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www.rhetorik.ch aktuell: (2. März, 2005)

Stars oder Sternschnuppen?



Die 19 Jährige Salome Clausen ist am letzten Samstagabend vom Publikum zum "Music Star" gewählt worden. Nicht mit ihrer Stimme, sondern dank des kindlich - frischen Temperamentes habe sie den Goodwill der meist jungen Fernsehzuschauer erobert. Wir haben die Ausscheidung auch mitverfolgt. Die Analysen und Bemerkungen der Jurymitglieder, die Moderation sind immer rhetorisch interessant.
Wir haben das Sendegefäss schon einmal beleuchtet:



Dass es beim Wettsingen um Kommerz, Einschaltquoten geht, ist unbestritten. Dass nicht in erster Linie das Singen im Vordergrund ist, zeigt die Wahl des Publikumslieblings Salome. Von der NZZ am Sonntag als "Sonnenschein" Salome bezeichnet oder das "lustige Mäuschen". Wäre es in erster Linie um den Gesang oder das Stimmvermögen entscheidend gewesen, hätte Claudia D'Addio gewinnen müssen.

Ausschlaggebend war bei dieser Ausscheidung die Performence. Das kleine sympathische Sternchen behauptete sich und wird - wie alle andern auch - nach ein paar Jahren nur noch ein Sternschnuppe sein. Salome ist so jung, dass sie sehr wahrscheinlich den Einfluss der Medien noch gar nicht so richtig ermessen kann. Wenn sie tatsächlich die Lehre als Coiffeuse beendigt und ihr der Erfolg nicht in den Kopf steigt wenn sie immun bleibt vor der Krankheit "Mediengeilheit", so wäre dies erfreulich. Es wäre die Ausnahme. Die Neuauflage des MusicStar machte deutlich, dass heue die "Performen" im Vordergrund stehen. Stundenlanges, tagelanges Training haben die Akteure durchgestanden um die Bewegungsabläufe mühsam zu erwerben. Die Bereitschaft zum Drill (wie in der Rekrutenschule) wäre ohne Durchstehvermögen nicht denkbar gewesen. Das ist immerhin eine positive Lebenserfahrung für alle, die mitgemacht haben. Wir zitieren Mathias Ninck:

"Das war lustig. Man durfte den Kandidaten zuschauen, wie sie mit den Armen ruderten und mit den Fingern die Luft vor sich kraulten, die Augen aufrissen, wie sie grimassierten, nach vorne hopsten, nach links oder sogar, zack, von der Bühne sprangen, hinunter ins Publikums.."


Wenn Jugendliche - bei zunehmender Fettleibigkeit - in der Bewegung und in der Trainingsbereitschaft eine Orientierungshilfe sehen, so wäre dies erfreulich. Die Sprache der Jurymitglieder gibt aber uns mehr zu denken. Wir erinnern an die negativen Vorbilder Bohlen und Soost. Was sagte Chris von Rohr?
  • Fucking Weltklasse
  • Relight my Eier
  • Geil performt, scheisse gesungen
Hinsichtlich Jury-Rhetorik hatte leider die farblose Mia Aegerter nicht viel zu bieten. Ihr fehlte die Gabe, eigene Wahrnehmungen konkret zu formulieren. Doch macht es den Anschein, als sei Musicstar auch als Profilierungsplattform der Jurymitglieder gedacht. Chris von Rohrs Kopftuch mit der Zweifünftelglatze wird wahrscheinlich länger in Erinnerung bleiben als die Glanzlichter der vielen Sternschnuppen. Auch diese Medienpräsenz lässt sich vermarkten.

Weshalb der Erfolg von Salome Clausen?



Wer den Blätterwald (Pressespiegel) durchstöbert, merkt schnell, weshalb die 19 jährige Walliserinnen - obschon sie nicht immer der richtige Ton getroffen hatte, beim Publikum die Punkte holte. Weshalb wurden die Besseren abgewählt? Über die Siegerin wurde so viel Positives geschrieben:

  • Salome wirbelte alles auf
  • Durch ihre Unbeschwertheit holte sie sich Sympathiepunkte
  • Sie ist keck und kess
  • Sie hat Schalk und Charme
  • Sie ist nicht auf den Mund gefallen
  • Sie wirkte bescheiden und hatte mit dem exotischen Dialekt einen Bonus
  • Sie war wie ein Sonnenschein
  • Sie hat Temperament und Ausstrahlung
  • Sie wirkt unverbraucht
  • Sie hat Charisma


  • Die mahnenden Worte der letztjährigen Siegerin Carmen Fenk finden wir beachtenswert:

    "Die grosse Publizität kann schaden." Wer das Gefühl habe, mit der Show eine Weltkarriere zu starten liege falsch. Fenk gibt Salome den weisen Rat: "Diese Sendung ist ein Spiel. Du darfst nicht blindlings auf plötzliche Popularität und Erfolg vertrauen."


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