Am Montag, dem 21. März 2005 kam es zu einem Streitgespräch zwischen
den beiden Regierungsratskandidaten Hans Hollenstein und
Bruno Heinzelmann. Am 10. April fällt der Entscheid
über die Nachfolge Christian Hubers im Regierungsrat.
Da die beiden Kontrahenten wenig gemeinsame Auftritte hatten,
wurde dieses Duell gross angekündigt. Auch wir verfolgten
die verbale Auseinandersetzung am Bildschirm. Uns gefiel
das harte Nachfrage der beiden kompetenten Journalisten Markus Gilli
und Peter Hardmeier. Keiner der beiden Kadidaten wurde geschont.
Uns interessierte vorerst, ob die beiden Kandidaten ihre Kernbotschaft
festigen konnten. Bruno Heinzelmann war in den Medien die steuerlichen
Bedingungen für Unternehmen vorrangig. Während der ganzen
Sendung gelang es Heinzelmann nicht, diese Kernbotschaft anzusprechen
und zu festigen. Dafür gelang es Hans Hollenstein sein Image als
"linker"Kandidat abzulegen. Mit Engagement, Nachdruck und Beispielen
räumte er dieses Vorurteil aus.
Zur Wirkung der Kandidaten:
Hollenstein wirkte überlegter, ruhiger (Stimme, Pausentechnik).
Wichtiges betonte er (setzte dynamische Akzente). Am Anfang war er zu
verhalten, antwortete zu kurz (ohne Fleisch am Knochen) holte jedoch
rasch auf, wirkte natürlich (Gestik, Sprachebene) und sprach
"strassengängig". In der Regel sind es sonsts die SVP Vertreter,
die bildhaft reden. Im Fernsehduell war es nun der CVP Vertreter, der
einfacher formulierte. Er sagte beispielsweise:
"Wenn man ein bisschen bei Bargen über die Grenze geht, habt ihr
von der SVP bereits Angst, die Souveränität zu verlieren".
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Heinzelmann sprach für uns zu hektisch (Pausen fehlten, er sagte zu
viele "Aehs"). Seine Körpersprache signalisierte Spannung. Die zu
langen Voten reizten zu Unterbrechungen. Heinzelmann wusste auch nicht,
wie man mit Unterbrechungen umgeht. Der grösste Mangel: Er liess
sich von den Journalisten verleiten, Vorwürfe wie: "Sie sind mit
dem Flughafen liiert - sie werden ja dort angestellt"viel zu lange zu
verweilen. Es wäre ein Leichtes gewesen, sich vom Vorwurf innert
Sekunden zu lösen z.B. Mit der Frage: "Ueberhaupt nicht! Sie
wollen doch nicht behaupten, ich sei heute dort schon angestellt!"
Heinzelmann kannte die Lenkungstechnik beim antworten nicht.
Beide Politiker wirkten zwar integer und natürlich. Nach
unserem Dafürhalten waren beide sich selbst. Inhaltlich
vermissten wir jedoch bei beiden Kandidaten konkrete, stimulierenden
Elemente oder Argumente (Beispiel, Geschichte, Bild) Wir zweifeln
daran, dass beim Publikum Botschaften gefestigt werden konnten.
Es würde uns interessieren, ob es überhaupt Aussagen hatte,
die nachhaltig sind. Beide bürgerliche Kandidaten politisieren
ähnlich. Deshalb hätten die Unterschiede zum Gegenkandidat
deutlicher herausgeschält werden müssen.
Der Ausgang der Wahl ist noch ungewiss denn wir zweifeln daran, dass
die SP an die Urne geht. Warum sollte sie. Dann hätte Heinzelmann
einen Vorteil, zumal ihn die FDP unterstützt. Würde das
Fernsehduell massgebend sein, würde Hollenstein gewinnen.
Quelle:
Tages-Anzeiger vom 22.03.2005
PR-Profis: Hollenstein ist Sieger nach Punkten
Für den Politberater Guido Weber aus Meilen hat
CVP-Regierungsratskandidat Hans Hollenstein beim gestrigen TV-Duell
auf TeleZüri besser abgeschnitten als Bruno Heinzelmann
(SVP). Hollenstein habe "kompetent, Vertrauen erweckend und
staatsmännisch" gewirkt, sagte Weber, der dank seiner Erfahrung in
US-Präsidentschaftskampagnen als einer der gefragtesten Polit-Trainer
in der Schweiz gilt. Heinzelmann dagegen habe "gestresst-freundlich und
leicht bissig" gewirkt. Unnötigerweise, denn er habe im Wahlkampf
bessere Karten als allgemein erwartet. Sein Nein zu Schengen dürfte
Heinzelmann aber bei Freisinnigen Stimmen kosten.
Auch für die Zürcher Kommunikationsberaterin Karin
Müller hat Hollenstein überzeugender gewirkt: "Er kam
authentisch rüber, wirkte ruhig, offen, aber auch bestimmt. Bei
ihm fühlt man sich aufgehoben." Heinzelmann habe sich als das
bewiesen, was er ist: "ein Verlegenheitskandidat". Zudem arbeite er mit
Angstmacher-Argumenten. Sein kapitaler Fehler: Er hätte sich auf
keinen Fall auf die Anspielungen auf seinen möglichen Unique-Job
einlassen sollen. Vielmehr hätte er den Interviewern eine Grenze
setzen müssen und die Chance dann nutzen können, um eine klare
Polit-Message zu platzieren.
Etwas Ähnliches bemängelt auch der Medienpädagoge Marcus
Knill aus Uhwiesen ZH. "Heinzelmann blieb bei Mängeln, die man ihm
an den Kopf warf, kleben - etwa beim Vorwurf, ein SVP-light-Politiker zu
sein - und wiederholte das Wort selber nochmals." Heinzelmann liess sich
vor allem im ersten Teil der Sendung immer wieder unterbrechen. So sieht
denn auch Knill Kandidat Hollenstein als Sieger nach Punkten. Für
ihn war der CVP-Kandidat nicht zuletzt auch dank seiner sonoren Stimme
sicherer und überzeugender. Heinzelmann habe zwar sympathisch,
aber unter Druck angespannt gewirkt.
Einzig für den Medienberater und früheren TV-Journalisten Anton
Schaller, der vor zehn Jahren selber Regierungsratskandidat war, ging das
Duell unentschieden aus. "Hollenstein vermochte zwar im ersten Teil zu
punkten, wirkte siegessicher, fast schon abgehoben." Heinzelmann dagegen
sei eher spröde, ernsthaft, zum Teil fahrig gewesen. Im zweiten
Teil, vor allem beim Steuerthema, habe Heinzelmann aber aufgedreht und
zupackend, frisch gewirkt, während es Hollenstein an einem eigenen
Standpunkt gemangelt habe. (mth)
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