Dresscodes von Jugendlichen sind für Lehrer wie Eltern schwer zu
durchschauen. Soll die Schule Bomberjacken mit "88"-Aufnähern
und Marken wie Thor Steinar, Lonsdale oder Pitbull
an Schulen verbieten, wenn dies als Dresscode für Neonazis
verstanden werden kann?
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Für die meisten Erwachsenen sind Codes aus radikalen Szenen eine
Fremdsprache. Weisse Schnürsenkel sollen zum Beispiel als
Symbol für weisse Rasse sein.
Die "Agentur für soziale Perspektiven" hat dazu die
Broschüre "Das Versteckspiel" veröffentlicht. Demnach gibt
es mehr als 120 Zeichen, die verdeckt oder offen ausdrücken, dass
der Träger mit Nazi-Gedankengut sympathisiert. Dazu gehören
etwa Eiserne Kreuze, Springerstiefel mit weissen Schnürsenkeln,
die Zahlen 18 (für Adolf Hitler) und 28 (für die verbotene
Organisation "Blood and Honour") sowie Bomberjacken der Marke
Alpha Industries und Hemden des Designers Ben Sherman.
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Geheimsprachen demonstrieren nicht nur die Gesinnung der Jugendlichen,
sie nützen auch zur Identifikation und zum Sich-Absetzen
zur älteren Generationen.
Jüngere Schüler sehen die Zeichen eher als Modegag und
ahmen die fragwürdigen Vorbilder nach. Schon früher gab es
über Äusserlichkeiten und Kleider, mit denen eine Gesinnung
kund gegeben wurde.
Früher versuchten Offizierskreise das Lächerlichmachen
von Uniformen zu verbieten. Oder es wurde versucht, Symbole
zur Aufforderung zur Gewalt verbieten. Auch die Diskussionen rund um
das Kopftuchverbot haben bewusst gemacht, dass es schwer fällt,
die persönlichen Freiheitsrechte (Kleider und Symbolsprache)
einzugrenzen.
Die Sache wird brisant beim Tragen von Waffen aus Symbolgrüden.
Eine Schule in Kalifornien musste das Tragen eines funktionalen Messers
eines Sikh Schülers aus religiösen Gründen erlauben.
Beispiel (Quelle: Bild online Artikel)
Seit Beginn dieses Schuljahres bemerkten die Lehrer der
Reinhold-Nägele-Realschule in Weinstadt immer häufiger
martialische Outfits an ihren Schülern. Die Schüler liessen
über "Consdaple" Hemden ihre Bomberjacken offen, so dass auf dem
T-Shirt das Kürzel "NSDAP" zu sehen war. Oder sie nähten sich
die Zahl 88 auf die Jacke - das steht für den Gruss "Heil Hitler"
(weil H der achte Buchstabe im Alphabet ist). Einmal fand die Rektorin
sogar Hakenkreuze an der Klassenzimmerwand. Die Schulleitungen sind sich
nicht klar darüber, ob sie eingreifen sollen und Kleidervorschriften
erlassen sollen oder ob sie das Verhalten als pubertäres Verhalten
sehen wollen, um bewusst zu provozieren. Zum Eklat kam es als
ein Neuntklässler mit dem Schriftzug "European Master Race" auf
der Jacke mit zu einer Betriebsbesichtigung wollte. Sein Klassenlehrer
weigerte sich, ihn in dieser Jacke mitzunehmen.
Der Vater des Jungen wollte die Auflage nicht akzeptieren, solange sie
nicht in der Schulverordnung festgeschrieben sei. Er beteuerte,
sein Sohn habe kein Interesse an Politik und trage die Kleidung nur,
weil sie ihm gefalle. Auch die Mutter des Schülers hatte von der
Symbolik der Kleidung nichts geahnt.
Juristisch ist das Thema heikel. Der Verband Bildung und Erziehung
(VBE) mahnte, Verbote könnten die Persönlichkeitsrechte
einschränken. Zudem sei die Grenzziehung ausgesprochen schwierig:
"Viele Codes kennen die Lehrer doch gar nicht", sagte VBE-Sprecher
Michael Gomolzig.
Eine landesweite Regelung hat das Kultusministeriums
Baden-Württembergs ausgeschlossen.
"Die Schule hat eigentlich nicht über modische Fragen zu entscheiden.
Das ist die persönliche Entscheidung jedes Menschen",
sagte ein Sprecher des Ministeriums.
Über ein Verbot könne aber jede Schule individuell und für
jeden Einzelfall entscheiden.
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