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www.rhetorik.ch aktuell: (2. Juli, 2005)

Merkels Versprecher

Die Situation im Bundestag war ernst. Die verbalen Schläge waren hart. Doch gab gab es Raum für Humor: In der Debatte zur Vertrauensfrage hat Unions-Kanzlerkandidatin Merkel mit Versprechern für Heiterkeit gesorgt. In der von Ernst geprägten Situation sagte Angela Merkel gestern im Bundestag:


"Rot-Grün kann unser Land nicht mehr regieren, die PDS darf unser Land nicht regieren, CDU/CSU gemeinsam mit der SPD ...".
Unter dem Gelächter von Rot-Grün korrigierte Merkel den Satz:
"CDU/CSU gemeinsam mit der FDP!".


Sie fügte, nunmehr selbst lachend (es war aber ein gequältes Lachen), hinzu:

"Ich sage es nochmals, für alle verständlich." Das tat sie dann auch unter richtiger Bezeichnung der Liberalen und unter der Betonung, dass beide Oppositionsparteien zur Übernahme der Verantwortung bereit stünden."


Für die Fernsehzuschauer wirkten diese Szenen eher peinlich. Es tönte so, als würde Merkel ausgelacht. SPD-Parteichef Franz Müntefering nahm die Vorlage Merkels an. Er forderte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) schmunzelnd auf, beim Gegenlesen des Bundestagsprotokolls den Versprecher zu korrigieren: "Das vermasselt mir sonst den ganzen Wahlkampf", fügte er hinzu. Heiterkeit löste Merkel auch mit einem weiteren Versprecher aus. Sie bescheinigte Rot-Grün versehentlich

"Handlungsfähigkeit"
was sie umgehend in
"Handlungsunfähigkeit"


verbesserte.

Die Versprecher bestätigen uns, dass Angela Merkel beim Auftritt nicht so locker wie am Anfang gewirkt hat. Nahaufnahmen signalisierten in der Mimik: Merkel ging zu verbissen ins verbale Gefecht.


Joschka Fischer wartet mit einer kämpferischen Rede auf. Ohne langen Vorreden und frei redend, kehrte er zu alter rhetorischer Hochform zurück.

"Frau Merkel, gegenwärtig kommen Sie mir mit den Umfragen vor wie ein wunderbar anzuschauendes Soufflé im Ofen. Wir werden mal sehen, in den letzten drei Wochen, wenn da die Souveränin und der Souverän reinpiekst, was von der Grösse noch übrig bleibt."


Umfragen: Eine Forsa Umfrage von RTL von dieser Woche zeigt, dass 81 Prozent der Befragten glaubt, dass die Union die Neuwahlen gewinnen wird. 69 Prozent sind für Neuwahlen, 25 Prozent dagegen. Eine Infratest/dimap Umfrage vom 28-29 Juni 2005 zeigt, dass die Union im Moment 44 Prozent der Stimmen machen wuerde, im gegensatz zu 27 Prozent für die SPD und 8 Prozent für die Grünen. Bundeskanzler Schröder ist allerings nach dieser Umfrage in Deutschland wieder populärer als seine Herausforderin Angela Merkel. Gäbe es eine Direktwahl des Bundeskanzlers, so erhielte Schröder derzeit 40 Prozent. Merkel käme auf 36 Prozent.




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