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www.rhetorik.ch aktuell: (24. Juli, 2005)

Schleichwerbung im Fernsehen





Fritz Pleitgen Der Westdeutsche Rundfunk WDR hat wegen Schleichwerbung in Tatort-Krimis einen Strafantrag gegen die TV-Produktionsfirma Colonia Media angetragen. (Schleichwerbung heisst in der Medienbranche auch Product Placement.) Nun werden die Filme der Tochterfirma von "Bavaria" durch den WDR überprüft. Alle Produktionen, die bis 1997 von der Filmfirma "Colonia Media" produziert wurden, mussten vorsorglich gesperrt werden. Der WDR hat nach Angaben des WDR Intendanten Fritz Pleitgen vorsorglich 67 Filme und zwei Serien gesperrt. In der "Süddeutschen Zeitung" meinte Pleitgen, dem Sender sei dadurch allein bei den Filmen ein Schaden von etwa 75 Millionen Euro entstanden.

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Schleichwerbung Die Liste der betroffenen Filme:
  • 38 Tatorte (32 aus Köln, 6 aus Münster) Aus Münsteraner Tatorten "Der dunkle Fleck" (20.10.2002) und "Fakten, Fakten" (1.12.2002) habe es Produktplatzierungen gegen Entgeltzahlungen der LBS und der LVM gegeben. Zusätzlich kam es zu Schleichwerbung für Weizenbier in der Folge "Der dunkle Fleck."
  • mindestens 12 TV-Movies (u.a. "Mein Vater", "Nie mehr 2. Liga", "Der Herr der Wüste", "Winterkind", "Der Weihnachtsbrei", "Dunkle Tage")
  • preisgekrönte Dokumentationen wie "Das Gefängnis Landsberg" und "Die Entstehung der Republik".


Die Prüfer sollen inzwischen auch dokumentiert haben, wie dreist beim "Marienhof" geschummelt wurde. Es seien in Verträgen jeweils bis zu 20 versteckte Werbeeinblendungen vereinbart worden.

Die Schauspielerin Nina Hoger scheint ebenfalls in den Skandal verwickelt zu sein. Sie ist die Ehefrau des früheren Geschäftsführers der Colonia-Media, Frank Döhmann der vom WDR wegen Betruges und Untreue angezeigt wurde.





Ein Ausschnitt aus einem Artikel "Medienskandal, Schleichwerbung im Fernsehen" auf der NDR Webseite:
Unauffällig im Hintergrund: Das Sparkassenlogo. Im Reisebüro: Der Slogan eines grossen Last-Minute-Anbieters. Eine bekannte deutsche Krankenkasse: auch gut erkennbar. Über zehn Jahre soll so in der ARD-Serie Marienhof für Themen und Marken geworben worden sein. Der Vorwurf: gekaufte Dialoge, bezahlte Logos. Günter Struve, ARD-Programmdirektor:

Guenter Struve "Dass kleine Dinge immer wieder passieren bei einzelnen Fernsehfilmen, bei Tatorten meinethalben auch, das will ich nicht ausschliessen, das habe ich auch nicht ausgeschlossen. Schleichwerbung ist verboten, steht im Vertrag, es ist ausserdem rechtswidrig und ausserdem ist es ein Betrug am Auftraggeber. Also hier ist die ARD der Betrogene und nicht der Täter."
Es ist die ARD, die den Marienhof produziert mit ihrer Tochterfirma Bavaria-Film. Sie gehört unter anderem dem WDR, SWR und mdr. Mehr als 2600 Folgen wurden schon gedreht. Der Jahresetat: 20 Millionen Euro. Zuschüsse von Firmen sind verboten - die Vorwürfe deshalb um so brisanter. Hansgert Eschweiler, Bavaria-Film:

Hansgert Eschweiler "Die Geschäftsführung konzentriert sich im Moment ausschliesslich auf die vollständige Aufklärung der Vorwürfe und so lange diese Sonderprüfung läuft können wir natürlich nicht mehr sagen."




Horst Schimanski Der Wikipedia Eintrag über Schleichwerbung gibt Beispiele von "Product Placements" in Deutschen Fernsehproduktionen:
  • Tatort-Ermittler Horst Schimanski lutschte gerne eine bestimmte Bonbonmarke, deren Tüte öfters deutlich zu erkennen war.
  • Während der Sendung "Wetten dass..?" lagen stets Haribo Goldbären bereit, für die der Moderator Thomas Gottschalk auch in Werbespots auftritt.


Quellen:


Nachtrag vom 31 Juli 2005: SF DRS verlangt von Filmemachern Klarheit

Nachdem sich gezeigt hat, dass in vielen Filmen für versteckte Werbung Geld bezahlt wurde, fordern viele jetzt, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden. Wenn Marken gegen Geld ins Bild gerückt werden, muss diese Werbung deklariert sein. Werden die Firmen im Abspann nicht genannt, so handelt es sich in allen Fällen um Schleichwerbung. Nun müssen die Filmemacher bis 31. August alle Requisiten- Placement offenlegen, mit den Summen, die für die versteckte Werbung bezahlt worden sind. Das wird gewiss viele rote Köpfe geben.
Die Illustration zeigt eine versteckte Werbung der Kaffemaschinenfirma "Saeco" in der Sendung "Lüthi und Blanc".




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