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www.rhetorik.ch aktuell: (7. Mai, 2005)

Zu einem NZZ Beitrag über Christiansen





Wir haben die bekannteste deutsche Fernsehmoderatorin Sabine Christiansen verschiedentlich in Polit-Talks beobachtet und analysiert: Jüngst sahen wir Christiansen einmal, als sie sich unbeobachtet fühlte und dennoch mit der Kamera aufgenommen wurde. Für uns wirkte Christiansen in dieser Situation plötzlich natürlich. Als sie jedoch die Kamera bemerkte, setzte sie sich sofort in die bekannte Pose, die das Fünfmillionenpublikum vom Sonntagabend her kennt.

In der NZZ am Sonntag vom 3. April beschrieb Susanna Heim auf treffende Weise das Verhalten und die Wirkung der 'Grande Dame' im Deutschen Fernsehen. Die Beobachtung basiert auf dem Verhalten der Profimoderatorin anlässlich einer Veranstaltung im St. Moritz. Sie deckt sich weitgehend mit unserer Wahrnehmung. Wir zitieren einige Passagen dieses lesenswerten Beitrages:

"Sabine Christiansen hebt sich nicht nur durch das elegante Buisiness-Outfit vom Freizeitlook der Gäste ab. Es sind diese Gesten: der angewinkelte rechte Arm, der zu Dirigierzwecken eingesetzt wird, oder die Art, wie sie sich mittels halbschräger Kopflage dem Gegenüber zuwendet, die eine Kamera-läuft-Atmosphäre aufkommen lassen."
"Diese filigrane Frau ist, wenn sie öffentlich auftritt, die Marke 'Sabine Christiansen'."
"Die berufliche Christiansen wechselt die Seiten wie ein Fussballspieler das Spielfeld nach der Halbzeit. Knallharte Polit-Journalistin und Tänzerin auf wichtigen Partys."
"Das Hochziehen der Augenbrauen (nach einer kritischen Frage) ist als Warnung zu deuten. Für einen Moment versteht man, warum der Bayrische Ministerpräsident Stoiber sie einmal versehentlich mit "Frau Merkel" angesprochen hat..... Dann nimmt sie auch die Starre einer Echse an. Gibt der Feind auf, dankt sie mit einem Lächeln, indem ein mädchenhafter Charme aufblitzt.... Gerne schaltet sie das Wörtchen "man" zwischen sich und die Welt. Auf Fragen, die im Dunkeln der Gefühlslage tasten, antwortet sie mit derselben Diktion, wie sie die Hartz-IV-Reformstau-Leier betet."
"Die Luft ist dünn auf der Höhe des Erfolgs. Spielt sie zu oft die Charme-Karte lassen die bleichgesichtigen Chefredaktioren hämische Suaden verfassen, und ist sie zu tough zu den Gästen, boykottieren sie ihre Sendung. Dabei ist das Austarieren von Nähe und Distanz wohl die grösste Stärke dieser Informations-Veredlerin. Mit ihrer emotionalen Ritterrüstung wäre Christiansen ein ideales Mitglied für das englische Königshaus. Un die perfekte Schräglage ihrer Beine übertrifft selbst eine Blaublütige nicht."


Was Susanne Heim nicht anspricht, ist das, was uns bei Christiansen immer gestört hat: das "schnatterhaft" wirkende Sprechen ist aus unserer Sicht leider noch nicht viel besser geworden.






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