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Wir haben das fragwürdige Informationsverhalten der Universität
Zürich im Zusammenhang mit dem Fall Voser ausführlich
analysiert. Nun ist der Vorhang der Verschleierung gelüftet: Die Informationen der Direktorin des Kantonsspitals Zürich Christiane Roth war eine Verneblungsaktion. Uns fielen schon damals ihre allgemein gehaltenen Formulierungen auf. Roth sprach von - "medizinischer Fehlbeurteilung" - "es handelte sich um eine typische Verwechslung der Blutgruppen von Spendeherz und Empfänger" Heute ist belegt: Roth vernebelte die effektiven Tatsachen. Es wurde den Mitarbeitenden damals verboten, mit Journalisten zu reden. Heute lüftete die NZZ am Sonntag der Vorhang der "Verneblungstaktik":
Was uns beschäftigte, war vor allem das fragwürdige Verhalten der Spitaldirektorin vor den Medien. Sie tat immer so, als sei alles klar und eindeutig. Die Formulierung:
gibt uns - im Umgang mit Medien - zu denken. | |||
Nachtrag vom 15. Juni: Widersprüchliches zum "Fall Voser" Turina nimmt im "10 vor 10" Stellung:
"20 Minuten" schreibt am 15. Juni:
NZZ vom 13. Juni:
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Nachtrag vom 17. Juni, 2005: brisanter neuer Artikel im
Tagesanzeiger Magazin.
Nach 10 vor 10 kommt ein Artikel vom
"Tages Anzeiger" Magazin vom 18. Juni
zum folgenden Schluss:
Der Artikel beruft sich auf ein medizinisches Gutachten. Das Gutachten belege das zweifelsfrei. Res Strehle, Chefredaktor des Tagesanzeiger meint, da gäbe es keine Zweifel. Es sei ein leitender Arzt am Spital gewesen, der die Idee gehabt habe. Das Universitätspital will bis zum Abschluss der Untersuchungen keine weiteren Stellungsnahmen geben. |
Rückblick: Der Unispital und die Medien (Quelle Tagesanzeiger)
Beobachter, die nicht mit Namen genannt sein wollen, bestätigen diesen Befund. Noch immer werde das Spital von einer "kämpferischen Kultur" beherrscht. Für die Spitalleitung sei es schwierig, ihre Wertvorstellungen durchzusetzen. Im Gegensatz zu andern Kliniken sähen Mitarbeiter oft keine andere Möglichkeit, als mit ihrer Kritik an die Medien zu gelangen, was für zusätzliche Unruhe sorge. Zu immer neuen Problemen führe sodann das schlecht geregelte Berufungsverfahren für Chefärzte, wie der Fall Knuth einmal mehr deutlich zeige. Kommt dazu, dass die schleppende Untersuchung der ungeklärten Todesfälle durch die Justiz Gift ist für das Betriebsklima im Spital. Mittlerweile hat man den Eindruck, die Ermittlungen würden durch die Medien energischer vorangetrieben als durch Staatsanwalt Jaroslav Jokl. |
Nachtrag vom 19. Juni, 2005:
Tödliche Herztransplantation doch
vorsätzlich vorgenommen? (Quelle Basler Zeitung) Die Ermittlungen werden ausgedehnt. Der Zürcher Staatsanwalt Ulrich Weder will klären, ob am 20. April 2004 unter der Leitung von Klinikchef Marko Turina bewusst das falsche Herz der Patientin eingesetzt wurde. Damit würde sich der Straftatbestand der eventualvorsätzlichen Tötung erfüllen. Weder kündigte an, zusätzliche Personen zu befragen ohne Details zu geben. Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Verena Diener forderte in einem Interview mit der "Tagesschau" ein Moratorium für Herztransplantationen am Uni-Spital. Dies aus Rücksicht auf die Sicherheit der Patienten, aber auch wegen der extrem belastenden Situation für das Ärzteteam geschehen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, hätten die Verantwortlichen extrem verwerflich gehandelt. Die neue Brisanz in dem tragischen Fall haben Medienberichte eingebracht. Die "NZZ am Sonntag" hatte vor einer Woche berichtet, Klinikleiter Turina habe bereits vor der Operation gewusst, dass das Herz die falsche Blutgruppe habe. Im "Magazin" des Tages-Anzeigers wurde am Samstag berichtet, dass mehrere Ärzte in jener Nacht beschlossen hätten, ein inkompatibles Herz zu transplantieren. Turina habe am Telefon die Angaben zu den Blutgruppen falsch verstanden und seine Einwilligung gegeben. Das "Magazin" berief sich auf ein ihm vorliegendes rechtsmedizinisches Gutachten. Mindestens zwei nach wie vor am Spital tätige Mediziner - Turina ist seit Ende August 2004 pensioniert - seien Stunden vor Operationsbeginn über die falsche Blutgruppe informiert gewesen. Im Wissen um die geringen Überlebenschancen der Patientin hätten sie ihr das Herz dennoch transplantiert. Turina sagte in einem Interview mit dem "SonntagsBlick", dass er die ganze Verantwortung für den Fall übernehmen werde. Er habe aber kein Experiment an der Patientin durchgeführt. Es sei ein furchtbares Missverständnis gewesen. Die Spitalleitung hatte Tage nach dem Todesfall die Öffentlichkeit nur insoweit orientiert, dass Missverständnisse in der Kommunikation und eine nachfolgende Fehlbeurteilung die Gründe gewesen seien, dass die Patientin ein falsches Herz bekommen hatte. Weitere Informationen wurden bislang mit Verweis auf das Ermittlungsverfahren verweigert. Das Schicksal der herzkranken Frau war vor der fatalen Operation vom Fernsehmagazin "10 vor 10" verfolgt worden. Wie verhält sich die Spitaldirektorin in der neuen Krisensituation? |
Nachtrag vom 20. Juni 2005: Wann werden die vielen offenen Fragen
endlich beantwortet? Wichtige Fragen sind immer noch nicht geklärt:
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Nachtrag vom 21. Juni 2005: Was wusste Spitaldirektorin Christians
Roth? Ein neue Mitteilung der Uni-Klinik-Leitung zeigt, dass die Informationspolitik rund um diesen Fall immer noch dubios ist. Gestern setzte Gesundheitsdirektorin Verena Diener einen Operationsstopp durch. Gleichzeitig attestierte sie der Spitalleitung mangelnde Führungsqualitäten. An Stelle der Spitaldirektion nahm die Gesundheitsdirektorin das Szepter in die Hand. Jetzt informiert die USZ-Leitung darüber, dass sie eben nicht informiert ist: Alles was man in der Chefetage über den Fall Rosmarie Voser weiss, stammt aus mündlichen, nicht offiziellen Quellen. Bisher hatte die Leitung weder Einblick in die Protokolle der Strafuntersuchung noch ins rechtsmedizinische Gutachten zur tödlich verlaufenen Herztransplantation vom April 2004 gehabt. Nach Uni-Spital-Direktorin Christiane Roth gehe man deshalb nach wie vor davon aus, dass es sich bei der Ursache des tragischen Fehlers um einen Kommunikationsfehler und um menschliches Versagen handelt. Medienberichte, wonach zumindest der leitende Arzt von den unpassenden Blutgruppen des Spenderherzens und Patientin Voser gewusst haben, klammerte das Uni-Spital kommentarlos aus. Dafür schilderte die Leitung was nach dem Todesfall geschah:
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Nachtrag vom 24. Juni, 2005: Persilschein für
schlechten Umgang mit Medien?
Obschon Christiane Roth auch an der letzten Medienkonferenzen hilflos wirkte- sie suchte nach Worten und verstrickte sich in Widersprüche. Sie gab zudem gemäss "Tages Anzeiger Online" zu, dass sie wusste, dass der Narkosearzt und die Transplantationskoordinatorin vor der Blutgruppenunverträglichkeit gewarnt hätten - fragten sich Fachleute ob Roths Tage als Klinikleiterin gezählt seien. Frau Roth wird aber weiterhin fest im Sattel sitzen. Sie wurde jedenfalls vor wenigen Tagen vom Regierungsrat verteidigt. Die Zürcher Regierung stützte die unter Beschuss geratene Direktorin des Unispitals Zürich USZ voll und ganz und fand schon vor Abschluss der Untersuchungen: "Christiane Roth habe im Fall Voser völlig korrekt gehandelt. Bei ihrer Kommunikation mit der Öffentlichkeit habe Roth die Mitarbeitenden des USZ vor einer Vorverurteilung bewahren wollen, hiess es in einer Mitteilung des Regierungsrats. Nach dem Tod der Herzpatientin Rosmarie Voser habe die Spitaldirektorin sofort Strafanzeige erstattet."
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Nachtrag 26.6.05: Der Fall Voser geht in die nächste Runde Der Fall Voser scheint zum Fall Diener-Roth-Turina zu werden. Nach den jüngsten Medienmitteilungen gerät auch Verena Diener zunehmend unter Druck. Nach NZZ am Sonntag war sie über die Umstände des Falles Voser schon früh im Bild. Jetzt wird sie mit kritischen Fragen konfrontiert: Warum liess sie zu, dass Spitaldirektorin Roth die Öffentlichkeit unvollständig und verwirrlich informierte, indem sie lediglich von einem "Missverständnis in der Kommunikation" sprach. Ein SP Kantonsrat sprach bereits von einem "Kommunikations Marignano". Diener habe der eigenen Glaubwürdigkeit geschadet, indem sie die Untergebenen vorgeschickt habe und sich selbst den Medien nicht gestellt habe. Die Gesundheitsdirektion lehnt auch bei den jüngsten "Enthüllungen" jede Stellungnahme ab. Kantonsrat Naef findet ferner, Diener hätte präziser sagen müssen, was sie über den Fall Voser weiss. CVP Fraktionschef Lucius Dürr wertete Dieners Rundumschlag als "ein Zeichen der Hilflosigkeit". Die Gesundheitsdirektorin kritisierte die Leitung der Universität und die Justizbehörde. Sie sprach über den Berufung von Ordinarien von einem Trauerspiel. Nach unserem Dafürhalten darf sich Verena Diener in der jetzigen Situation nicht länger hinter dem Untersuchungsgeheimnis verstecken. Jetzt geht es um ihre Glaubwürdigkeit.
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Nachtrag vom 28. Juni, 2005: Von Intrigen Lügen und Eitelkeiten
Trotz dieser Fälle vertraut Sauter dem Universitätsspital. Denn es gebe viele engagierte und fähige Leute, die zuverlässig und wahrheitsgetreu arbeiten. Doch lief an der Spitze vieles falsch. Übrigens: Vor zwei Jahren erhielt Prof. Christian Sauter den Prix Courage, weil er den Mut aufbrachte, Skandale öffentlich zu machen - die wie im Fall Voser heute - von oben beschönigt oder bagatellisiert worden waren. Es bleibt zu hoffen, dass auch im jüngsten Fall die ganze Wahrheit doch noch an den Tag kommt. |
Nachtrag vom 3. Juli (Quelle SonntagsZeitung) Wir hatten Das Kommunikationsverhalten der Spitaldirektorin im Zusammenhang mit dem Fall Voser mehrmals beleuchtet. Nach den jüngsten Enthüllungen sorgt Roth nicht nur durch das frühere sonderbare Kommunikationsmanagement für Irritation. Nach der jüngsten Ausgabe der Sonntagszeitung kommt sie nun auch intern unter Druck. Bei allen Fehlleistungen in Krisensituation besteht die Gefahr, dass eine Person intensiv durchleuchtet wird und alte Geschichten ausgegraben werden. Bei der alten Geschichte bei Christiane Rohr geht es um einen Brief vom März 2000. Den Brief hatten damals Roths Untergebene verfasst, als sie noch Direktionspräsidentin der Universitären Psychiatrischen Dienste in Bern war. Die Vorwürfe, die zuhanden Chef Psychiatrie gerichtet war, waren schon damals gravierend:
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Nachtrag vom 19. Juli: Quellen müssen nicht preisgegeben werden Der Journalist der "NZZ am Sonntag" muss seine Quellen nicht preisgeben. Damit hat die Anklagekammer des Obergerichtes einen Entscheid zu Gunsten der Pressefreiheit gefällt. Beim medienträchtigen Fall Voser ist somit immer noch keine Ende absehbar. Es wurden nämlich immer noch nicht alle beteiligten Personen befragt. Dies wäre eine der Voraussetzungen zur Aufhebung des Quellenschutzes gewesen. Staatsanwalt Ulrich Weder liess verlauten, man habe aus terminlichen Gründen noch nicht alle Personen befragen können. Die Anklagekammer stellt auch die Frage in den Raum, ob der Zeitungsartikel überhaupt den Vorwurf der vorsätzlichen Tötung erhoben habe. In einer ausführlichen Textanalyse wurde dies verneint. |
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