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www.rhetorik.ch aktuell: (11. Feb, 2020)

Crypto Affaire in der Schweiz

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Eine Spionage affaire in der Schweiz. Eine Schweizer Firma ``Crypto AG" soll über Jahrzehnte manipulierte Geräte verkauft haben. Die manipulierten Geräte konnten mittels einer Hintertür ausspioniert werden. Die Washington Post nennt es den "Nachrichtendienst Coup des Jahrhunderts.
Aus dem Tagi:
Eine der weitreichendsten und erfolgreichsten Geheimdienstaktionen seit dem Zweiten Weltkrieg fliegt nun auf - mit der Schweiz im Zentrum. Damit die USA die Kommunikation ausländischer Regierungen, Militärs und Diplomaten mitlesen konnten, begann sie vor einem halben Jahrhundert, über die im Kanton Zug beheimatete Crypto AG manipulierte Chiffriergeräte zu verkaufen. Das Geschäft mit insgesamt 130 Ländern florierte jahrzehntelang und lief bis vor kurzem weiter. 2018 wurde die Crypto AG aufgelöst. Laut den Journalisten beschreiben die Akten detailreich und präzis, wie die Schweizer Firma zwei Arten von Verschlüsselungsapparaten verkaufte: sichere und unsichere. Bei den manipulierten Geräten konnten die amerikanischen und deutschen Geheimdienste die Abnehmer über eine eingebaute Hintertür ausspionieren. Ahnungslose Käufer, darunter Staaten wie Ägypten, der Iran, Libyen oder Argentinien, wussten demnach nicht, wie leicht ihre chiffrierte Kommunikation entschlüsselt werden konnte.
20 Min:
Die CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) sollen über Jahrzehnte hinweg über 100 Staaten abgehört haben. Das zeigen Recherchen der SRF-Sendung "Rundschau", des ZDF und der "Washington Post". Hilfe sollen sie dabei von der Zuger Firma Crypto AG erhalten haben: Die Spionage war dank derer manipulierter Chiffriergeräte möglich. So hätten CIA und BND Hunderttausende geheime Nachrichten zwischen Regierungsstellen, Behörden, Botschaften oder militärischen Stellen abfangen können. "Irgendwann merkten mein Vorgesetzter und ich, dass die Geräte eine Hintertür haben", berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter gegenüber der "Rundschau". Bereits 1970 hätten der BND und die CIA die Firma zu gleichen Teilen gekauft. Laut dem ehemaligen Mitarbeiter wurden jeweils zwei Formen der Verschlüsselung in die Geräte eingebaut. Nur wenige Länder - darunter die Schweiz - hätten jene Ausführung mit der sicheren Verschlüsselung erhalten, die anderen bekamen eine unsichere. Zu den ausspionierten Staaten zählen etwa Ägypten, Iran, Libyen und Argentinien, wie die Redaktion Tamedia schreibt. Von der Abhöraktion hatten sie keine Ahnung. Die gesammelten Informationen dienten offenbar dazu, US-Geiseln zu befreien oder Terroranschläge von Libyern gegen die USA aufzuklären. Im Falklandkrieg seien die Informationen von Argentinien an Grossbritannien weitergeleitet worden.
Thomas Borer, ex Diplomat gibt ein Interview. Der Tagi hat eine timeline:

Nachtrag vom 12. Februar: Blick:
Man könnte das Ganze als Krimi aus Zeiten des Kalten Kriegs abtun, als ein Stück Geschichte, bei dem höchstens Historiker noch Herzklopfen bekommen. Wären da nicht die Fragen, deren fehlende Antworten den Fall noch heute so brisant machen: Welche Rolle spielt der Schweizer Geheimdienst? Hatte er Kenntnis davon, dass ausländische Geheimdienste den guten Ruf der Schweiz als neutralen Staat ausnutzten, um über eine hier ansässige Firma Freund und Feind auszuschnüffeln? Und: Was wusste der Bundesrat? Für Historiker Philipp Sarasin (63) ist klar: "Irgendwelche Leute in der Schweiz werden das gewusst haben. In der Firma und in den Geheimdiensten." Die grosse Frage sei, ob die Schweizer Regierung etwas wusste. "Das wäre neutralitätspolitisch ein enormes Ding."

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