Die Situation im Bundestag war ernst. Die verbalen Schläge waren
hart. Doch gab gab es Raum für Humor: In der Debatte zur Vertrauensfrage
hat Unions-Kanzlerkandidatin Merkel mit Versprechern für Heiterkeit
gesorgt. In der von Ernst geprägten Situation sagte Angela Merkel gestern
im Bundestag:
"Rot-Grün kann unser Land nicht mehr regieren, die PDS
darf unser Land nicht regieren, CDU/CSU gemeinsam mit der SPD ...".
Unter dem Gelächter von Rot-Grün korrigierte Merkel den Satz:
"CDU/CSU gemeinsam mit der FDP!".
Sie fügte, nunmehr selbst lachend (es war aber ein gequältes
Lachen), hinzu:
"Ich sage es nochmals, für alle verständlich." Das tat sie dann
auch unter richtiger Bezeichnung der Liberalen und unter der Betonung,
dass beide Oppositionsparteien zur Übernahme der Verantwortung
bereit stünden."
Für die Fernsehzuschauer wirkten diese Szenen eher peinlich. Es tönte
so, als würde Merkel ausgelacht.
SPD-Parteichef Franz Müntefering nahm die Vorlage Merkels an. Er
forderte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) schmunzelnd auf,
beim Gegenlesen des Bundestagsprotokolls den Versprecher zu korrigieren:
"Das vermasselt mir sonst den ganzen Wahlkampf", fügte er hinzu.
Heiterkeit löste Merkel auch mit einem weiteren Versprecher aus. Sie
bescheinigte Rot-Grün versehentlich
"Handlungsfähigkeit"
was sie umgehend in
"Handlungsunfähigkeit"
verbesserte.
Die Versprecher bestätigen uns, dass Angela Merkel beim Auftritt
nicht so locker wie am Anfang gewirkt hat. Nahaufnahmen signalisierten in
der Mimik: Merkel ging zu verbissen ins verbale Gefecht.
Joschka Fischer wartet mit einer kämpferischen Rede auf.
Ohne langen Vorreden und frei redend, kehrte er
zu alter rhetorischer Hochform zurück.
"Frau Merkel, gegenwärtig kommen Sie mir mit den Umfragen vor wie ein
wunderbar anzuschauendes Soufflé im Ofen. Wir werden mal sehen, in
den letzten drei Wochen, wenn da die Souveränin und der Souverän
reinpiekst, was von der Grösse noch übrig bleibt."
Umfragen: Eine Forsa Umfrage von RTL von dieser Woche zeigt,
dass 81 Prozent der Befragten glaubt, dass die Union die
Neuwahlen gewinnen wird. 69 Prozent sind für Neuwahlen,
25 Prozent dagegen. Eine Infratest/dimap Umfrage vom 28-29 Juni 2005
zeigt, dass die Union im Moment 44 Prozent der Stimmen machen wuerde,
im gegensatz zu 27 Prozent für die SPD und 8 Prozent für die
Grünen. Bundeskanzler Schröder ist allerings nach dieser
Umfrage in Deutschland wieder populärer als seine
Herausforderin Angela Merkel. Gäbe es eine Direktwahl
des Bundeskanzlers, so erhielte Schröder derzeit 40 Prozent. Merkel
käme auf 36 Prozent.