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www.rhetorik.ch aktuell: (30. Oktober, 2005)

Zu einem Interview mit Ingrid Deltenre



In einem Interview im "Blick" vom 26. Oktober 2005 nahm die Schweizer Fernsehdirektorin Indrid Deltenre zu verschiedensten Kritikpunkten Stellung, die in letzte Zeit in den Medien kommentiert worden waren. Wir schätzten die Offenheit und die konkreten Antworten zu der klaren Position hinsichtlich "Veränderungen" und den verschiedenen Themen, die vor allem in der Ringierpresse Schlagzeilen machten.
Wir haben bei unseren Aktuell-Beiträgen die Medienechos gespiegelt und verschiedentlich kommentiert: Dass die Einführung eines neuen Logos in allen Institutionen auf Kritik stösst, ist nicht neu. Wer Bestehendes verändert, wird immer kritisiert. Der Mensch ist in der Regel träge und wehrt sich meist gegen Veränderungen. Hier zeigte die Fernsehdirektorin Mut. Das einzige Problem hatte sie bei den hohen Kosten. Im Interview argumentierte zwar Frau Deltenre geschickt. Sie sprach nur von einem tiefen einstelligen Millionenbetrag.

Damit machte Sie indirekt bewusst, dass die Anpassungen unter 5 Millionen kosten werden. Bei der Beantwortung der Frage: Sie müssen bis 2010 10 Millionen einsparen. Wie können Sie sich dieses Logo leisten? sagte die Direktorin:

"Das neue Erscheinungsbild wird aus dem diesjährigen Budget bezahlt. Wir haben das Geld dafür schon eingespart. Unter anderem durch ein reduziertes Sommerprogramm."


Diese Antwort fanden wir gefährlich. Die Leser könnten meinen, das Fernsehen habe heute zu viele Konzessionsgelder. Sonst könnte man ja nicht so viel Geld zurückstellen.

Zu den Kritikpunkten antwortete die Fernsehdirektorin überzeugend:

  • Sie versuche darüber zu stehen. Dies habe sie lernen müssen. Doch komme die Kritik vor allem durch die Medien und nicht von den Zuschauern. Dann verriet sie, dass sie die Kritik an der Sendung "Traumjob" am meisten getroffen habe. Bekanntlich gab es damals Indiskretionen. Wir haben es auch bei Bundesämtern gesehen, dass Indiskretionen - vor allem von den eigenen Mitarbeitenden - am meisten Bauchschmerzen verursachen. Mit folgenden Argumenten im Interview hatten wir Mühe:
  • Dass die Sendung mit Chris von Rohr auf gutem Wege ist und die zweite Sendung besser gewesen sei als die erste, diese Meinung teilen wir nicht.
  • Dass ein Teil der Kritik damit zu tun hat, dass die Fernsehdirektorin eine Frau sei, mag nur zu einem kleinen Teil stimmen. Denn wir stellten immer wieder fest, dass Politikerinnen nach dem Scheitern in der Öffentlichkeit immer wieder dieses Argument als Selbstschutzbehauptung ins Feld führen: - Ruth Metzler LINK 6.Juni 04 - Anita Fetz LINK 3.2.04 - Bundesrätin Kopp - Micheline Calmy Rey als sie in der Anfangsphase noch unkoordiniert informiert hatte - Angela Merkel nach ihren ersten holprigen TV Auftritten, die noch nicht überzeugt hatten.


Auch Männer müssen sich Kritik gefallen lassen, wenn sie begründet ist. Erfreulicherweise hat die Fernsehdirektorin gelernt, sich mit dieser Kritik auseinanderzusetzen, die Männer und Frauen gleichermassen treffen kann. Es wird nie ein Fernsehprogramm geben, dass bei allen Medien auf Gegenliebe stossen wird. Wer das Szepter in die Hand nimmt, wird konkret entscheiden. Wir schätzen jene Führungspersönlichkeiten, die den Mut haben, zu ihren Entscheidungen zu stehen und sich nicht - je nach Belieben - wie ein Windfahnen - Entscheide hinausschieben - oder noch schlimmer - wankelmütig werden. Die Aussage Deltenres hat uns am meisten beeindruckt: Dann wird es mir peinlich, wenn die Menschenwürde verletzt wird. Dies ist leider auf anderen Kanälen in verschiedenen Sendegefässen der Fall.
Nachlese zu Ausssagen Deltenres:

Wir waren nicht verwundert, dass die Sonntagspresse auf Dentenres Selbstschutzbehauptung eingegangen ist, ein Teil der Kritik habe auch damit zu tun, dass sie eine Frau sei. Im Sonntagsblick nahm Schawinski Stellung zu dieser Aussage:


Die "Sonntagzeitung" vom 30. Oktober doppelte nach: Dass Fachleute unsere Einschätzung teilen, war zu erwarten. So schrieb die Berner Politologin Regula Stämpfli in der "Sonntagszeitung":

"Die Kritik hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, hier wäre auch ein Mann flach herausgekommen!"


Sonja Buholzer schrieb:

"Frauen werden zwar härter gemessen und rasch belächelt, wenn sie sich zur Karriere bekennen und sich öffentlich exponieren. Dies aber als Erklärung zu bemühen, wenn es Kritik hagelt, ist kommunikationsmässig mehr als problematisch und hinterlässt rasch den Eindruck einer Ausrede."


Für Publizistikprofessor Otfried Jarren ist die "Traumjob"-Kritik an Deltenre berechtigt und legitim:

"Deltenre darf nicht generell und aus jeder Kritik ableiten, sie sei wegen des Geschlechts kritisiert worden. Damit reagiert sie übersensibel."


Dass der frühere Programmdirektor viel Kritik schlucken musste, belegt folgende Liste in der Sonntagszeitung.


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