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www.rhetorik.ch aktuell: (5. Dezember, 2005)

10 vor 10 Studio im neuen Outfit





Diese Analyse ist als Kommentar im "persoenlich.com" erschienen.


Wohin mit den Händen?

Daniela Lager Wir sahen am 6. Dezember eine Daniela Lager, die nach dem Mutterschaftsurlaub wie gewohnt souverän - jetzt aber stehend - moderierte. Sie wusste zwar nicht recht, was die mit den Händen machen sollte. Ihre Aussage in einem Interview vom 7. Januar:

"Ich wusste nicht recht, wohin mit den Händen. Der Kugelschreiber ist tatsächlich Rettungsanker. Ich kann mich stehend nicht stets am Pult festkrallen."


verdeutlicht, dass wer stehend spricht, vor dem Auftritt die Hände locker positionieren muss. Nachrichtensprecher haben oft das Gefühl, die müssten auf die Gestik verzichten und unterbinden jegliche Gestik. Wir vertreten die Meinung: Wer die Gestik blockiert, handelt verschiedenen Nachteile ein. Der Druck wird erhöht, Der Körper baut den Stress mit Bewegungen ab, die nicht zur Aussage gehören, Sprechtempo wird erhöht, mehr Versprecher, keine Pausen usw. erhöht. Daniela Lager und Franz Fischlin haben sich gut an die stehende Position angepasst.

Daniela Lager wurde im Tagesanzeiger-Interview auch noch gefragt:

"Wieviel dürfen Sie punkto Kleider und Frisur selber bestimmen?"


Lagers Antwort stimmt mit unserer These überein, die aussagt, dass auf alles verzichtet werden sollte, das vom Sprechenden und seiner Botschaft ablenkt:

"Keine Blümchen, keine knalligen Farben. Matchentscheidend ist, dass ich mich wohl und nicht verkleidet fühle."


Sowohl bei Cornelia Bösch als auch bei Susanne Wille hat es uns gefreut, dass sich beide nicht von Stylistinnen fremdbestimmen lassen.


Zu den Hintergrundfarbspielereien

Über das neue Outfit des 10 vor 10 kann man sicherlich geteilter Meinungen sein. Bei allen Veränderungen gibt es immer kritische Stimmen. Menschen sträuben sich in der Regel gegen jegliche Veränderung. Auch beim 10 v0r 10 Dekor fragten sich viele, ob sich der Kosten - Nutzenaufwand lohne. Die ganze Umstellung kostet nämlich zu viel. Wir finden:

Veränderungen sind wichtig. Ohne Veränderungen kommt es zu keinen Verbesserungen. Veränderungen dürfen aber nie Selbstzweck sein. Veränderungen müssen zu Verbesserungen führen, sonst muss darauf verzichtet werden.


Beim 10 vor 10 Dekor kam es leider zu einer gravierenden Verschlechterung: Der Grundsatz, dass auf alles verzichtet werden sollte, das ablenkt, wurde missachtet. Die Hintergrundmuster, die sich dauernd bewegen mit Linien und abstrakten Zeichen lenken von der Botschaft und der Sprecherin ab. Auch Medienmacher des Lokalfernsehens und des Lokalradios glauben oft, es sei modern, mit wechselnden Hintergrundbildern und Hintergrundklänge Nachrichten oder Informationen zu beleben. Diese Effekte verstossen jedoch gegen den Kommunikationsgrundsatz:

Das Wichtigste ist die Verständlichkeit.

Die Wahrnehmung der Zuschauer wird mit den angeblichen Zusatzreizen negativ beeinflusst. Beim Radio sind es mehr als 15 Prozent der Adressaten, die hinsichtlich Verständlichkeit haben Mühe, sobald Klänge oder Musikelemente hinterlegt werden. Der Klangteppichs irritieren. Es gibt Sendegestalter, die das nicht wahr haben wollen. Das gilt genau so bei visuellen "Störungen". Hoffentlich nehmen die Programmverantwotlichen diese belegten Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie ernst.


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