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www.rhetorik.ch aktuell: (27. März, 2005)

Duell Hans Hollenstein - Bruno Heinzelmann



Am Montag, dem 21. März 2005 kam es zu einem Streitgespräch zwischen den beiden Regierungsratskandidaten Hans Hollenstein und Bruno Heinzelmann. Am 10. April fällt der Entscheid über die Nachfolge Christian Hubers im Regierungsrat. Da die beiden Kontrahenten wenig gemeinsame Auftritte hatten, wurde dieses Duell gross angekündigt. Auch wir verfolgten die verbale Auseinandersetzung am Bildschirm. Uns gefiel das harte Nachfrage der beiden kompetenten Journalisten Markus Gilli und Peter Hardmeier. Keiner der beiden Kadidaten wurde geschont. Uns interessierte vorerst, ob die beiden Kandidaten ihre Kernbotschaft festigen konnten. Bruno Heinzelmann war in den Medien die steuerlichen Bedingungen für Unternehmen vorrangig. Während der ganzen Sendung gelang es Heinzelmann nicht, diese Kernbotschaft anzusprechen und zu festigen. Dafür gelang es Hans Hollenstein sein Image als "linker"Kandidat abzulegen. Mit Engagement, Nachdruck und Beispielen räumte er dieses Vorurteil aus.

Zur Wirkung der Kandidaten:

Hollenstein wirkte überlegter, ruhiger (Stimme, Pausentechnik). Wichtiges betonte er (setzte dynamische Akzente). Am Anfang war er zu verhalten, antwortete zu kurz (ohne Fleisch am Knochen) holte jedoch rasch auf, wirkte natürlich (Gestik, Sprachebene) und sprach "strassengängig". In der Regel sind es sonsts die SVP Vertreter, die bildhaft reden. Im Fernsehduell war es nun der CVP Vertreter, der einfacher formulierte. Er sagte beispielsweise:

"Wenn man ein bisschen bei Bargen über die Grenze geht, habt ihr von der SVP bereits Angst, die Souveränität zu verlieren".


Heinzelmann sprach für uns zu hektisch (Pausen fehlten, er sagte zu viele "Aehs"). Seine Körpersprache signalisierte Spannung. Die zu langen Voten reizten zu Unterbrechungen. Heinzelmann wusste auch nicht, wie man mit Unterbrechungen umgeht. Der grösste Mangel: Er liess sich von den Journalisten verleiten, Vorwürfe wie: "Sie sind mit dem Flughafen liiert - sie werden ja dort angestellt"viel zu lange zu verweilen. Es wäre ein Leichtes gewesen, sich vom Vorwurf innert Sekunden zu lösen z.B. Mit der Frage: "Ueberhaupt nicht! Sie wollen doch nicht behaupten, ich sei heute dort schon angestellt!" Heinzelmann kannte die Lenkungstechnik beim antworten nicht.

Beide Politiker wirkten zwar integer und natürlich. Nach unserem Dafürhalten waren beide sich selbst. Inhaltlich vermissten wir jedoch bei beiden Kandidaten konkrete, stimulierenden Elemente oder Argumente (Beispiel, Geschichte, Bild) Wir zweifeln daran, dass beim Publikum Botschaften gefestigt werden konnten. Es würde uns interessieren, ob es überhaupt Aussagen hatte, die nachhaltig sind. Beide bürgerliche Kandidaten politisieren ähnlich. Deshalb hätten die Unterschiede zum Gegenkandidat deutlicher herausgeschält werden müssen.

Der Ausgang der Wahl ist noch ungewiss denn wir zweifeln daran, dass die SP an die Urne geht. Warum sollte sie. Dann hätte Heinzelmann einen Vorteil, zumal ihn die FDP unterstützt. Würde das Fernsehduell massgebend sein, würde Hollenstein gewinnen.

Quelle: Tages-Anzeiger vom 22.03.2005

PR-Profis: Hollenstein ist Sieger nach Punkten

Für den Politberater Guido Weber aus Meilen hat CVP-Regierungsratskandidat Hans Hollenstein beim gestrigen TV-Duell auf TeleZüri besser abgeschnitten als Bruno Heinzelmann (SVP). Hollenstein habe "kompetent, Vertrauen erweckend und staatsmännisch" gewirkt, sagte Weber, der dank seiner Erfahrung in US-Präsidentschaftskampagnen als einer der gefragtesten Polit-Trainer in der Schweiz gilt. Heinzelmann dagegen habe "gestresst-freundlich und leicht bissig" gewirkt. Unnötigerweise, denn er habe im Wahlkampf bessere Karten als allgemein erwartet. Sein Nein zu Schengen dürfte Heinzelmann aber bei Freisinnigen Stimmen kosten.

Auch für die Zürcher Kommunikationsberaterin Karin Müller hat Hollenstein überzeugender gewirkt: "Er kam authentisch rüber, wirkte ruhig, offen, aber auch bestimmt. Bei ihm fühlt man sich aufgehoben." Heinzelmann habe sich als das bewiesen, was er ist: "ein Verlegenheitskandidat". Zudem arbeite er mit Angstmacher-Argumenten. Sein kapitaler Fehler: Er hätte sich auf keinen Fall auf die Anspielungen auf seinen möglichen Unique-Job einlassen sollen. Vielmehr hätte er den Interviewern eine Grenze setzen müssen und die Chance dann nutzen können, um eine klare Polit-Message zu platzieren.

Etwas Ähnliches bemängelt auch der Medienpädagoge Marcus Knill aus Uhwiesen ZH. "Heinzelmann blieb bei Mängeln, die man ihm an den Kopf warf, kleben - etwa beim Vorwurf, ein SVP-light-Politiker zu sein - und wiederholte das Wort selber nochmals." Heinzelmann liess sich vor allem im ersten Teil der Sendung immer wieder unterbrechen. So sieht denn auch Knill Kandidat Hollenstein als Sieger nach Punkten. Für ihn war der CVP-Kandidat nicht zuletzt auch dank seiner sonoren Stimme sicherer und überzeugender. Heinzelmann habe zwar sympathisch, aber unter Druck angespannt gewirkt.

Einzig für den Medienberater und früheren TV-Journalisten Anton Schaller, der vor zehn Jahren selber Regierungsratskandidat war, ging das Duell unentschieden aus. "Hollenstein vermochte zwar im ersten Teil zu punkten, wirkte siegessicher, fast schon abgehoben." Heinzelmann dagegen sei eher spröde, ernsthaft, zum Teil fahrig gewesen. Im zweiten Teil, vor allem beim Steuerthema, habe Heinzelmann aber aufgedreht und zupackend, frisch gewirkt, während es Hollenstein an einem eigenen Standpunkt gemangelt habe. (mth)






Nachtrag vom 11. April, 2005: Unsere Prognose nach dem Tele Züri Duell wurde erfüllt: Hollenstein von der CVP hat sich durchgesetzt.


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