Nachtrag vom 6. April, 2006: Ein erwähnenswerten Kommentar zur
Geschichte ist der Artikel
"Von Beichten und Sexlügen"
von Barbara Dribbusch aus der
"taz" vom 24. März 2006:
In Bild muss noch eine angebliche "Beichte" daraus werden.
Etwas gestehen, etwas beichten, das ist ein Unterwerfungsritual.
Wer etwas "gesteht", entblösst sich und begibt sich damit
in eine demutsvolle Situation. Auf diesem Prinzip beruhen die
nachmittäglichen Talkshows, in denen die auftretenden Facharbeiter,
Geschiedenen, Hausfrauen und Erwerbslosen etwas möglichst Intimes
aus ihrem Leben erzählen. Erst diese Selbstdemütigung macht sie
für ein Millionenpublikum interessant, während die Kandidaten
selbst die millionenfache Vervielfältigung der eigenen Person via
Fernsehen als Kick erleben.
Wenn Bild die SPD-Spitzenfrau jetzt kurz vor der Landtagswahl in
Baden-Württemberg vor einem Millionenpublikum in diese Position der
angeblich "Sex-Beichtenden" zwingt, macht sie Ute Vogt lächerlich.
Wer will so jemanden wählen? Jemanden, der sich nicht vor den
Erniedrigungen der Boulevardmedien schützen kann, sondern sich
ihnen freiwillig ausliefert?
Ute Vogt sei "überrumpelt" worden von den intimen Fragen, verlautete
gestern aus ihrem Umfeld zu dem Radiointerview, das gestern früh
gesendet wurde. Sie betrachte den Vorgang als "unerheblich", behauptete
der Sprecher des SPD-Landesbüros in Stuttgart. Das allerdings stimmt
nicht so ganz.
Da Vogt die Befragung im Radiosender nicht abbrach, drängt sich
der Verdacht auf, dass sie in einem Moment der Fehleinschätzung
vielleicht geglaubt hat, so ein flapsiges Interview nütze
tatsächlich ihrer Popularität, liesse sie als freizügige,
volksnahe SPD-Frau dastehen.
So naiv im Umgang mit den Medien darf man aber nicht sein. Wir leben nun
mal nicht in einer Welt, in der auch männliche Spitzenpolitiker
gefragt werden, wann sie mal impotent waren bei einer Frau im
Bett. Spätestens jetzt dürfte auch Ute Vogt das kapiert haben.
|