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Medienrhetorik: Standpunkte vertreten - aber wie?

von Marcus Knill

Die folgende Analyse ist in der Zeitschrift Persönlich (www.persoenlich.com), dem online Portal der Schweizer Kommunikationswirtschaft im Mai, 2005 erschienen. Der Abdruck hier ist mit Genehmigung von "Persoenlich" erfolgt.

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Eine Ergänzung:

Die Erregung Imfelds führte dazu, das er seinen Standpunkt nicht mehr vertreten konnte. Hier das Transkript dieser Passage:

"Ich glaube- wir müssen -eine bestimmte-so-ja wie muss man dem sagen. Jetzt tun wir nur noch alles eif-lan-dislen-dison--so. Jetzt muss jemand ander... "


Nach diesen wirren Wortfetzen musste der Moderator das Wort einer anderen Person weitergeben. Imfeld war nicht mehr fähig, weiter mitzudiskutieren

Kommentar: Die hektisch emotionale Verausgabung des Redners hatte sich auch psychisch und physisch ausgewirkt. Es kam zu einer äusserst peinlichen Situation, wie sie unsere Fernsehzuschauer wohl kaum je erlebt hatten. Der Versuch einen zweiten Standpunkt zu vertreten, scheiterte. Die Worte gerieten völlig durcheinander. Die klaren Gedanken verebbten. Al Imfeld wirkte so, als hätte er einen Schwächeanfall bekommen. Er verstummte ohne Begründung. Dies erinnerte uns an das Bild des sprachlosen Papstes. Der Moderator gab später dem verstummten Teilnehmer nochmals eine Chance, sich zu äussern. Doch Imfeld blieb völlig sprachlos, atmete leicht hörbar und verneinte mit einer schwachen Kopfbewegung - alles wortlos. Der Moderator musste die peinliche Situation retten. Er sprach eine andere Person an. Die Kamera blendete hernach Al Imfeld aus. Das Publikum wird sich bestimmt gefragt haben, was geschehen war. Unsere Vermutung: Imfeld hatte sich zu stark verausgabt und brach deshalb ein.

Erkenntnis: wir dürfen den Standpunkt engagiert vertreten, doch gilt es stets, die Balance zwischen Engagement und Gelassenheit zu finden.


Nachtrag vom 20.Juni, 2005:

Der etwas bissige Kommentar links bringt das Problem vieler Fragesteller auf den Punkt: Wer moderiert, interviewt oder an Veranstaltungen Fragen stellen muss, der sollte stets darauf bedacht sein, dass vor allem die Befragten zu Wort kommen sollten. Die Meinung des Fragestellers interessiert die Zuhörer weniger. Das Publikum wünscht deshalb nur kurze Voten vor einer Frage.


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