröder.
Müntefering und Merkel geniessen beide offensichtlich ihre
Machtposition. Im Interesse dieser Machterhaltung blieb ihnen nichts
anderes übrig, als nachzugeben. Wenngleich die aktuellen Probleme
nicht gelöst werden und Entscheide laufend hinausgeschoben werden,
schätzt die Bevölkerung diese ungewohnte "Befriedung". Angela
Merkel gewann Sympathiepunkte. Sie ist heute beliebt. So lange sie
weiterhin die wichtigsten SPD Themen übernimmt (Ganztagesschulen,
Mindestlöhne, Atomausstieg) kann sie die Höhenluft noch
länger geniessen. Vielleicht schätzt die Bevölkerung in
erster Linie dieses neue Klima der Ruhe und Konstanz. Die entspannte
Stimmung scheint sich bereits auf die Einstellung der Bevölkerung zu
übertragen und es kam zu einem überraschenden psychologischen
Phänomen . Ein Optimismus kommt auf und der könnte sich gewiss
auch wirtschaftlich auswirken. Angela Merkel hat erkannt, wie sie
weiterhin wichtige Entscheide auf die lange Bank schieben muss. Gelingt
es ihr, den heutigen Zustand zu erhalten, so kann sie weiterhin die
Höhenluft geniessen.
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- Themenfelder besetzen
- Lange darüber reden
- Bei wichtigen Problemen Gipfeltreffen einberufen (Energiegipfel, Islamgipfel usw).
- Widerstand vermeiden
- Entscheidungen aufschieben
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Die zahlreichen Kanzlergipfel dienen natürlich vor allem
dazu, wichtige Zeitprobleme (Arbeitsmarktreform, Gesundheitsreform,
Bürokratieabbau, Finanzprobleme usw.) geschickt hinauszuschieben.
Sie hat aber auch schon Erfolge zu verzeichnen, wie etwa in der schweren
Aufgagbe, die EU-Finanzen zukunftsfähig zu machen. Merkel vermittelte im
Dezember erfolgreich zwischen Blair und Chirac und Merkel wurde als
"Brückenbauerin" in diesem "Merkel Gipfel" gelobt.
Wie lange die Kanzlerin ihre Gipfelstrategie problemlos durchziehen kann, steht in den Sternen.
Wer nämlich zu lange auf den Gipfeln verweilt und zu lange ausruht, könnte im
Höhenrausch die Fortsetzung der politischen Bergtour verpassen
und plötzlich im Nebel oder Unwetter in einem Jammertal enden.
Vorläufig stösst die Machttechnikerin Merkel noch auf
wenig Kritik. Längerfristig wird es aber nicht mehr ohne Entscheide gehen.
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