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www.rhetorik.ch aktuell: (4. September, 2005)

Zur TV Schlacht um die Macht

K+K Kommentiert auch bei diesem Duell die Kommunikative Kompetenz der Kandidaten beim Kanzler Zweikampf.
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Am 4. September, 2015 Uhr duellierten sich Gerhard Schröder gegen Angela Merkel. Vor zwei Moderatorentischen mussten sich die Kontrahenten hinter zwei Stehpulten dem Zweikampf stellen. Es war ein spannender Schlagabtausch: Mann gegen Frau, West gegen Ost, Rot gegen Schwarz. Das Duell fand im Adlershof in den ehemaligen Studios des DDR Fernsehens statt, dort wo auch schon das 2002 Duell Schröder - Stoiber stattgefunden hatte. 10 Kameras wurden eingesetzt. Themenblöcke wie, Finanzen, Arbeit, Steuern, Rente und Gesundheit waren vorgegeben. Bei jedem Thema ging die Einstiegsfrage an beide Kandidaten. Zeitlimite pro Antwort 60 bis 90 Sekunden. Es gab in diesem Duell keine roten Warnlampen. Dafür wurde alle 15 Minuten die Gesamtredezeit gemessen. Wer weniger gesprochen hatte, bekam eine Extrafrage. Neu war ebenfalls, dass sich die Duellanten persönlich ansprechen durften. Unterbrüche mit Filmbeiträgen auch Werbeblöcke gab es erfreulicherweise keine. ARD, ZDF, RTL und SAT 1 übertrugen das Duell in voller Länge.


Die Moderatoren Sabine Christiansen von der ARD, Thomas Kausch von SAT 1, Maybritt Illner vom ZDF und Peter Klöppel vom RTL, sind alles unabhangige, kritische Profis, die ihre Meinung nicht einbringen dürfen. Sie hatten sich sich vor dem Duell vor allem gut überlegen müssen, was die Zuschauer interessiert.
Wir haben mit Millionen Zuschauern die politische Auseinandersetzung ebenfalls mitverfolgt. Uns war bewusst, dass Inhalte bei TV-Duellen zweitrangig sind und haben uns in diesem Fall bewussst darauf beschränkt, herauszufinden, was das Publikum überzeugt haben könnte. Wir versetzten uns die Zuschauer, die vom Sofa aus das Duell mitverfolgt haben. Wir beachteten nur die Gesamtwirkung. (Stimme, Gebärden, Gestik, Mimik und Augensprache. Auch das Äussere und das generelle Verhalten, weniger die medienrhetorischen Aspekte.


Es war uns bekannt, dass sich Angela Merkel vom EX-ZDF- Moderator Alexander Niemetz coachen liess. Er hatte bis 2000 das "heute Journal" moderiert. Wir müssen ihm vorweg ein Kränzchen winden. Angela Merkel wirkte viel sicherer als vor Monaten. Gerhard Schröder vertraute vor allem auf sich. In der Regel hörte er bisher auf den Rat seiner Frau Doris, auf Böla Anda, dem Ex Bildredaktor, und auf seinen Freund Manfred Bissinger.

In früheren Analysen warnten wir, Schröder verschiedentlich vor einer übertriebenen Lockerheit. Wir fanden, dass er die Krise mit der Arbeitslosigkeit und der SPD Krise nie richtig ernst genommen hatte. Bei Angela Merkel wünschten wir uns ein Lösen der Bremsen. Sie blockierte in alten Auftritten die Gestik. Auch war ihr Gesichtsausdruck meist zu verbissen, die Gestik zu verspannt.

Deshalb fokussierten wir uns vor allem darauf, wer auf dem hohen Seil durch Natürlichkeit, Echtheit überzeugt hat und ob es die Duellanten verstanden hatten, Emotionen zu zeigen.

Wir teilen übrigens die Meinung des Medienwissenschaftlers Jo Groebel, der in den Medienduells nur eine begrenzte Möglichkeit sieht, die Meinung der Oeffentlichkeit mit einem Auftritt gross beeinflussen oder sogar ändern zu können. Auf die Frage, ob beim Duell Standpunkte oder Haarfarbe den Ausschlag geben, sagte Groebel treffend:

"Bei 50 gesendeten Interviews mit den Spitzenkandidaten sind die Argumente längst bekannt. Das erhöht die Gefahr, dass die Zuschauer vermehrt auf weiche Faktoren im TV- Duell achten."


Was wir ebenfalls unterstreichen, ist Groebels Nachsatz;

"Wer authentisch bleibt und gleichzeitig die besseren Argumente vorbringen kann, gewinnt in jedem Fall!"


Erstaunlich ist übrigens das Phänomen, dass derjenige, der Nachberichterstattung (Radio, TV, Presse, Fachkritik) als Gewinner beschrieben wird, bei vielen Wählern ebenfalls gut weg kommt. Erstaunlich viele Menschen heulen nach den Wölfen und lassen sich beeinflussen.




Angela Merkel war in einer komfortablen Situation. Man hatte sie vor dem Duell als rhetorisch schwächer eingestuft. Dadurch war schon vor dem Auftritt klar, dass sie mi einem einigermassen passabeln Abschneiden bereits gewonnen hat. Versagt sie, so könnte sogar noch der Mitleideffekt spielen. Zudem hat Merkel bei dieser Wahl einen Frauenbonus (obschon Angela Merkel das nicht möchte), sie profitierte gewiss auch vom deplatzierte Angriff von Doris Schröder-Köpf gegen die Rivalin (so kurz vor der Wahl).

Bei Schröder war die Ausgangssituation ebenfalls gegeben: Falls er wiederum rhetorisch brilliert, so könnte er mit der besten Rhetorik die viel zu hohe Arbeitslosigkeit nicht - einfach so - vom Tisch fegen. Wenn Schröder zu souverän, mit spürbarer Überheblichkeit auftritt, dann schadet er sich selbst. Gerhard Schröders Bemühen diesen Balanceakt zu meistern, war gut zu hören und zu sehen, sowohl beim Ton, wie beim Blick oder Lachen. Er zeigte sich während dem Duell kaum anders als sonst.

Ferner wussten wir auch schon vor dem Auftritt, dass es mit den 4 Moderatoren kaum zu einem echten Duell kommen wird. Der Austausch von Meinungen wurde wie vermutet während des Duells durch die Moderatoren behindert. Das ständige Unterbrechen störte enorm. Merkel und Schröder waren beide Profis im Umgang mit Unterbrechungen. Sie liessen sich nicht vom roten Faden abbringen. Im deutschen Fernsehen kam es im aktuellen Wahlkampf erst einmal zu einem richtigen Duell. Und zwar beim Streitgespräch zwischen Lafontaine und Merz. In diesem Duell spielte der gegenseitiger Austausch von Meinungen hervorragend. Nach unserm Dafürhalten war das Korsett von Regularien eng. Es gelang den Duellanten immer wieder den Moderatoren das Szepter aus der Hand zu nehmen.

Für uns war das heutige Duell eher ein Vorstellungsauftritt der neuen Kanzlerin und eine gelungene Abschiedspräsentation Schröders, bei dem es sicherlich auch um die grosse Koalition gehen musste. Nur wenige Phasen des Streitgespräches waren lebhaft. Emotionen schimmerten einige Male durch. Als der Kanzler mit dem Zitat seiner Frau Doris gegen Angela Merkel konfrontiert wurde, kam er in die Zwickmühle. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die eigenen Frau zu verteidigen und den fragwürdigen Angriff zu unterstützen. "Ich bin stolz auf meine Frau".

Zu den Duellanten: Das sonst zu gönnerhaft wirkende "Machogehabe" Gerhard Schröders fiel erstaunlicherweise nicht gross auf. Schröder wirkte generell souverän und kompetent. Er zügelte sich und griff die Gegnerin nicht persönlich sondern indirekt an. Angela Merkel wirkte für uns ehrlicher und sie war erfreulicherweise nicht mehr so spröde wir vor Monaten. Im Gegenteil: Sie war präsent und setzte sich immer wieder durch. Bei Sachfragen konnte sie Schröder das Wasser reichen. Wir glauben nach wie vor, dass das mediale Grossereignis die Wahlresultate kaum wesentlich beeinflussen wird. Es könnte höchstens für die Koalition richtungsweisend sein.


Wir gingen einigen Fragen nach:
Unser Partner und Mitarbeiter in Deutschland Hans-M. Hofmann brachte die Wirkung der Duellanten auf den Punkt in dem er uns nach der Sendung wissen liess: Ihm hat Frau Merkel besser gefallen. Sie wirkte natürlicher, wenngleich sie in ihren Pausen recht beleidigt schaut. Herr Schröders Blick war oft starr, als würde er ablesen. Hans-M. Hofmann kann sich kaum vorstellen, dass dieses Duell keine dramatische Änderung des Wählerverhaltens bewirken wird.




Fazit: Im Vergleich zu Edmund Stoiber, dem Duellanten vom Jahre 2002, machte es Angela Merkel heute wesentlich besser. Im zweiten Teil wirkte sie zwar etwas starrer. Sie hat aber ihre Frau gestellt und überzeugte. Es besteht nun eine valable Chance, dass dieser einmalige Mediengrossanlass ausschlaggebend sein könnte. Um die heutige Zittersituation zu klären, braucht es jedenfalls nicht viel. Damit hat schwarzgelb nach diesem TV- Duell wieder eine echte Chance, nach den Wahlen zu regieren. Dank des guten Abschneidens gehen wir davon aus, dass Angela Merkel mit guten Karten den Endspurt unter die Füssen nehmen kann. Für uns war das Duell zu langatmig, oft langweilig. Das Konzept mit 4 Moderatoren hat sich nicht bewährt. Die Journalisten kamen mit dem eigenen Konzept Duell nicht ganz klar. Sie schienen erstaunt, dass die Duellanten trotz starrer Spielregeln ausweichen konnten und die geheimen Ratschläge Ihrer Coachs umzusetzen versuchten. Da ganze glich ab und zu einem Duell zwischen Fragenden und Antwortenden.


Die Schlacht der Interpretationen kann nun beginnen. Die Urteile und Einschätzungen können wir während der nächsten Tage in den Medien lesen und hören. Wir kommen gewiss darauf zurück.

Schaffhauser Nachrichten, September 2, 2005


Nachtrag vom 5. September Umfragen und Reaktionen.

Erste Umfragen

  • Quelle Spiegel.de: Eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen sah Schröder als klaren Halbzeitsieger des TV-Duells.
  • Nach der Erhebung für das ZDF erklärten 46 Prozent der Befragten nach der ersten Hälfte der Fernsehdiskussion, der Amtsinhaber habe besser abgeschnitten. Merkel sahen nur 27 Prozent als Sieger. Ebenfalls 27 Prozent sagten, beide hätten gleich gut abgeschnitten. Laut der Umfrage konnte Schröder vor allem bei den Werten für Glaubwürdigkeit und für Sympathie punkten, bei der Kompetenz für den Abbau der Massenarbeitslosigkeit lag demnach allerdings Merkel vorn.
  • Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Blitzumfrage des Fernsehsenders Sat.1. Demnach erhielt Schröder bei der Frage nach der Kompetenz 57 Prozent, Merkel 34 Prozent. In der Kategorie Sympathie bekam er 56 Prozent, Merkel 34 Prozent.
  • Das Institut Infratest dimap sah Schröder in einer Umfrage für die ARD als Sieger in den meisten Punkten. Demnach war Schröder für 49 Prozent der 1276 Befragten "überzeugender" als Merkel (33 Prozent). Bei der Mehrzahl der Einzelfragen lag Schröder vorne: Rentenpolitik (51:37 Prozent), Familienpolitik (40:50), Äusseres (71:19), Steuern (49:38), Arbeitsmarkt (35:46).
  • Eine Umfrage auf Spiegel online zeigte am frühen Montag morgen ein änliches Bild:

Erste Reaktionen:

  • Deutschlandfunk Dradio.de: Nach dem Fernsehstreitgespräch sehen Politiker von Union und SPD jeweils ihren Kandidaten als Sieger. Im ZDF sagte SPD-Chef Müntefering, Schröders Auftritt werde den Sozialdemokraten im Wahlkampf noch einmal einen Schub verleihen. Unter einer Unions-geführten Bundesregierung würde soziale Kälte auf Deutschland zukommen. Dagegen erklärte CDU-Generalsekretär Kauder, Frau Merkel habe Inhalt und Tempo des Duells bestimmt. Die Kanzlerkandidatin der Union habe mit Kompetenz gepunktet. FDP-Generalsekretär Niebel meinte, der CDU-Chefin sei es gelungen, die schwarz-gelbe Alternative deutlich aufzuzeigen. Der Grünen-Vorsitzende, Bütikofer, äusserte sich positiv über Schröder. Dieser habe viele Themen, die den Grünen wichtig seien, angesprochen.
  • Die Zeit: Ein Artikel von Christoph Simmens beginnt mit dem Satz: "Eigentlich sind all die Polit-Talks, Wahlchecks und Duelle nur noch schwer zu ertragen. Diese geballte Rechthaberei ist auf Dauer so nervtötend wie die Haut auf der Milch" und endet mit dem Titel "Das Ganze blieb verborgen endet mit: "Aber so viel Ehrlichkeit war von diesem Duell eh nicht zu erwarten. Das wahrste Wort an diesem Abend sprach gleich nach Abpfiff des Zweikampfs Friedrich Nowottny, der weise alte Mann des Fernsehens: Gut, dass es in diesem Jahr nur ein Duell gibt.
  • In einer "Blitzanalyse, meint der Politikerberater Ulrich Sollmann, dass Schröder ganz klar gewonnen habe. Sein Eindruck zum Coaching von Merkel:

    Spiegel online: Sie soll sich vom ehemaligen "heute-journal"-Moderator Alexander Niemetz trainieren haben lassen. Haben Sie davon etwas gemerkt? Sollmann: Niemetz ist ein Sprechtrainer und das hat man auf jeden Fall gemerkt. Frau Merkel war verbal besser als sonst. Sie hat sich kaum versprochen. Aber die Wirkung persönlicher Souveränität, die lernt man nicht durch Sprech- und Kamera-Training in drei Tagen. Da muss man ein Vierteljahr vorher anfangen. Dann kann man lernen, sich als Persönlichkeit zu zeigen. Frau Merkel ist als Person sichtbar geworden, nicht aber als Persönlichkeit. Frau Merkel ist eine hervorragende Politikern der zweiten Reihe, aber sie sitzt nicht am Kopfende.


  • Im Wiesbadnerer Kurier erschien eine Analyse des Mainzer Politikwissenschaftlers Jürgen Falter: "Es hat keinen eindeutigen Gewinner gegeben. In der A-Note, bei den Inhalten, war Angela Merkel mindestens gleichauf mit dem Kanzler. Sie war auch präziser, was ihre Zukunftsvorstellungen angeht. Bei der B-Note - dem persönlichen Eindruck der Kandidaten - hat sich Gerhard Schröder womöglich sympathischer präsentiert. Aber das Entscheidende ist: Frau Merkel hat nicht in der Weise geschwächelt, wie es vielfach erwartet wurde. Die befürchteten Versprecher sind ausgeblieben."
  • "Bild" führte eine Statistik des Duells auf:

    Frage Merkel Schröder
    Wer hat wie lange geredet 37:05 Min 37:06 Min
    Wer war wie lange allein im Bild zu sehen 8:20 Min 8:40 Min
    Wer hat wie oft "ähh" gesagt 16 Mal 63 Mal
    Wer hat sich wie oft geräuspert? 1 Mal 0 Mal
    Wer hat sich wie oft versprochen? 11 Mal 17 Mal
    Wer hat wie oft gelächelt 59 Mal 28 Mal
    Wer fiel wem wie oft ins Wort 5 Mal 17 Mal
  • Die Welt meint in einem Artikel "Verbal Attacken, Offensiven des Lächelns": "Den medialen Showdown beherrschen Bruchstücke der Wahlkampfreden. Merkel gibt sich angriffslustig, Schröder kommt beim Wahlvolk trotzdem besser an." "Bundeskanzler Gerhard Schröder ist nach Umfragen klarer Sieger des TV-Duells am Sonntagabend. Alle vier von den verschiedenen Fernsehanstalten beauftragten Institute sahen den SPD-Amtsinhaber deutlich vor seiner Herausforderin Angela Merkel von der CDU."
  • Der Blick: Das grosse TV-Duell Schröder war besser aber für den Wahlsieg reicht das noch nicht. (...) Merkel schoss, Schröder parierte. (...) Sie ist gut vorbereitet vom Schweizer TV-Mann Alexander Niemetz, aber nicht entspannt. (...) Aber Merkel war besser als erwartet. Darum reicht es Schröder auch nach dem Duell zum Wahlsieg noch nicht.
  • Der Tagesanzeiger: Es war die Nacht des grossen TV-Duells. 90 Minuten kreuzten Gerhard Schröder und Angela Merkel die Klingen. Die Herausforderin war angriffig, der Kanzler unnachgiebig.
  • NZZ : Zwar konnte keiner der beiden Kontrahenten einen klaren Vorteil erringen. Doch die Kandidatin der Union vermochte dem Medienkanzler durchaus die Stirn zu bieten.
  • Reuters: Schröder schlägt Merkel, es ist aber kein KO Schlag.
  • New York Times titelt: Die Schröder-Merkel Debatte: Experten sagen, die Konserverative sei immer noch vor dem Kanzler. Und zitiert Max Kaase von der Uni Bremen:

    "Es könnte sein, dass die Herausforderin nicht gut genug war um zu zeigen, dass sie für den Job bereit ist. Wichtiger aber ist, dass Merkel besser abgeschnitten hat, als erwartet".


  • Die Berliner Zeitung: "Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat das mit Spannung erwartete TV-Duell gegen seine Herausforderin Angela Merkel (CDU) für sich entschieden. In Umfragen sämtlicher Meinungsforschungsinstitute lag der Kanzler nach dem 90-minütigen Schlagabtausch in den meisten abgefragten Kompetenzfeldern vorn. Nach einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF sagten 48 Prozent der Befragten, der Kanzler habe sich besser geschlagen, 28 Prozent fanden die CDU-Chefin besser. Dagegen schätzten die Befragten Merkel im Feld Arbeitsmarkt kompetenter als den Amtsinhaber ein. Es war das einzige direkte TV-Duell beider Politiker vor der Wahl."
  • Im "ARD" machte der Kinesik Spezialist Samy Molcho nachträglich eine Analyse der Körpersprache von Merkel und Schröder. Er belegte seine Interpretationen mit Bildern. Merkel schnitt viel besser ab. Molcho fand: Die Kandidatin stand immer gerade da, benutzte beide Hände, zeigte im richtigen Moment die Fäuste oder brachte ihre Argumente mit den Fingern auf den Punkt. Schröder hingegen sprach meist nur mit der rechten Kopfhand. Typisch für Macher! Die Hand der Emotion hatte er zu oft in der Tasche. Hatte er etwas zu verstecken? Der SPD Vertreter in der Gesprächsrunde hörte sich dieses negative Urteil unwillig an. Das eindeutige Urteil wurde abgetan mit der Bemerkung: "Ich halte nicht viel von Pantominen". Dies war eine Anspielung auf Molchos frührerer Pantominetätigkeit.




Nachtrag vom 6. September, 2005: Inspiration aus dem Jahr 1985

Wie im Spiegel zu lesen war, kam das Schluss-Statement von Angela Merkel beim TV-Duell einigen Beobachtern bekannt vor. Einige Passagen klängen wie das Schlusswort, das der Präsidentschaftskandidat Ronald Reagan vor 25 Jahren im Fernsehduell gegen Präsident Jimmy Carter vortrug. Tatsächlich wurde diese Inspiration von der Unionseite bestätigt.
Angela Merkel (2005) im Abschluss zu TV Duell mit Gerhard Schröder: Ronald Reagan (1985) im Abschluss zu TV Duell mit Jimmy Carter:
"Liebe Wählerinnen und Wähler, in zwei Wochen werden Sie Ihre Entscheidung über die Wahl fällen. Vielleicht hilft Ihnen die Beantwortung einiger Fragen bei Ihrer Entscheidung: Geht es unserem Land heute besser als vor sieben Jahren, als Rot-Grün antrat? Ist das Wachstum höher? Ist die Arbeitslosigkeit niedriger? Haben wir weniger Bürokratie? Sind unsere Rente, Pflege und Gesundheit sicherer? Wenn Sie alle diese Fragen mit Ja beantworten, dann denke ich, ist es sehr offensichtlich, wen Sie wählen werden. Wenn Sie anderer Meinung sind, wenn Sie nicht wollen, dass wir dem Kurs der vergangenen vier Jahre weiterhin folgen, dann will ich Ihnen eine andere Wahl nahe legen, die Sie haben." "Am nächsten Dienstag werden Sie alle wählen gehen, werden an den Wahlurnen stehen und eine Entscheidung treffen. Ich denke, wenn Sie diese Entscheidung treffen, wäre es gut, sich selbst zu fragen: Geht es Ihnen besser als vor vier Jahren? Ist es für Sie einfacher, in die Geschäfte zu gehen und Sachen einzukaufen, als vor vier Jahren? Gibt es mehr oder weniger Arbeitslosigkeit im Land als vor vier Jahren? Ist Amerika so geachtet in der Welt, wie es war? Glauben Sie, dass unsere Sicherheit so gross ist, dass wir so stark sind, wie wir es vor vier Jahren waren? Und wenn Sie all diese Fragen mit Ja beantworten, dann denke ich, dass ihre Entscheidung sehr offenkundig ist, wen Sie wählen. Wenn Sie dem nicht zustimmen, wenn Sie nicht denken, dass dieser Kurs, den wir die vergangenen vier Jahre lang verfolgt haben, das ist, was sie für die kommenden vier Jahre wollen, dann könnte ich Ihnen eine andere Wahl vorschlagen, die Sie haben."


Nachtrag vom 7. September, 2005: Umfragewerte

Das "Bild" spricht von einem "Umfrage-Schock". Tatsache ist, dass seit dem Rede Duell, die SPD 3 Prozente zugelegt hat. Ob die Debatte selbst die Ursache war, ist aber nicht ganz klar: Es gab auch viel Diskussion um die geplante ziemlich radikale Steuerreform von Paul Kirchhof, die von einigen Wirtschaftsforschern als nicht finanzierbar kritisiert wurde, und auch bei vielen Wählern Nervosität zu verursachen scheint.



Der "Spiegel": "Die Union will in ihrem Wahlprogramm die Steuersätze auf 12 bis 39 Prozent senken und dafür eine "Vielzahl" Steuervergünstigungen abschaffen oder reduzieren. Kirchhof strebt langfristig einen Einheitssteuersatz von höchstens 25 Prozent an. Im Gegenzug sollen alle Steuervergünstigungen abgeschafft und somit die Bemessungsgrundlage als Besteuerungsbasis erweitert werden. Die Rede ist von weit mehr als 400 Steuervergünstigungen. Eine Streichliste, in der Details genannt werden, blieb Kirchhof bislang schuldig."


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