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Im Irak ist die Deutsche Archäologin Susanne Osthoff
aus Glonn in Bayern entführt worden.
Die Deutsche Bundesregierung hat einen Krisenstab eingerichtet, um die
seit mehreren Jahren im Irak lebende Frau freizubekommen.
"Wir tun alles, um die körperliche Unversehrtheit der Frau
sicherzustellen"
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sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.
Seit dem Wochenende arbeite ein Krisenstab in Berlin unter
der Leitung von Staatssekretär Klaus Scharioth.
"Wir arbeiten mit allen relevanten Stellen im Irak
zusammen, um das Schicksal (der Frau) zu klären."
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Oberste Priorität habe das Leben der Betroffenen.
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Die ARD hat ein Video mit Bildern der Entführten und ihrer
Kidnapper erhalten. Der Sender strahlte das Band aber nicht aus,
veröffentlichte jedoch ein Standbild. Darauf ist eine kniende Person
zu sehen, die als die entführte Frau identifiziert wurde. Neben ihr
sitzt demnach ihr Fahrer, offenbar mit gesenktem Kopf und den Händen
auf dem Rücken. Beide haben die Augen verbunden. Um sie herum stehen
drei vermummte Männer mit Waffen. Einer davon scheint etwas von
einem Blatt abzulesen. Im Hintergrund ist nur eine helle, konturlose
Fläche wie eine Wand zu sehen.
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Deutschland ist nicht am Irak-Krieg beteiligt. Es werden lediglich
einige irakische Polizisten von deutschen Experten ausserhalb des Landes
ausgebildet. Ansonsten beschränken sich die Beziehungen beider
Länder auf wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit.
Deutschland ist mit dieser Entführungsgeschichte erstmals
ins Visier irakischer Terroristen geraten.
Im Irak wurden bisher etwa 200 Ausländer entführt, bisher
aber keine Deutschen. Erst kürzlich wurde die Verschleppung von
zwei Kanadiern, einem US-Bürger und einem Briten bekannt. Nicht in
allen Fällen liegt ein Bekennerschreiben oder -Video vor. Von den
ausländischen Geiseln ist die Tötung von 52 bekannt, davon 41
im Jahr 2004 und 11 im Jahre 2005.
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Nach Ansicht des SPD-Aussenpolitikers Hans-Ulrich Klose
müssen die Forderungen zurückgewiesen werden.
"Man muss ihnen klar machen, dass es Forderungen gibt, die inakzeptabel
sind."
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Man müsse sehen, was das Motiv hinter der Entführung
sei. Deswegen müsse jetzt versucht werden, mit den Entführern
in Kontakt zu treten. Dabei werde die Regierung vermutlich alle ihr zur
Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen.
Merkels Krisenmanagement
Uns interessiert es, wie die neuen Bundeskanzlerin die belastende
Entführungsgeschichte managt. Kanzlerin Merkel erste Erklärung
war:
"Wir werden alles tun, um ihr Leben zu sichern"
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In Krisensituationen geht es in erster Linie um die Menschen.
Deshalb ist die Anteilnahme Merkels wichtig und richtig.
Angela Merkel ist nun gefordert. Es gibt unterschiedleiche Ratschläge:
Soll man mit Geiselnehmern reden oder Geld zahlen?
- Nach Ansicht des stellvertretenden Leiters des Instituts für
Terrorismusforschung in Essen, Kai Hirschmann, besteht ein Zusammenhang
zwischen der Entführung und dem Regierungswechsel in Berlin.
"Der Zeitpunkt der Entführung ist kein Zufall",
sagte er dem Münchner Merkur:
"Man muss mit ihnen sprechen"
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- Auch der neue Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag,
Ruprecht Polenz, hält es für notwendig, mit
den Entführern Gespräche aufzunehmen.
"Ein Verhandeln im zivilen Sinne, wo man sich an einen Tisch setzt, um
über Verträge zu sprechen, wird das nicht sein. Aber
man muss mit ihnen sprechen".
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sagte Polenz der "Berliner Zeitung". Ein Eingehen auf die Forderungen der
Entführer lehnte der Unions-Politiker aber ab.
- Die Mutter von Susanne Osthoff, Ingrid Hala, zeigte sich
überzeugt, dass die Bundesregierung alle Mittel zur Befreiung
ihrer Tochter ausschöpfen werde.
"Mein Eindruck ist, dass alles Menschenmögliche getan wird,
damit meine Tochter wieder freikommt."
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sagte ise den "Ruhr Nachrichten". Aber sie wisse auch, dass die
Möglichkeiten der Regierung begrenzt seien.
Möglicherweise wollten die Geiselnehmer ausnutzen, dass die
neue Bundesregierung erst so kurze Zeit im Amt sei, mutmasste Hala.
Den Geiselnehmern ein lösegeld zu zahlen wird auch in
Erwägung gezogen.
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Bundeskanzlerin Merkels Statement zur Entführung einer Deutschen
(Quelle: Spiegel 29. November 2005):
"Seit Freitag vergangener Woche werden im Irak eine deutsche
Staatsangehörige und ihr Fahrer vermisst. Wir müssen nach
derzeitigem Stand von einer Entführung ausgehen.
Die Bundesregierung verurteilt die Tat auf das Schärfste. Wir richten
einen eindringlichen Appell an die Täter, beide unverzüglich
in sichere Obhut zu übergeben. Im Auswärtigen Amt wurde ein
Krisenstab gebildet, der mit allen relevanten Einrichtungen und Stellen in
Kontakt steht, um das Schicksal der beiden Entführten zu klären.
Ich selbst habe unmittelbar nach der Kabinettssitzung mit dem
Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes gesprochen und mich noch
einmal informieren lassen. Alle Bemühungen der Bundesregierung sind
darauf gerichtet, die körperliche Unversehrtheit der Betroffenen
und das Leben der Betroffenen zu schützen.
In dieser schweren Stunde sind unsere Gedanken bei den Angehörigen
und Freunden der Betroffenen. Ihnen gilt unser Mitgefühl. Sie
können gewiss sein, dass die Bundesregierung alles in ihrer Macht
Stehende tun wird, um beide so schnell wie möglich in Sicherheit
zu bringen und ihr Leben zu sichern."
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