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www.rhetorik.ch aktuell: (24. April, 2005)

Medienreaktionen zum neuen Papst

25. Februar, 2005 28. März, 2005 24. April, 2005


Der Erste Auftritt des neuen Papstes Joseph Ratzingers - Benedikt XVI machte bewusst, dass mit wenig Worten viel ausgesagt werden kann.

Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn.


Dieser Satz wurde in den meisten Medien zitiert oft sogar im Titel. Die Analogie - demütiger "Gärtner" - Weinberg Gottes wirkte nachhaltig. Wir gehen davon aus, dass der scharfe Denker Ratzinger diese bildhaften Worte gut überlegt hatte und dieser Satz nicht zufällig gewählt worden ist. Die Aussage wurde sehr schnell von vielen Analytikern kritisch hinterfragt: - Wollte der neue Papst mit dem Wort "einfach" Bescheidenheit signalisieren?


Ist der neue Kirchenfürst tatsächlich bescheiden? Für uns bestätigt jedenfalls diese erste Aussage:

Mit Kürze und Bildhaftigkeit kann eine starke Wirkung erzielt werden.


Wir werden die Ratzinger Rhetorik weiter verfolgen, um herauszufinden, wie der neuen Papst seine Botschaften im Alltag vermittelt. Nach dem populären Johannes Paul II. wird er es nicht leicht haben, sich zu behaupten. Bereits während der ersten Tagen wurde der konservative Pontifex mit vielen kritischen Kommentaren konfrontiert. Zwei Sequenzen, zeigen das Verhältnis des Papst zu den Medien. Auch er will die Medien nutzen. Er dankte den Journalseiten und den Medien für Ihre Arbeit bei seinem Vorgänger. Der neue Papst hat erkannt: nur dank der Medien können die Botschaften des Vatikans weltweit verbreitet werden.


Deutschland



TAZ: Oh mein Gott! Bild: Wir sind Papst!


Italien



Observatore: Iosephum Ratzinger: Benedictum XVI Italiensche Schlagzeilen: Der Deutsche Priester


England



Sun: Von der Hitler Jugend zum Papa Ratzi Mirror: Der Rottweiler Gottes

Schweiz



Der "Blick" titelte mit fetten Buchstaben auf der Frontseite "Hitlerjunge Ratzinger". Der Untertitel auf der gleichen Seite fragte: "Darf man ihm das zum Vorwurf machen?

Kommentar in der "Welt" über die Schlagzeilen



Ulli Kulke schreibt in der "Welt" am 21. April: Hitlerjunge Ratzinger: Wie Papst Benedikt XVI. die deutsche Vergangenheit sieht

"Der neue Papst - ein ehemaliger Hitlerjunge: Zeitungen aus Italien, England und Ungarn hatten bereits vor dem Konklave Kardinal Joseph Ratzinger mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Und die werde nun wohl den sogenannten "Panzer-Kardinal" oder auch "Gottes Rottweiler" einholen, schrieb etwa die Londoner "Times". Ratzinger als Papst stünde wegen seiner persönlichen Geschichte in starkem Kontrast zum Vorgänger Johannes Paul II., der im Krieg in Polen Theaterstücke gegen die Nazis aufgeführt habe.

Die Wahl zum Papst konnten die Meldungen natürlich nicht beeinflussen. Aber jetzt nutzen einige Zeitungen Ratzingers Vergangenheit für demagogische Schlagzeilen. In der türkischen Zeitung "Sabah" hiess es gestern, ein "ehemaliger Nazi" sei zum Papst gewählt worden."

(...)

Für Biograph Allan war die Nazi-Ära eine Schlüsselzeit für Ratzinger: "Die Erfahrung brachte ihn zu der Überzeugung, dass die Theologie sich an eine starke Kirche mit fester Lehre und Autorität binden müsse, um nicht von aussen gesteuert zu werden oder unterzugehen." In Erinnerung an seine Jugend erklärte er 1986 in einem Vortrag in Toronto: "Eine Kirche ohne Theologie verarmt und erblindet, während eine Theologie ohne Kirche zusammenschmilzt zu einem launigen Einfall." Die israelische Regierung sieht in der prägenden Jugend des neuen Papstes denn auch eher einen Gewinn: "Vor dem Hintergrund des neuen Papstes bin ich mir sicher, dass er wie sein Vorgänger eine mächtige Stimme gegen alle Formen des Antisemitismus ist", sagte Aussenminister Silwan Schalom.

Ratzinger wuchs in einem gegenüber den Nationalsozialisten äusserst distanzierten Elternhaus auf. Sein Vater, zu dem er ein sehr enges Verhältnis hatte, quittierte 1937 den Dienst als Gendarmeriemeister und nahm in Kauf, dass die Familie in wirtschaftliche Schwierigkeiten kam.




Nachtrag: Ein neuer Medienpapst?

Der neue Papst Benedikt XVI hatte gestern Medienvertreter zur Wahrhaftigkeit ermahnt. In Deutsch sagte er, die "aufrichtige Suche nach der Wahrheit" sowie der "Schutz der zentralen Stellung und der Würde der menschlichen Person" gehörten zur ethischen Verantwortung derer, die in der Medienbranche arbeiteten. Damit die Kommunikationsmittel einen positiven Dienst am Gemeinwohl leisten könnten, müsse jeder Einzelne einen verantwortlichen Beitrag dazu leisten. Es sei dabei notwendig, die Auswirkungen der Medienarbeit "auf das Gewissen und auf die Geisteshaltung der Menschen wie auch auf die Bildung der öffentlichen Meinung" zu beachten. Auch die Rede zur Amtseinbindung zeigt wie der neue Papst in Bildern spricht. Er versteht es mit Vergleichen und Analogien Obschon inhaltlich umstritten, gibt der neue Papst rhetorisch viel her.


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